Pius Krummenacher hat vor 38 Jahren seine erste Maschine erfunden. Seither wurde seine Erfindung stetig verbessert und dem Zeitgeist sowie den Bedürfnissen angepasst. Die neueste Anpassung brachte dem Erfinder eine Auszeichnung.
IRIS CAGLIONI
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Pius Krummenacher hat vor 38 Jahren seine erste Maschine erfunden. Seither wurde seine Erfindung stetig verbessert und dem Zeitgeist sowie den Bedürfnissen angepasst. Die neueste Anpassung brachte dem Erfinder eine Auszeichnung.
IRIS CAGLIONI
Was mit «tüfteln» anfing, führte wegen einer Naturkatastrophe zur Erfolgsgeschichte. Der Dietwiler Pius Krummenacher gewann mit seinem Team den «Swiss Innovation Award 2024», also die Auszeichnung für eine Schweizer Erfindung.
Auserkoren wurde er an der Schweizer Fachmesse für Land-, Forst- und Kommunaltechnik Agrama, welche Ende 2024 in Bern stattfand. Der Preis wurde ihm für die Weiterentwicklung einer bestehenden Maschine vergeben. Krummenacher erzählt im Interview, wie alles kam.
Erfindungen zu machen ist keine alltägliche Sache. Wie wird man Erfinder in der heutigen Zeit?
Krummenacher: Ideen hätte ich noch einige. Angefangen mit dem Umsetzen der Ideen habe ich während meiner Ausbildung zum Landmaschinenmechaniker. So entwarf ich eine Gras-Sämaschine. Für den Antrieb brauchte ich einen kleinen Scheibenwischer-Motor und zum Verblasen der Samen einen Ventilator eines Abbruchautos. Das Grundgestell baute ich selbst, bog das Blech, schweisste es zusammen und lackierte es. Ausprobieren, ob das auch wirklich funktioniert, konnte ich zu Hause auf dem Lohnbetrieb meines Vaters. Diese Maschine schloss eine Marktlücke, und die Bauern bestellten sie bei mir. Jedes Stück baute ich mit meinen Händen zusammen. Damals ging das nebenher als Hobby.
Was konnte diese Sämaschine?
Mein Erstlingswerk für die Aussaat von Grassamen war geschaffen. Meine Maschine sollte die Arbeit erleichtern. Gras wurde früher von Hand gesät. In einem zweiten Schritt musste der Bauer die Saat mit einer Walze auf den Boden anwalzen. Also machte er zwei Arbeitsschritte. Mit meiner Erfindung ging beides in einem Durchgang. Meine kleine Maschine konnte ganz einfach auf eine Walze aufgebaut werden. So wurden die Samen unmittelbar vor der Walze ausgeblasen und dann angedrückt, fertig. Die Bauern waren begeistert und bestellten.
So produzierte ich nebenbei in einer Lagerhalle auf dem Hof meiner Eltern die ersten Sämaschinen, manchmal auch zusammen mit Freunden, die mir halfen. Statt in die Wirtschaft zu gehen, hockten wir in meiner Werkstatt und schraubten.
Womit kam der Durchbruch, um aus der Scheune heraus in die heutige Produktionsstätte zu gelangen?
Meine Maschinen verkaufte ich in einem überschaubaren Rahmen seit 1986. Richtig Schub aber gab die Reussüberschwemmung 1987 im Urnerland. Hunderte von Hektaren Land wurden nach einem grossen Unwetter überschwemmt. In einer Zeitung las ich, dass die Wiederbegrünung der beschädigten Flächen ein grosses Problem darstelle. Wir kontaktierten die Verantwortlichen, informierten sie über unsere neue Maschine, und schliesslich überliessen wir sie ihnen kostenlos. Die UFA spendete den Grassamen.
Kurz darauf schrieb die Forschungsanstalt Reckenholz in einer Fachzeitschrift: «…wird wiederbegrünt mit Sämaschinen von Krummenacher Dietwil». Zum Text publizierte sie noch zwei, drei Bilder. So wurden wir bekannt, und aus dem Nebenjob wurde meine Firma, die mittlerweile acht Angestellte beschäftigt.
Es blieb nicht bei Grassamen. Was kann Ihre Maschine heute?
In den vielen Jahren habe ich stets Weiterentwicklungen gemacht. Aus dem ersten Prototyp, der nur Grassamen ausbringen konnte, wurde eine Sämaschine, mit welcher man Saaten aller Art in und auf den Boden ausbringen kann. Diese stetigen Weiterentwicklungen führten zum heutigen Produkt, das uns den Award einbrachte. Denn neu ist jetzt auch die Einzelkorn-Saat, wie zum Beispiel Mais, in unterschiedlich frei einstellbaren, Reihenabständen, möglich.
Wie lief das ab mit dem Wettbewerb an der Agrama?
Damit ich am Wettbewerb teilnehmen konnte, musste ich ein Bewerbungsschreiben mit den detaillierten Angaben zu meiner Erfindung einsenden. Von allen eingereichten Ideen wurden insgesamt fünf nominiert, darunter auch unsere Idee. Am Messestand war ein Signet angebracht, dass wir für den Award nominiert sind. Die Besucher, im Durchschnitt sind das rund 50’000 über die fünf Messetage verteilt, konnten ihre Voten abgeben. Wir merkten, dass das Interesse der Landwirte gross war. Aber dass es für einen Sieg reichen würde, damit haben wir nicht gerechnet.
Was beinhaltet der Sieg?
Der Sieg macht mich und meine Mitarbeiter stolz. Denn wir sind immer erfinderisch unterwegs und produzieren unsere Maschinen komplett selbst in unserer Produktionshalle in Dietwil. Wir bekamen eine Urkunde, ein Schulterklopfen und natürlich eine Bestätigung dafür, dass unsere Erfindung wertvoll ist.