Der Verein ging auf Spurensuche und zeichnete zum 70-jährigen Jubiläum von 2013 einen historischen Überblick auf. Auslöser für die Gründung waren Brandbomben auf Sins.

red | In der Nacht vom 11. Dezember 1942 zwischen 20.18 und 21.40 Uhr flogen 82 britische Bomber der Royal Airforce (48 Halifaxes, 20 Lancasters, 8 Stirlings und 6 Wellingtons) in 1er, 4er oder 5er Gruppen westlich der Linie Grand Combin-Le Locle in den Schweizer Luftraum ein Richtung Turin. Die Hälfte der Bomberstaffel musste beim Überflug der Alpen in Folge der tiefen Temperaturen in dieser Nacht umkehren.

Um 20.45 Uhr heulten die Alarmsirenen von Zug und Cham. Ein einzelner britische Bomber (Typ ist unbekannt), flog bei Rodersdorf in die Schweiz ein, überflog Balsthal und Triengen Richtung Sins. Nach einigem Wenden liess er plötzlich seine Verderben bringende Last bei Sins fallen und verliess die Schweiz wieder über den Jura. Zum Verständnis: Die gefundenen, nicht entzündeten Brandbomben waren zirka drei Kilogramm schwer und hatten einen Durchmesser von zirka fünf Zentimeter. Die Einschläge waren leise und konnten leicht überhört werden.

Grosser Schaden für die Region
Im Umkreis von einem Kilometer wurden etwa 400 niedergegangene Brandbomben geschätzt. Zwischen Sins und dem Weiler «Höfen» (an der Strasse nach Oberrüti) lag die Mehrheit der Einschläge und Krater. Im Oberrüter-Wald, südlich von Höfen hat eine Sprengbombe eingeschlagen und einen Trichter von vierzehn Metern Durchmesser und rund vier Meter Tiefe aufgerissen.

Den wohl grössten Schaden erlitt die Pächterfamilie Josef Amrein (Höfen). Eine Brandbombe durchschlug das Dach seiner grossen Scheune, welche kurze Zeit später lichterloh brannte. In letzter Sekunde konnten noch rund 30 Stück Vieh aus dem brennenden Gebäude gerettet werden. Futter- und Getreidevorräte, das Mobiliar und die 10’000-fränkige Dreschanlage der Dreschgenossenschaft Abtwil/Sins verbrannten. In Sins kam es vor, dass eine Frau vor das Haus ging um nachzusehen, was in der Umgebung passiert sei, dann aber entdeckte, dass eine Brandbombe das eigene Haus getroffen hatte. Im Gebäude des Baugeschäftes Eigensatz blieben vier Brandbomben im obersten Stock. Zimmerbrände, die aber im Keim erstickt werden konnten. Nicht alle Hausbesitzer hatten so viel Glück.

Am 14. Dezember 1942 befasste sich der Bundesrat mit den Brandbombenabwürfen in Sins und in der Gegend von Raron. Der Bundesrat gab eine entsprechende Verwarnung an die britische Regierung ab, betreffend der Verletzung des schweizerischen Luftraumes.

Ein Film ist der Grundstein
Als Grundstein der Tätigkeit des Samaritervereins bildete eigentlich – auf Initiative des Schweizerischen Samariterbundes – die Vorführung des Filmes «Samariter helfen» am 20. Januar 1943 im Gasthof zum Einhorn in Sins. «Es musste was getan werden – hier in Sins!» Dem Film folgte die Durchführung eines Samariterkurses, der am 26. Januar 1943 begann und am 27. April 1943 mit einem erfolgreichen Examen seinen Abschluss fand. Dieser Kurs vermittelte 65 Teilnehmenden die wichtigsten Kenntnisse für eine Samaritertätigkeit.

Der Beschluss und Gründung
«In der Not muss schnell geholfen werden – hier in Sins.» An der Versammlung vom 29. April 1943 wurde einstimmig beschlossen, den Samariterverein Sins zu gründen, was am 18. Mai an der Gründungsversammlung stattfand. 47 ausgebildete Samariter waren bei der Gründung dabei und traten dem Verein bei. Es folgte am 5. Juni 1943 die Aufnahme beim Schweizerischen Samariterbund (SSB), zum Kantonalverband der Aargauer Samaritervereine und zur Sektion Freiamt des Schweizerischen Roten Kreuzes. Die erste Übung wurde auf den 15. Juni 1943 festgelegt.

