Neue Chancen nach verhängnisvollem Brand
11.11.2022 BeinwilAm 8. November 2012 brannte die Eichmühle bis auf die Grundmauern nieder. Eine ganze Existenz wurde innerhalb von ein paar Stunden vernichtet. Der Wiederaufbau dauerte Jahre und kostete Kraft. Heute gehört die Eichmühle zu den modernsten und fortschrittlichsten ...
Am 8. November 2012 brannte die Eichmühle bis auf die Grundmauern nieder. Eine ganze Existenz wurde innerhalb von ein paar Stunden vernichtet. Der Wiederaufbau dauerte Jahre und kostete Kraft. Heute gehört die Eichmühle zu den modernsten und fortschrittlichsten Getreidecentern der Schweiz.
RAHEL HEGGLIN
David Villiger erinnert sich noch genau an die Brandnacht. «Es war kurz vor Mitternacht, als ich durch einen Anruf meiner Nachbarin geweckt wurde. Ich lief nach draussen und als ich die Flammen sah, war mir das Ausmass dieses Brandes schnell klar.» Die damalige Eichmühle war mehrere hundert Jahre alt und bestand hauptsächlich aus Holz. Schnell loderten die Flammen bis zu vierzig Meter in den Himmel. «Glücklicherweise war es in dieser Nacht windstill, so dass sie nicht auf die Wohnhäuser übergriffen.» Das Gebäude der Mühle konnten die rund hundert Feuerwehrleute nicht retten. Was nicht den Flammen zum Opfer fiel, war durch Russ und Löschwasser beschädigt. Davon betroffen waren rund 500 Tonnen Mehl und Getreide. Das Einzige, was Villiger retten konnte, waren einige Dokumente, welche er zusammen mit seinem Vater aus dem Büro holte.
Standortbestimmung vor dem Wiederaufbau
Eine grosse Solidaritätswelle rollte in den Tagen nach dem Brand über die Familie Villiger. Darüber waren sie sehr dankbar, war doch die Tragweite von diesem Schicksalsschlag weitreichend. «Unsere Kunden konnten wir innerhalb von 48 Stunden von Partnermühlen, welche uns sofort Unterstützung angeboten haben, beliefern.»
Die Versicherung zahlte nach umfangreichen Abklärungen verhältnismässig schnell. «Mit der gesprochenen Versicherungssumme war dann bekannt, wie wir die Mühle neu aufbauen konnten.» Aus betriebswirtschaftlichen Gründen wurde beim Wiederaufbau eine Neuausrichtung vorgenommen. Dies führte dazu, dass man die Bereiche «Mischfutter- und Backmehlherstellung» nicht mehr aufbaute, dafür den Fokus auf die Getreidesammelstelle und das Dinkel schälen legte.
Getreidecenter steht betrieblich gut da
Rund fünf Jahre dauerte der Wiederaufbau. «In der Zeit davor haben wir mit Provisorien aufwändig und teuer produziert», erinnert sich Villiger. Diese Zeit hat er als sehr intensiv und belastend in Erinnerung. «Die Überzeugung, dass es am Ende gut kommt, hat mich zum Glück immer angetrieben.» Heute, zehn Jahre nach dem Brand, geht es ihm und dem Betrieb gut. Ein Teil der Mitarbeitenden ist zurückgekehrt und das Getreidecenter ist eines der modernsten in der Schweiz. «Wir sind jetzt ein Team von acht Personen und konnten neue Absatzwege erschliessen.» Seit zwei Jahren arbeitet auch der Bruder Tobias im Betrieb und Vater Paul, der seit einigen Jahren pensioniert ist, ist Teilzeit aktiv.
Viele Produkte werden veredelt
Mit den neuen Anlagen ist es dem Mühleteam möglich, Produkte aufzubereiten und zu veredeln. So werden beispielsweise Kichererbsen für Falafel aufbereitet oder Sojabohnen für die Herstellung von Tofu. Damit dies möglich ist, muss das Rohprodukt mit verschiedenen Technologien geschält, geschliffen oder gereinigt werden. Nur so kann ein qualitativ hochstehendes Produkt für die Lebensmittelindustrie hergestellt werden. Mit der zunehmenden Nachfrage nach Superfood und Fleischersatzprodukten konnte sich die Eichmühle in diesem Bereich sehr viel Knowhow aufbauen und sich im Markt etablieren.
«Wir verfügen über die technischen Anforderungen, so dass wir mittlerweile rund 50 verschiedene Produkte veredeln», so der Eigentümer. Da das Sortiment für die Verarbeitung und Bearbeitung stetig wächst, ist auch das Eichmühle-Team bestrebt, seine Dienstleistungen dafür auszubauen. «Wir übernehmen eine Führungsrolle, wenn es darum geht, vielgestaltige Qualitätsverbesserungen von Produkten zu erzielen.» So blickt Villiger optimistisch in die Zukunft. «Wir sind überzeugt, dass wir richtige Entscheidungen getroffen haben und die Chance, die sich mit dem Wiederaufbau ergeben hat, gepackt haben.»