Überlebenskünstler in der kalten Jahreszeit
31.10.2024 RegionTrotz der vielen Nässe in diesem Frühling und Sommer haben die Oberfreiämter Imker eine gute Honigsaison erlebt. Nun heisst es für sie aber Vorkehrungen zu treffen, damit die Bienen überwintern können.
RAHEL HEGGLIN
Im Bienenstock von ...
Trotz der vielen Nässe in diesem Frühling und Sommer haben die Oberfreiämter Imker eine gute Honigsaison erlebt. Nun heisst es für sie aber Vorkehrungen zu treffen, damit die Bienen überwintern können.
RAHEL HEGGLIN
Im Bienenstock von Niklaus Meier aus Auw beginnt der Zyklus der Winterbienen – wie bei allen anderen Bienen – bereits im Sommer, wenn die ersten langlebigen Bienen schlüpfen. Ihr wichtigstes Ziel ist es, das Volk bis ins nächste Frühjahr vital und gesund zu halten.
Mit den kürzer werdenden Tagen signalisiert die Natur den Beginn der Winterruhe. «Es geht aber vor allem um die Temperatur. Solange diese über zehn Grad ist, schwärmen Bienen aus. Das kann teilweise noch im Dezember sein», sagt der Auwer Imker, der auch im Verein der Oberfreiämter Bienenzüchter ist. Mit den kälter werdenden Tagen kommt eine Zeit, in der die Nektarquellen versiegt sind und Pollen nur spärlich gesammelt werden können. «Damit die Bienen dennoch genug Energie für das Überwintern haben, füttern wir Imker den Bienen Zuckerwasser im Stock. Das sieht ein wenig aus wie die Glasur einer Crèmeschnitte», erklärt Meier.
Störung kann zum Tod führen
Meier kümmert sich um acht Bienenvölker. Sobald die Temperaturen für Bienen zu kalt sind, ziehen sie sich in ihren Stock zurück und bilden eine Traube. «Das kann man sich vorstellen wie ein Ball voller Bienen. Dabei rotieren die Tiere, damit nicht immer die gleichen aussen sind. So wärmen sie sich gegenseitig», erklärt Meier. Nebenbei beschützen und versorgen die Bienen auch die Brut und die Königin.
Diese enge Gemeinschaft ist lebenswichtig. Plötzliche Störungen durch eine Maus im Bienenstock oder das Klopfen eines Vogels oder Menschen an den Bienenstock, können fatale Folgen für das Volk haben. «Wenn beispielsweise ein paar Nüsse von einem Baum immer auf den Bienenstock fallen oder Kinder einen Schneeball daran werfen, kann man sicher sein, dass das Volk im Frühling tot ist», sagt Meier. Dies komme immer wieder vor und mache den Imkern zu schaffen. «Wir arbeiten mit den Bienen und haben auch eine gewisse Beziehung zu ihnen. Trotzdem rechnen wir mit 10 bis 15 Prozent Verlust pro Jahr.» Der finanzielle Verlust für ein ganzes Bienenvolk hält sich jedoch in Grenzen. «Ein Bienenvolk kostet rund 300 Franken.»
Neue Waben für die Bienen
Im August, September und Dezember führen die Imker bei den Bienenvölkern eine Behandlung gegen die gefürchtete Varroa-Milbe durch. Dabei kommen verschiedene, bienenschonende und in der Schweiz zugelassene Methoden zum Einsatz, um die Gesundheit des Volkes zu gewährleisten. Daneben nutzt der Imker die kalte Jahreszeit, um Vorbereitungen für die nächste Saison zu treffen. Er nimmt die Bienenwaben, welche für die Brut gebraucht wurden, heraus und filtert den Wachs heraus. «Nur junge Bienen können Wachs schwitzen. Das ist eine sehr anstrengende Arbeit für die Tiere», erklärt Meier. Mit dem gewonnenen Wachs giesst er wieder neue Mittelwände. So schaffen die Imker optimale Bedingungen für das kommende Jahr, wenn die Bienen wieder aktiv werden und die neuen Mittelwände ausbauen. «Es ist eine Art Starthilfe. So müssen die Bienen nicht die komplette Arbeit für ihre Brutwaben selbst machen.»
An der Arbeit mit den Bienen finden immer mehr Leute Freude. «Am Samstag haben wieder fünf Personen den Grundkurs für Jungimker abgeschlossen», informiert Meier. Sie haben sich während zwei Jahren das Handwerk zur Imkerei im Verein beibringen lassen.
Neues Erwachen
Sobald die Tage wieder länger und etwas wärmer werden, erwacht das Bienenvolk aus seiner Winterruhe. Die Bienen machen einen Reinigungflug und entleeren ihre Kotblasen. Oft entdecken sie dabei bereits die ersten Blüten mit frischem Pollen. «Diese Erstflüge können bereits im Januar stattfinden», sagt der Oberfreiämter Bienenzüchter. Besonders Weiden und Schneeglöckchen sind für die Tiere willkommene Nahrungsquellen, auch wenn die Temperaturen noch kühl sind. Der frische Pollen, zusammen mit den angelegten Winterreserven, sind entscheidend für die Fütterung der Brut, die nun wieder heranwächst und sich auf die bevorstehenden Frühlingstrachten vorbereitet. «Das Interessante ist, dass eine Biene, welche im Frühling zur Welt kommt, nur gut einen Monat lebt. Während ihr Artgenosse, der im Juli/August schlüpft, zur Winterbiene wird und so rund acht Monate leben kann», präzisiert Meier.
Nun hofft er auf baldige, kühlere Temperaturen. So können die Bienen zur Ruhe kommen und den Winter hoffentlich unbeschadet überleben. Meier kann derweil auf ein gutes Jahr zurückblicken. «Ich hatte trotz dem nassen Wetter ein sehr gutes Jahr und konnte viel Honig ernten.»