Zusammenarbeit mit der Gemeinde
Als erste grosse Aufgabe durfte die Übernahme zur Organisation, der vom Bundesratsbeschluss vom 29. Juli 1943 geforderten Sanitätsstelle für die Zivilbevölkerung in Zusammenarbeit mit der Gemeindebehörde Sins in das Geschichtsbuch eingegangen sein. Der Samariterverein übernahm zugleich auch die Ortswehrsanität in Koordination mit dem Sinser Ortschef Alfons Wiss. Die Gemeinde Sins gewährte einen Beitrag von 200 Franken zur Anschaffung von Übungsmaterial. Die Samariterposten in Sins, Alikon, Fenkrieden, Aettenschwil und Reussegg waren mit je zwei Personen besetzt. Per 31. Dezember 1943 hatte der Samariterverein 123 Mitglieder: 44 Aktivmitglieder und 79 Passivmitglieder. Zusammengefasst wurden neun Hilfeleistungen im Gründungsjahr von den Samaritern gemeldet: eine Schürfwunde, eine Verstauchung, eine Beinverletzung, zwei schwere Handverletzungen, zwei Velostürze mit Knieverletzungen, ein Hundebiss und die Bergung eines Toten.

Zeitraffer von 1944 bis heute
Als erste gemeinsame Übung mit Dietwil darf der «Patrouillenlauf» vom Sonntag, 26. Oktober 1947 betrachtet werden. 1954 wurde auf Wunsch der Schulpflege Sins an der Schulhauseinweihung ein Samariterposten eingerichtet. Es folgten in allen Gemeindeschulhäusern die Einrichtung eines Samariterdepots mit Verbandsmaterialien. Ab 1954 konnte über die Telefon-Nr. 11 Samariterhilfe angefordert werden. Ende 1956 wurden drei weitere Posten errichtet.

Die erste Blutspendeaktion fand am Mittwoch, 28. November 1962 für die Gemeinden Sins, Oberrüti, Dietwil, Abtwil, Auw, Beinwil, Benzenschwil, Merenschwand und Mühlau statt. 129 Blutspendende waren diesem Aufruf gefolgt und sind nach Sins gekommen.

Am 30. September 1977 ertönte die Alarmsirene des Samariterverein Sins glücklicherweise nicht. An jenem Tag stürzte eine Venom MK 1 der Schweizer Armee mit dem Kennzeichen J-1521 im Gebiet Aettenbühl bei Sins ab, wobei der Pilot verstarb. Nicht vorzustellen, wenn der Absturz ein paar Meter weiter im Wohngebiet passiert wäre. Die 80er und 90er Jahre waren geprägt von Postendiensten an verschiedenen Anlässen in und um Sins. So wurden zum Beispiel 1987 an zwölf Anlässen insgesamt 240 Stunden geleistet.

Erkennungswesten kamen erst ab 1988 zum Einsatz.

Im Jahr 2002 wurde der Sozialzeitausweis eingeführt, in welchem die unentgeltlichen geleisteten Arbeiten festgehalten werden konnten.

Im Laufe des Jahres 2003 kam erstmals die Idee einer eigenen Homepage auf, um den Samariterverein nach aussen zu präsentieren. Realisiert wurde die Idee erst 2008.

Neue Begriffe prägen heute unser Umfeld, an welches bei der Gründung 1943 kein Mensch gedacht hätte. Begriffe wie AED/BLS, oder auch der Defilibrator sind Alltag. Elektronische Medien wie Mobiltelefon, PC oder Laptop, E-Mail und Internet, SMS, Facebook und Twitter prägen unseren heutigen Alltag.

Historische Quellen:
Zeitungen: Vaterland, Luzerner Zeitung und Anzeiger für das Oberfreiamt (12./14. und 15. Dez. 1942) sowie www.raf.mod.uk/bombercommand (Campain Diary/ December 1942).

Warum wurde der Samariterverein gegründet?

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