Zukunftsweisende Entscheidung
08.08.2025 BeinwilIn vier Gemeinden des Pastoralraums Muri und Umgebung wird in Kooperation mit der Reformierten Kirchgemeinde Muri-Sins im neuen Schuljahr ökumenischer Religionsunterricht erteilt. Weitere Gemeinden werden folgen.
IRIS CAGLIONI
Es sind die Gemeinden Beinwil, ...
In vier Gemeinden des Pastoralraums Muri und Umgebung wird in Kooperation mit der Reformierten Kirchgemeinde Muri-Sins im neuen Schuljahr ökumenischer Religionsunterricht erteilt. Weitere Gemeinden werden folgen.
IRIS CAGLIONI
Es sind die Gemeinden Beinwil, Buttwil, Benzenschwil und Aristau, die im kommenden Schuljahr als Pilotphase den ökumenischen Religionsunterricht starten. Irena Bobas ist die Leiterin der Katechese im Pastoralraum Muri und Drahtzieherin dieser Pionierarbeit im Aargau. «Katholisch oder reformiert? Die Trennung ist nicht mehr zeitgemäss. Zudem ist der Religionsunterricht in der ersten Unterstufe bereits seit Jahren ökumenisch. Mit diesen vier Gemeinden ist der Anfang getan. Im Schuljahr 2026/27 folgen alle weiteren Klassen der Gemeinden des Pastoralraums Muri.»
Der Graben soll sich schliessen
Immer mehr Schulen setzen auf diesen integrativen Ansatz, der die Schülerinnen und Schüler unterschiedlicher christlicher Konfessionen zusammenbringt. «Unser Ziel ist es, einen respektvolleren, offeneren Austausch zu führen. Dabei sollen die Werte und ethischen Fragen über konfessionelle Grenzen hinweg thematisiert werden. Im Kanton Aargau werden Katechetinnen und Katecheten seit zehn Jahren ökumenisch ausgebildet. Da ergibt es Sinn, dies auch bei den Schülern zu tun. Der Graben zwischen reformiert und katholisch soll verschwinden.»
Der Kerngedanke gilt als wegweisend
«Wir wollen die Kinder nicht mehr trennen!» Die Initianten dieses Projekts betreten damit im Kanton Aargau Neuland. Bisher gibt es kaum Erfahrungen mit einem konfessionell verbindenden Religionsunterricht, der alle Stufen umfasst. «Dieses Projekt verstehen wir daher als wichtigen Impuls für einen lebendigen, zukunftsorientierten Religionsunterricht», informiert Bobas. «Wir wollen die Kinder auf dem gleichen Weg begleiten. Schlussendlich aber soll jedes Kind wissen, wohin es sich zugehörig fühlt.»
Gemeinsamkeiten und Unterschiede aufzeigen
«So zu unterrichten, stärkt das Verständnis zwischen den Konfessionen», ist Bobas überzeugt. Lehrpersonen begleiten die Kinder und Jugendlichen auf ihrem Weg, indem sie sowohl Gemeinsamkeiten als auch die Unterschiede zwischen katholischer, reformierter und anderer christlicher Prägung thematisieren.
So können die Schüler sachlich, respektvoll und dialogorientiert die vielen verbindenden Elemente erfahren. Auch die Unterschiede sollen erkannt werden. «Die Sakramente der einzelnen Glaubensausrichtungen werden weiterhin so vermittelt, wie wir das kennen. Daran wird nichts geändert und nichts wird vermischt. Es geht um die Akzeptanz», betont die Katechetin mit Nachdruck.
Bobas ist überzeugt, dass Religionslehrpersonen in ihrer Arbeit jungen Menschen Orientierung geben und sie in ihrer religiösen Identität stärken möchten – ohne Ausgrenzung, dafür mit Offenheit und Wertschätzung. Der ökumenische Ansatz biete dabei die Chance dazu. «Wir können so Inhalte lebendiger, lebensnaher und inklusiver vermitteln.»
Organisatorische Vorteile
Anstelle paralleler Unterrichtsangebote erlaubt dieser ökumenische Weg eine sinnvolle Bündelung von Ressourcen, besonders in kleinen Schulen oder bei geringen Schülerzahlen. Die Lehrpersonen können gemeinsam planen, sich austauschen und voneinander profitieren. Zudem entsteht ein Raum, in dem Glaubensfragen offen angesprochen werden können. «Die Lehrpersonen fördern den Dialog und regen zu Auseinandersetzung mit ethischen, gesellschaftlichen und spirituellen Themen an. Das soll kritisches Denken, eigene Überzeugungen und Dialogfähigkeit stärken. Auch Toleranz und Verständnis für andere Perspektiven sollen vermittelt werden. Bobas betont: «Das Projekt stiess von Beginn an auf grosse Akzeptanz. Ich habe die tiefe Überzeugung, dass der Glaube verbindet.»
Muri startet, Oberes Freiamt wartet
Ein Projektteam aus dem Pastoralraum Muri und Umgebung, dem Pastoralraum Oberes Freiamt und der Reformierten Kirchgemeinde Muri-Sins hat sich über eineinhalb Jahre auf diesen Schritt vorbereitet. Nun starten die Murianer mit vier Gemeinden, das Obere Freiamt wartet noch ab.
Im Pastoralraum Oberes Freiamt bleibt der Religionsunterricht im kommenden neuen Schuljahr so bestehen, wie er bisher war. «Wann der ökumenische Religionsunterricht bei uns eingeführt wird, kann ich heute noch nicht sagen. Wir sind jedoch in der Diskussion und Ausarbeitung eines möglichen Projektes», informierte Martina Suter, Geschäftsführerin und Bereichsleiterin Katechese, auf Anfrage. Genau wie im Pastoralraum Muri wird auch im Oberfreiamt der Religionsunterricht in der ersten Primarstufe bereits seit Jahren ökumenisch geführt.
Die reformierte Kirche Muri Sins
Für die reformierte Kirchgemeinde mit 16 Gemeinden in der Region wurde der Religionsunterricht immer schwieriger durchzuführen. Katja Wildi, Teamleiterin der Katechese, informierte: «Meiner Meinung nach liegt die grösste Herausforderung bei der Kommunikation und der Information aller Beteiligten. Das Projekt wurde von unserer Kirchenpflege sofort unterstützt.» Weiter seien auch die Pfarrpersonen von Anfang an der Idee positiv gegenüber gestanden, so Wildi. «Bei unseren Katechetinnen, die von den Änderungen direkt betroffen sind, gab es anfänglich Ängste und es stellten sich viele Fragen. Denen begegnen wir mit Weiterbildungen zum Thema und viel gemeinsamem Austausch. Auch die Organisation des Unterrichts und die Verträge, zwischen den Kirchgemeinden, die aufgesetzt werden müssen, sind herausfordernd. In der Organisation kommen immer wieder neue Fragen auf, und gerade deshalb erachte ich das kommende Jahr in der Pilotphase so wertvoll.»