Vereinte Kräfte für die Region
08.11.2024 RegionMiteinander geht vieles ringer. Dies zeigt sich auf politischer wie wirtschaftlicher Ebene. Auch die Repla will die Energie nutzen, die durch gemeinsame Ziele entstehen kann.
tst | Der Bezirk Muri ist, gemessen an der gesamtkantonalen Entwicklung, eine ...
Miteinander geht vieles ringer. Dies zeigt sich auf politischer wie wirtschaftlicher Ebene. Auch die Repla will die Energie nutzen, die durch gemeinsame Ziele entstehen kann.
tst | Der Bezirk Muri ist, gemessen an der gesamtkantonalen Entwicklung, eine Wachstumsregion. An den Grossratswahlen hat sich dies mit einem zusätzlichen Sitz bemerkbar gemacht. Und auch für die kommenden Jahre stellen die kantonalen Prognosen und die kommunalen Selbsteinschätzungen zur Bevölkerungsentwicklung dem Bezirk ein überdurchschnittliches Wachstum in Aussicht. Kein Wunder: Die Region vereint die Vorteile des ländlichen Flairs mit der Lage zwischen den Wirtschaftszentren Zürich, Zug und Luzern.
Regionale Perspektive
Das Wachstum ist grundsätzlich schmeichelhaft, es bedeutet für die Gemeinden allerdings auch eine grosse Herausforderung. Eine Herausforderung, die sie gemeinsam angehen müssen. Schliesslich machen viele Kernthemen nicht an der Gemeindegrenze halt. Etwa wenn es um Hochwasserschutz an der Reuss geht, um Mobilitätsmanagement, um Energieversorgung oder Wohnen im Alter, ist eine regionale Perspektive hilfreich. Eine solche bietet der Regionalplanungsverband (Repla) Oberes Freiamt. Mit seinem «Regionalen Raumkonzept 2040» hat dieser 2018 einen Rahmen gesetzt, der die wichtigsten Koordinationsaufgaben und Handlungsfelder aufführt. Letztes Jahr wurde das Konzept einem Controlling unterzogen.
Handlungsbedarf hat die Repla unter anderem beim Flächenmanagement geortet. Konkret geht es darum, eine Anlaufstelle zu bieten, wo Unternehmen, die in der Region ansässig sind oder sich hier niederlassen wollen, eine Übersicht erhalten, wo dies überhaupt möglich wäre. «Das kann eine grüne Wiese sein», führt Rainer Heggli, Präsident der Repla-Wirtschaftskommission, aus, «oder auch bebaute Flächen, die derzeit nicht genutzt werden.» Im Moment ist dieses Potenzial nirgends in einem zentralen System festgehalten. «Die einzelnen Gemeinden wissen es für sich selbst wohl – wenn auch nicht jede gleich gut», ergänzt Daniel Räber, Geschäftsstellenleiter des Regionalplanungsverbands (Repla) Oberes Freiamt. Das solle aber kein Vorwurf sein, betont er: «Das ist ja auch nicht ihre Kernaufgabe.»
Transparenz schaffen
In einem ersten Schritt wird es also darum gehen, Transparenz zu schaffen, wo im Bezirk Arbeits- und Gewerbezonen unter welchen Bedingungen verfügbar sind. «Das ist eine anspruchsvolle Aufgabe», sagt Rainer Heggli. Gemäss kantonalem Richtplan liegen die wirtschaftlichen Entwicklungsschwerpunkte von regionaler Bedeutung im Oberen Freiamt in den Zentren Muri und Sins sowie in den Gemeinden der ländlichen Entwicklungsachse. Dazu zählen vor allem Boswil und Merenschwand. «Darüber hinaus hat aber jede Gemeinde eigene Gewerbezonen», so Heggli. Ein Aufwand, dem die bestehenden Strukturen nicht gerecht werden können: «Um das zu bewirtschaften, müssen wir eine Stelle aufbauen», sagt Räber. Und: «Das muss betrieblich verankert werden.»
Unterstützung erhält die Region durch das Programm «Neue Regionalpolitik» (NRP), mit welchem Bund und Kantone ländliche Räume in Grenzregionen in deren Wettbewerbsfähigkeit fördern. Dank seiner Lage am Rand des Kantons erfüllt das Oberfreiamt diese Kriterien. Im NRP-Programm mit dem Ziel, den Bezirk Muri als Wirtschafts- und Lebensregion zu positionieren, ist der Aufbau des Arealund Flächenmanagements als eine von vier Stossrichtungen aufgeführt. Bereits in der Umsetzung sind die Vernetzungsveranstaltungen, die Entscheidungsträger von Politik, Wirtschaft und Zivilgesellschaft aus der ganzen Region zusammenbringen, und das bis 2025 befristete Programm zum Aufbau und zur Verankerung der Marke «Freiamt.Mittendrin». Daniel Räber erklärt die Kernbotschaft: in der Peripherie liege man nur aus kantonaler Perspektive, mit Fokus auf die Wirtschaftszentren Zürich, Zug und Luzern allerdings mittendrin.
Gemeinsamen Nenner finden
«Freiamt.Mittendrin» baut auf einen «Dreiklang» an Qualität. Gemeint ist nebst Wohnen und Freizeit explizit auch die Arbeit. Deshalb sind auch die Gewerbe- und Industrievereinigungen des Bezirks im Programm mit dabei. «Sie bringen die Anliegen der Unternehmen ein», sagt Rainer Heggli, «was eine Bereicherung ist.» So gehe es nicht darum, die bestehenden Strukturen zu konkurrenzieren: «Die Gewerbevereine sind auf lokaler Ebene stark, und das ist gut so», betont Räber. «Wir können die regionale Vernetzung ergänzen, die ihnen etwas fehlt.» Aktuell geht es darum, auch Wirtschaftsunternehmen direkt an Bord zu holen. Partnerschaften werden unter anderem mit Logo-Präsenz und Netzwerk-Anlässen honoriert. «Wir bilden eine Koalition der Willigen», erklärt Räber. «Nicht ohne auch bei den Skeptikern dran zu bleiben. Sie können ebenfalls wichtige Inputs liefern», ergänzt Heggli.
Als Teilprojekt vier im NRP-Programm ist der Aufbau einer eigenständigen Wirtschafts- und Standortförderungsorganisation vorgesehen. Sie soll künftig den Vernetzungs- und Koordinationsaufwand stemmen, darüber hinaus vorspuren und weiterentwickeln, informieren, beraten und unterstützen. Bis im ersten Quartal 2027 will man Nägel mit Köpfen machen. Dafür gelte es nun, den grössten gemeinsamen Nenner zu finden.
«Wenn viele das teilen, kann eine tolle Energie entstehen», sagt Rainer Heggli. Vorerst bedingt das allerdings, Überzeugungsarbeit zu leisten – bei den Gemeinden wie bei der Wirtschaft. «Ich glaube, dass die Gemeinden zunehmend spüren, dass sie einander brauchen und auch die Wirtschaft noch stärker einbinden sollten», so Heggli.