Synergien nutzen und Kräfte bündeln
17.10.2025 RegionDer Zweckverband Pastoralraum Oberes Freiamt lud zu einer ersten Informationsversammlung ein. Geprüft wird, ob ein Zusammenschluss der sechs Kirchgemeinden Auw, Abtwil, Dietwil, Oberrüti, Mühlau und Sins möglich wäre.
IRIS CAGLIONI
Wandel ...
Der Zweckverband Pastoralraum Oberes Freiamt lud zu einer ersten Informationsversammlung ein. Geprüft wird, ob ein Zusammenschluss der sechs Kirchgemeinden Auw, Abtwil, Dietwil, Oberrüti, Mühlau und Sins möglich wäre.
IRIS CAGLIONI
Wandel ist machbar, nicht nur in der Pastorale, sondern auch in der Kirchgemeinde. Davon ist die zuständige Projektgruppe, bestehend aus acht Frauen und Männern der genannten Gemeinden, überzeugt. Der Abend diente dazu, über die staatkirchenrechtliche Seite zu sprechen, also über die Zuständigkeiten, die bisher von den Kirchenpflegen in jeder Gemeinde einzeln verantwortet wurden und wie das in Zukunft aussehen könnte. Konkret wären das: die Finanzen, die Verwaltung, die In- frastruktur und die Anstellung des Personals.
Das Interesse war gross
Das Projekt «Möglicher Zusammenschluss der Kirchgemeinden» steht noch ganz am Anfang. Um Transparenz und Mitsprache der regional ansässigen Katholiken abzuholen, fand am Montagabend eine Informationsveranstaltung statt.
Projektleiterin und Präsidentin des Pastoralraumes Oberes Freiamt, Tatjana Hofmann, begrüsste die rund 100 Anwesenden im Küngsmattsaal. Einleitend zeigte sie auf, warum sich etwas verändern soll: «Die kommenden anstehenden Wahlen der Kirchenpflegenden stellen uns vor grössere Probleme. Auch hier herrscht Personalmangel.» Für solche Ämter wird es, gemäss Hofmann, immer schwieriger, engagierte Menschen zu finden. Ist keine Verwaltung der Kirchgemeinde da, wird von Aarau her zwangsverwaltet. «Dies wollen wir vermeiden.» Das versteht sich, denn: «Die Personen, die von Aarau geschickt werden, kennen uns und unsere Bedürfnisse nicht. Zum Zweiten würde diese Zwangsverwaltung sehr viel Geld kosten.»
Hofmann zeigte transparent auf, wo Synergien optimal genutzt werden könnten und was sie prüfen wollen. Die Projektgruppe wird auch unterstützt durch den externen Berater Prof. Hans Lichtsteiner. Er hielt ein Referat über bereits durchgeführte Fusionen und zeigte auf, wo die Knackpunkte liegen.
Erfahrungen anderer Fusionen nutzen
Der aktuelle Trend und die Entwicklungen in der Katholischen Kirche sind bekannt. Im Kanton Aargau sind in den letzten fünf Jahren rund 28’000 Personen aus der Kirche ausgetreten und über 800 wieder eingetreten. Lichtsteiner meinte: «Es geht darum, die Kirche für die Mitglieder zu gestalten, die da sind. Weniger Mitglieder ergeben weniger Kirchensteuer und somit weniger finanzielle Mittel. Eingespartes auf der Verwaltungsebene könnte beispielsweise in der Seelsorge genutzt werden.»
Lichtsteiners Erfahrungen bei anderen Fusionen von Kirchgemeinden sind wertvoll für die Projektgruppe. In seinem Referat zeigte er klar die Vorteile, aber auch die Problematiken auf. Ein Zusammenschluss der Kirchgemeinden ist bisweilen eine mögliche neue Realität.
Die drei Phasen des Projekts
Die erste Phase beinhaltet eine genaue Analyse der aktuelle Situation. Dabei wird die aktuelle Situation aufgenommen, die Interessenslage in den einzelnen Kirchgemeinden abgefragt und ein Anforderungskatalog für künftige Lösungen erstellt.
In einem zweiten und dritten Schritt werden die möglichen Lösungen erarbeitet und alle Optionen beurteilt. Dann folgen der Grundsatzentscheid und die entsprechenden Beschlussfassungen. «Es sind die katholischen Stimmbürger, die schlussendlich entscheiden», so die Projektleiterin Hofmann.
Im Oberen Freiamt steht das Projekt in der ersten Phase des Analysierens. Die Projektgruppe nutzte den Abend, um mit einem kleinen Workshop die Interessen der Bevölkerung zu erfahren. Dafür wurden zehn Gruppen gebildet, die vier Fragestellungen überdenken sollten und Antworten notierten: Was spricht für den Zusammenschluss? Was spricht dagegen? Was soll aus der Kirchgemeinde unbedingt erhalten bleiben? Welche Fragen von allgemeinem Interesse liegen sonst noch vor? Nach rund einer halben Stunde wurden die Resultate besprochen.
Das wird im Oberfreiamt gewünscht
Gewichtig waren die Wünsche nach Erhalt von Kontaktpersonen in den einzelnen Gemeinden. Auch die Chöre sollen bleiben, genauso die Traditionen wie Samichlausanlässe oder Palmenbinden. Klar wurde so das Bedürfnis, dass Anlässe, die der Gemeinschaft im Dorf dienen, auch im Dorf erhalten bleiben sollen.
Bedenken, dass die Grösse nach dem Zusammenschluss auch Distanz und geringere Flexibilität bedeutet, waren aufgelistet. Akzeptanz zum Zusammenschluss und zur Nutzung von Synergien speziell in der Administration war deutlich und in jeder Gruppe vorhanden. Fragen kamen bei den Finanzen auf. Zum Beispiel, wie das Vermögen geregelt werde, oder wie der Steuerfuss aussehen könnte. Eine weitere Frage war: Was geschieht, wenn fünf Kirchgemeinden der Fusion zustimmen und eine nicht? «Es ist nichts in Stein gemeisselt, es ist auch noch nichts entschieden. Wir haben nur heute einmal die Stimmung zu diesem Thema abgeholt. Ein Zusammenschluss ist einfach eine mögliche Lösung», betonte Hofmann mehr als einmal. Sie war sehr erfreut über die vielen Interessierten, die sich eingebracht und ihre Werte offengelegt haben. «Und wendet euch bitte an die Projektleitung bei Fragen, Anregungen und Wünschen. Die Kontaktangaben sind auf der Homepage oder via Sekretariat erhältlich.»
Was folgt nach diesem ersten Info-Abend?
Der vorgelegte Zeitplan sieht vor, dass weitere Informationen an den diesjährigen Kirchgemeindeversammlungen folgen. 2026 sollen zwei öffentliche Info-Veranstaltungen stattfinden, eine zum Konzept und eine vor der definitiven Urnenabstimmung, welche auf den 27. September 2026 angedacht ist. Anschliessend würde die Zustimmung durch die Synode eingeholt. Im November 2026 müssten nochmals die Kirchenpflegen gewählt werden.
Die rechtskräftige neue Kirchgemeinde könnte dann nach einer Umsetzungsphase von einem Jahr, in welcher die Zusammenführung vollzogen würde, per 1. Januar 2028 Realität werden.
Abschliessend kann gesagt werden, dass einerseits allgemeine Zustimmung herrschte, aber auch ähnliche Befürchtungen im Raum standen. Um 21.30 Uhr setzte Hofmann einen Punkt und lud die Anwesenden zu einem Apéro ein.