Tradition seit 110 Jahren – das Morgartenschiessen
22.11.2024 SportSchiessen Wenn die Oberfreiämter Schützenvereine frühmorgens am 15. November die Reuss in Richtung Zugerland überqueren, heisst es wieder: «Hütet euch am Morgarten.»
HANS-PETER SCHWEIZER
Herrliches Spätherbstwetter ...
Schiessen Wenn die Oberfreiämter Schützenvereine frühmorgens am 15. November die Reuss in Richtung Zugerland überqueren, heisst es wieder: «Hütet euch am Morgarten.»
HANS-PETER SCHWEIZER
Herrliches Spätherbstwetter war am Tag vor St. Othmar den über 1’300 Schützinnen und Schützen am 110. Morgartenschiessen beschieden. Unter den 134 Gruppen waren auch zwei Gruppen aus dem Oberfreiamt an den Gestaden des oberen Aegerisees im Einsatz. Dabei handelte es sich um die Schützinnen und Schützen der Feldschützengesellschaft Beinwil sowie der Schützengesellschaft Sins. Beide Vereine gehören zu den «Morgarten Stammsektionen». Sins seit 2000, Beinwil seit 1970, und seitdem fehlten sie an keinem Morgartenschiessen.
Im September erfolgt bei der Feldschützengesellschaft Beinwil intern die Qualifikation, dabei muss zweimal das Morgartenprogramm geschossen werden. Die besten Zehn dürfen dann am 15. November ans Morgartenschiessen. Dabei wird berücksichtigt, dass immer mindestens zwei Teilnehmer dabei sind, welche den Morgartenbecher noch nicht erhalten haben. Während die Beinwiler ihr Glück noch vor dem berüchtigten Sonnenaufgang in der zweiten Ablösung versuchen mussten und Nadja Christen mit stolzen 46 Punkten vor Rolf Furrer mit 45 Punkten obenausschwang, waren die Sinser in der zwölften Ablösung kurz vor Mittag im gleissenden Sonnenlicht erfolgreich. Mit 49 Punkten erreichte Josef Ettlin den sechten Rang, während Sabine Furrer mit 38 Punkten beste Schützin der Sinser wurde.
Meisterschütze Ettlin war damit punktgleich mit weiteren sechs Schützen. Dass in Morgarten die Trauben etwas höher hängen als in einem Schiesstand, zeigt der folgende Vergleich: Gilles Dufaux, Mitglied der Schweizerischen Nationalmannschaft, erreichte beachtliche 47 Punkte und landete dabei lediglich auf Rang 26.
Förderung der Jugend und Gastfreundschaft
Zum ersten Mal erhielten Gruppen mit vier und mehr Nachwuchsschützen U21 eine grosszügige Vergünstigung von 30 Prozent auf den Gruppenbeitrag – eine Investition in die nächste Generation von Schützinnen und Schützen. Somit durften zum ersten Mal in der Geschichte Rahel Heinzer von den Feldschützen Ried-Muotathal und Dario Reichlin als bester Nachwuchsschütze von den Schützen Aegerital-Morgarten für je 48 Punkte mit dem Morgartenbecher geehrt werden.
Der historische Anlass ist für viele Schützinnen und Schützen aus der ganzen Schweiz geradezu ein Muss, aber auch für die Regierungen der Nachbarkantone und viele weitere Persönlichkeiten aus Wirtschaft, Militär und den Freunden des Morgartenschiessens. Gastfreundschaft und Geselligkeit gehören ebenso zum grössten historischen Schiessen der Schweiz, wie der Duft vom «Ordinäri» in der Morgartenhütte und dem Pulverdampf in der Schützenlinie oberhalb des Denkmals. Diese Tatsache wurde auch einstimmig von der aus Kanada angereisten «Swiss Canadian Mountain Range Association» und der Gruppe der königlichen Hauptschützengesellschaft aus München bestätigt.
Festreden mit Attraktion
Der Hünenberger Urs Hürlimann, Alt-Regierungsrat des Kantons Zug und Präsident der organisierenden Morgarten-Kommission, sprach am Apéro für die rund 350 Gäste von einem Freudentag. Mit seiner originellen Begrüssung der verschiedenen Besuchergruppen, mit Hochhalten der Hand falls anwesend, fesselte er die illustre Zuhörerschar gleich zu Beginn. In seiner Rede, sprach er vom «Mythos Morgarten». Obwohl das Morgartenschiessen keine Gedenkveranstaltung an die Schlacht am Morgarten von 1315 ist, gehören Wehrwillen, Tapferkeit, Freiheitsliebe, Unabhängigkeit und der Widerstand gegen fremdes Diktat zu den Werten, die hier in Morgarten gelebt werden!
Als Attraktion für das Publikum überflog kurz nach 15 Uhr ein Helikopter der Rega das Festgelände. Als Festredner konnte Ernst Kohler gewonnen werden. Kohler bekleidet seit 18 Jahren das Amt des Geschäftsführers der Rega. In seiner humorvoll vorgetragenen Festrede griff er sogleich die Worte von Urs Hürlimann auf: «Freiheit und Unabhängigkeit, die damals auf den Feldern um Morgarten verteidigt wurde, ist damals wie heute ein wertvolles Gut, das es zu bewahren gilt.» Kohler gab in der Folge spannende Einblicke in die Arbeit und Einsätze der Schweizerischen Rettungsflugwacht. Der Morgarten-Tag endete mit der Schützengemeinde und Rangverkündigung und einem Nachtessen in der Morgartenhütte. So mancher Schütze ging wohl mit schönen Erinnerungen und der Vorfreude aufs nächste Mal – Samstag 15. November 2025 – nach Hause.
Das neue Sturmgewehr 90 durfte Beat Zürcher, Mitglied der Schützengesellschaft Menzingen entgegennehmen: Mit der Maximalpunktzahl von 50 Punkten ist er damit stolzer Meisterschütze 2024. Gruppenerster und somit Gewinner der Morgartenstandarte 2024 sind die Aegerital-Morgarten-Schützen mit dem sagenhaften Resultat von 466 Punkten.
Resultate sind ersichtlich auf www. morgartenschiessen.ch.


