Und wieder steht Oberrüti im Wasser
06.09.2024 OberrütiNaturgewalt Vor drei Monaten flutete der Gibelbach zusammen mit dem Dorfbach die Kreuzung im Dorfzentrum und richtete grosse Schäden an. Am Sonntagabend führte der Starkregen in der Region wieder zu Überflutungen – diesmal um einiges heftiger.
...Naturgewalt Vor drei Monaten flutete der Gibelbach zusammen mit dem Dorfbach die Kreuzung im Dorfzentrum und richtete grosse Schäden an. Am Sonntagabend führte der Starkregen in der Region wieder zu Überflutungen – diesmal um einiges heftiger.
IRIS CAGLIONI
Feuerwehrkommandant Jan Steiner nahm den ersten Alarm um 19.40 Uhr entgegen, danach rasselte es in der Kommandozentrale. «Wir hatten eine Flut von Schadensmeldungen. Anfänglich war ich mindestens 30 Minuten nonstop am Telefon.» Aufgrund der hohen Anzahl Meldungen bot Steiner das ganze Corps auf, insgesamt waren 65 Feuerwehrleute im Einsatz. Es gab über 140 Alarmierungen im Gebiet Oberrüti-Dietwil. «Wir mussten einen Schichtbetrieb führen, trotzdem gab es einzelne, die die ganze Nacht durchgearbeitet haben.»
Oberrüti und seine Bäche
Die neuralgischen Punkte in Oberrüti sind die Bachläufe. Nach Absprache mit der Polizei sperrte die Feuerwehr am Sonntagabend die Kantonsstrasse ab Sins und Gisikon, weil die Kreuzung unter Wasser stand. «Der Dorfbach schwoll an und beanspruchte die ganze Strassenbreite für sich, was die Senke der Kreuzung füllte. Die Anrainer, so beispielsweise das Restaurant Rössli, hatten wieder Wassereinbrüche. Das Wasser stand höher als im Juni», informierte Steiner. Wer am Montagvormittag durch Oberrüti fuhr, sah an der Kreuzung nur noch wenige Spuren der Nacht. «Zehn Mann arbeiteten rund drei Stunden lang bei der Kantonsstrasse, damit wir sie um 3 Uhr nachts freigeben konnten. Doch damit war es in Oberrüti noch lange nicht getan. Der Gibelbach wurde auch wieder zum Fluss und füllte die Tiefgarage der Gibelbachüberbauung, diesmal aber bis unter die Decke. Drei grosse, effiziente Pumpen waren bis am Montagnachmittag im Einsatz.
Auch in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch musste die Feuerwehr ausrücken. Zum Glück war das Ausmass nicht so dramatisch wie am Sonntag.
Nur noch halten und bewältigen
Auf der Prioritätenskala der Feuerwehr gilt: 1. Retten von Mensch und Tier. 2. Schützen, bei Hochwasser wäre das: Schutz mit Sandsäcken, Schalungsbrettern oder auch einem Graben. 3. Halten, also alles daran setzen, damit es nicht noch schlimmer wird. 4. Bewältigen, bei Wassereinbrüchen bedeutet das: mit Tauchpumpen die gefluteten Räume auspumpen. «Gerne hätten wir Schutzmassnahmen ergriffen, doch jeder Alarm erfolgte erst, nachdem die Eigentümer oder Mieter sahen, dass die Keller oder Garagen voller Wasser waren.»
Schäden in Millionenhöhe
Grosse Schäden richtete das Wasser auch in Industrie- und Wohngebieten an. Alleine die Kantonale Gebäudeversicherung geht von einer approximativen Schadenssumme von einer halben Million Franken aus. Doch hier sind die Schadenssummen der Sachversicherungen nicht inbegriffen.
Heizöl ausgelaufen
Bei einer Liegenschaft brach das Wasser in den Heizöltankraum ein. Der Öltank wurde durch die Wasserkraft angehoben und drehte sich, sodass einige Liter Heizöl ausliefen. Die örtliche Feuerwehr schloss sich mit dem Amt für Umwelt kurz, die Stützpunkt-Feuerwehr Muri mit den Spezialpumpen und dem Behälter für das abgepumpte kontaminierte Wasser kam leider erst zum Einsatzort, als das Wasser abgeflossen war. «Wir gehen von rund 50 Litern aus. Eine solche Wasserverschmutzung ist immer sehr umweltbelastend. Jetzt liegt das Öl in der ARA.»
Mögliche kurzfristige Massnahmen
Gemeinderat Roland Meier teilte auf Anfrage mit, dass Massnahmen, die das kilometerlange Bachbett betreffen, eine langwierige Angelegenheit seien. Was als kurzfristige Massnahme möglich und sinnvoll ist, wäre ein Objektschutz. Daran sei auch die Kantonale Gebäudeversicherung interessiert. «Änderungen am Bach selbst, egal welcher Art, wären Massnahmen, die etliche Jahre in Anspruch nehmen würden.»
Wie wütete das Wasser anderswo?
Die Feuerwehr Sins-Abtwil musste 15mal ausrücken. Gemäss Auskunft von Gemeindeammann Stefan Balmer trat das Wasser bei der Baustelle Nüberich-/Chrüzhübelbach über die Ufer und suchte sich seinen Weg auf der Strasse. «Nicht auszudenken, was passiert wäre, hätten wir die bisherigen baulichen Massnahmen am Bach noch nicht gemacht.»
Auch in Sins wurden Keller und Tiefgaragen geflutet. Feuerwehrkommandant Thomas Huber hatte rund 60 Feuerwehrleute im Einsatz bis zirka 1 Uhr nachts.
In Auw mussten vier Keller vom Wasser befreit werden. Die Bäche auf dem Gemeindegebiet hatten gerade noch genügend Kapazität, um die Regenmassen zu schlucken, teilte Kommandant Marco Schmid mit. «Ich sah nebst dem Wetterradar auch die Regenwand bei Sins und war vorbereitet. Rund eine Stunde später, und deutlich schwächer als in Sins, kam dann der Regen zu uns. Einen ruhigen Abend ohne Einsätze und mit weniger Regen als an anderen Orten hatten die Feuerwehrleute in Mühlau und in Beinwil.