Am 1. September feierte Marcel Villiger sein 20-jähriges Dienstjubiläum als Gemeindeschreiber von Sins. Seit seinem Stellenantritt durfte er mit drei Gemeindeammännern zusammenarbeiten.

INTERVIEW VON IRIS CAGLIONI

Marcel Villiger ist in Sins aufgewachsen und absolvierte bereits seine Lehre auf der Sinser Verwaltung. Heute ist er als Gemeindeschreiber der Leiter der Verwaltung und zuständig für die Geschäftsführung und das Personalwesen. Sämtliche Geschäfte, die der Gemeinderat behandelt, laufen über seinen Tisch. Doch bevor er seine leitende Funktion in Sins antrat, war er 14 Jahre lang in Abtwil Gemeindeschreiber und zuvor vier Jahre in Muri Stellvertreter. Die Fachschule für Gemeindeschreiber begann er während seiner Tätigkeit in Muri und schloss sie ab, als er bereits in Abtwil tätig war.

Sie durften Ihr 20-jähriges Jubiläum begehen. Wurden Sie auch gefeiert?
Marcel Villiger: Bei uns ist es üblich, dass ein erster grösserer Meilenstein, der gefeiert wird, bei 20 Jahren liegt. Da wurde ein grosszügiges Znüni offeriert und alle Angestellten waren mit dabei.

Wie war das damals in Abtwil?
Abtwil hatte damals gut 300 Einwohnende und mein Aufgabenbereich umfasste so gut wie alles, was anfiel. Vom Geburtenregister bis zum Friedhof. Es kam sogar vor, dass ich alleinstehenden älteren Personen ohne Familienangehörigen half, ins Altersheim zu zügeln. In Abtwil hätte ich bis zu meiner Pensionierung auch weiter arbeiten können. Eine Anfrage der Gemeinde Muri, dort die Nachfolge des in Ruhestand getretenen Gemeindeschreibers zu übernehmen, schlug ich aus. Zu jener Zeit heiratete ich, baute ein Haus in Sins, war Präsident der Musikgesellschaft – hier war ich richtig verwurzelt. Ein Umzug kam für mich nicht in Frage.

Warum verliessen Sie die Kanzlei in Abtwil?
Nach rund zehn Jahren Abtwil kam schon der Gedanke auf, etwas verändern zu wollen. Ein Gedanke war, allenfalls eine Anstellung beim Kanton zu finden. Doch dann kam die Möglichkeit, nach Sins zu wechseln. Als gebürtiger Seiser war das für mich eine Chance und die Grösse der Gemeinde eine Herausforderung. Ich suchte die Anstellung in Sins nicht aktiv und wusste auch nicht, dass die Stelle frei wird. Zu jener Zeit arbeitete ich in Abtwil bereits im 13. Dienstjahr. Als die Stelle in Sins ausgeschrieben war, erkundigte ich mich beim damaligen Gemeinderat, ob eine Bewerbung meinerseits auf offene Ohren stossen würde. Jetzt bin ich bereits 20 Jahre hier und ging stets mit Freude an meine Arbeit. Eingestellt wurde ich vom damaligen Gemeindeammann Paul Sennrich. Zur selben Zeit gab ich mein Präsidium bei der Musikgesellschaft auf und blieb als Tubaspieler in der Musikgesellschaft. Das Vereinsleben ist nach wie vor wichtig für mich.

Wie hat sich Ihr Aufgabengebiet in den letzten Jahren gewandelt?
Früher war der Anschein einer Gesamtverwaltung stärker und die Fachabteilungen noch weniger im Spiel. Da lief praktisch alles über mich, ausser die Buchhaltung und das Steuerwesen. Heute sind die Fachabteilungen viel mehr involviert. Als Beispiel: wird ein Baugesuch eingereicht, bearbeitet dies die Abteilung Bau und Planung. Die Fachabteilung hat das nötige Wissen und die Kompetenz dafür. So ist es mit jeder Fachabteilung. Ich habe ein solides und sehr fähiges Team an Fachkräften innerhalb der Verwaltung. Der Gemeinderat hat gewisse Aufgaben und Kompetenzen delegiert, so dass dieser entlastet werden konnte. Dies führte dazu, dass wir heute nur noch halb so viele Gemeinderatsitzungen abhalten müssen wie früher.

Was blieb seit jeher bestehen?
Als Konstante, die es immer gab und die auch bleiben wird, sehe ich die Zuständigkeit bei einzelnen Aufgaben von Seiten der Behörden. Das heisst, die rechtlichen Leitplanken des Gesetzes, die eingehalten werden müssen. Was möglicherweise früher weniger gelebt wurde, sind die Leitbilder der Gemeinden. Unser Leitbild sagt, dass wir lösungsorientiert arbeiten oder familienfreundlich sind. Das bedeutet, dass es einen Spielplatz gibt, dass die Dorfplätze schön gestaltet werden, dass Ruhebänkli zur Verfügung stehen und noch ganz viel mehr. Im Gegensatz zu den gesetzlichen Leitplanken sind diese Leitbilder weniger rigide.

Sie wohnen in der Gemeinde und sind auch privat unterwegs. Wie wirkt sich das auf Ihren Beruf aus?
Ich liebe dieses Dorf. Wenn ich mit dem Velo oder auch zu Fuss im Dorf unterwegs bin und sehe, dass zum Beispiel eine Bepflanzung neu gemacht werden sollte, dann gebe ich die nötigen Impulse. Für mich ist es wichtig, dass Sins in seinem Gesamtbild schön daher kommt.

Angesprochen für rein Geschäftliches, was im Prinzip ins Büro gehören würde, werde ich selten. Doch Gespräche finden immer statt und da können auch wertvolle Informationen für die Arbeit einfliessen. Allgemein ist die Kommunikation eine meiner liebsten Aufgaben, ob schriftlich oder mündlich. In Kontakt sein mit Menschen im Team und ausserhalb der Kanzlei, das mache ich gerne.

Im letzten Jahr hatten Sie mit der Gesundheit zu kämpfen. Wie geht es Ihnen heute?
Es waren anstrengende und zehrende Monate. Heute geht es mir wieder gut und ich kann mich voll für meine Gemeinde einsetzen und meine Aufgaben erledigen. Mein Ziel ist es, bis zu meiner Pensionierung hier weiterzuarbeiten.

Gezeigt hat mir diese Krankheitszeit – und das ist auch positiv zu werten – dass auch ich ersetzbar bin. Es war vielleicht am Anfang für meine Vertretung etwas holprig, aber danach lief alles. Auch innerfamiliär hat uns diese schwierige Zeit einiges gelehrt und uns noch enger zusammengeschweisst.

Seit 20 Jahren im Dienst der Gemeinde Sins

Image Title

Möchten Sie weiterlesen?

Ja. Ich bin Abonnent.

Ja. Ich benötige ein Abo.

Article

Image Title