Verabschiedung aus dem Gemeinderat
09.02.2024 SinsNach 18 Jahren ist Schluss: Andrea Moll-Reutercrona demissioniert Ende März als Gemeinderätin. Mit ihrer politischen Karriere hat sie Sins mitgeprägt. So spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Südwest-Umfahrung.
RAHEL HEGGLIN
...Nach 18 Jahren ist Schluss: Andrea Moll-Reutercrona demissioniert Ende März als Gemeinderätin. Mit ihrer politischen Karriere hat sie Sins mitgeprägt. So spielte sie eine entscheidende Rolle bei der Südwest-Umfahrung.
RAHEL HEGGLIN
Moll-Reutercrona wuchs in Zürich auf. Vor rund 40 Jahren zog sie der Liebe wegen nach Gerenschwil. Die Gemeinde Sins hat sich aus ihrer Sicht in den vergangenen Jahren positiv entwickelt: «In den 1980er Jahren war Sins eher ländlich. Mittlerweile sind wir eine wichtige Zentrumsgemeinde neben Muri. Muri orientiert sich Richtung Aarau, Sins Richtung Innerschweiz und Zug.»
Die Wahl-Sinserin wurde im Herbst 2005 in den Gemeinderat gewählt. Ihr Amt trat sie per 1. Januar 2006 an. Seither betreut sie das Ressort Finanzen, aber auch die Abwasserentsorgung und den Abfall, was ihr gut liegt: «Im Hintergrund tätig zu sein, liegt mir eher. Ausserdem ist es ein spannendes Ressort, ohne Geld geht schliesslich nichts.» Zudem war sie als Grossrätin Präsidentin der Kommission «Volkswirtschaft und Abgaben» und kümmerte sich um Themen wie Steuern und Standortförderung: «Ich konnte so Synergien nutzen, obwohl es schlussendlich zwei unterschiedliche Aufgaben waren.» Als Grossrätin war Moll-Reutercrona von 2002 bis 2015 tätig.
Wichtige Projekte für die Gemeinde
In ihrer Funktion als Gemeinderätin war sie die treibende Kraft hinter verschiedenen Grossprojekten. Wie beispielsweise für den Recyclingpark, welcher ziemlich kurzfristig aus dem Boden gestampft werden musste: «Damals ging die Bevölkerung nach Cham in die Furenmatt zum Entsorgen. Irgendwann sagten die Zuger, dass dieser ausschliesslich für Einheimische sei und die Aargauer da nicht mehr entsorgen dürfen.» So brauchte es eine lokale Lösung. Da sich mit dem Abfallgeschäft auch Geld verdienen lässt, wollte Moll-Reutercrona die Finger drin haben. «Der Recyclingpark wird gut genutzt und auch das Areal hat sich bis heute bewährt. Rückblickend war dieser Entscheid eine gute Sache.» Auch für die Süd-West-Umfahrung war Moll-Reutercrona mitentscheidend: «Da habe ich zusammen mit Grossrat Andreas Villiger im Parlament gekämpft und argumentiert, warum es diese Umfahrung braucht.» Schlussendlich mit Erfolg: Der Kanton sprach über 90 Millionen Franken für die Umsetzung dieses Projektes. Die Gemeinde Sins musste sich mit rund 10 Millionen beteiligen.
Zu ihrem Ressort gehörten auch Unterhalt und Erneuerung des Abwassernetzes. Die Anforderungen an den Gewässerschutz werden immer komplexer. «Es ist wichtig mit den veränderten Bedingungen Schritt zu halten. Ein funktionierendes Abwassernetz gehört zu unserem Alltag, was es alles dafür braucht, ist den meisten nicht bewusst», so Moll-Reutercrona.
Budgetberechnung
Das Ressort Finanzen leitete sie stets geschickt. Im Gemeinderat wurde oft hitzig diskutiert, welche Projekte nun umgesetzt werden sollen und mit welcher Finanzierung. «Schlussendlich wird ein Entscheid gemeinsam gefällt und dieser auch gemeinsam getragen. Wir haben stets versucht, das Bestmögliche aus den zur Verfügung stehenden Mitteln zu holen.»
Sorgen haben ihr jeweils die juristischen Personen gemacht. «Firmen sind schwer zu budgetieren. Sobald eine Krise kommt, weiss man nicht, wie sich ihre Geschäfte entwickeln. Da kann es in die eine oder in die andere Richtung gehen. Dementsprechend kann das Budget nicht immer perfekt berechnet werden.»
Viele Pläne für die gewonnene Freiheit
Mit ihrer Demission will sie nun Platz für jemanden mit anderen, neuen Ideen machen. Die gewonnene Freizeit wird sie nutzen, sich um ihre 94-jährige Mutter, ihr grosses Haus und ihre Hobbys zu kümmern. Moll-Reutercrona lebt auf einem Hof in Gerenschwil mit ihrem Mann und vielen Tieren. Unter anderem hat sie zwei französische Hirtenhunde, mit welchen sie regelmässig in die Hundeschule geht. «Prüfungen absolviere ich keine mit meinen Hunden. Aus diesem Alter bin ich raus», lacht sie. Zudem gestaltet sie leidenschaftlich gerne Patchwork oder Quilts. Das sind Nähkreationen aus Stoffresten, für welche sie auch Kurse bei renommierten Künstlern besucht.
Neue Person – neue Ideen
Mit der Wahl ihres Nachfolgers wird der Gemeinderat in Sins ausschliesslich männlich. Moll-Reutercrona wünscht sich für die Zukunft, dass sich die Frauen getrauen, sich in der Politik einzubringen. «Gerade im Gemeinderat spielt die Parteizugehörigkeit weniger eine Rolle. Da geht es um die Lenkung des Ressorts und um die Entscheidungen im Gremium.» Als Nachfolge stehen den Stimmberechtigten Alexander Eigensatz von der FDP und Roger Arnold von der SVP zur Verfügung. Die Wahl wird Moll-Reutercrona mit Spannung verfolgen. «Die neue Person soll die Chance haben, ihre Fähigkeiten und Ideen einzubringen und das Departement nach seinem Gutdünken lenken.» Für die Gemeinde wünscht sie sich gesunde Finanzen und für ihren Nachfolger genügend Mut, seine Meinung im Gemeinderat zu platzieren. «Ich hoffe, dass der Teamzusammenhalt weiterhin so gut ist, wie er in den vergangenen Jahren war.»