Nächste Runde für Windpark Lindenberg
06.09.2024 BeinwilNachdem das Mitwirkungsverfahren und die kantonale Vorprüfung zum geplanten Windpark auf dem Lindenberg abgeschlossen sind, braucht es als nächsten Schritt eine Zonenplanänderung. Die Bevölkerung ist eingeladen, die Unterlagen öffentlich einzusehen.
...Nachdem das Mitwirkungsverfahren und die kantonale Vorprüfung zum geplanten Windpark auf dem Lindenberg abgeschlossen sind, braucht es als nächsten Schritt eine Zonenplanänderung. Die Bevölkerung ist eingeladen, die Unterlagen öffentlich einzusehen.
RAHEL HEGGLIN
Auf dem Lindenberg sollen zukünftig drei Windräder für Strom sorgen. Das Projekt beschäftigt die lokale Bevölkerung schon seit über 13 Jahren. Nun sind die Vorprüfungen abgeschlossen und es geht um das Einwendungsverfahren. «Die Orte für die geplanten Windräder sind nun im Gelände markiert. Wer ein schutzwürdiges Interesse hat, kann noch Einwendungen machen», sagt Gemeindeammann Stefan Zemp.
Windräder abschalten
Die drei Windräder haben eine Höhe von 229 Metern und der Rotor einen Durchmesser von 158 Metern. Bei hohem Windaufkommen dreht sich der Rotor einmal alle sechs Sekunden. Argumente von Natur- und Tierschützern, diese Rotoren seien für Vögel eine Todesfalle, weist der Verwaltungsrat der Windpark Lindenberg AG, David Gautschi, zurück: «Wir rechnen pro Anlage mit einem Grossvogel pro Jahr.» Als Grossvogel gilt für Gautschi beispielsweise ein Mäusebussard oder ein Rotmilan. Weiter weist er darauf hin, dass einige Landwirte die Möglichkeit haben werden, die Windräder abzustellen, wenn sie Mähen oder Felder umpflügen. Denn dies lockt Raubvögel an und das wäre wiederum gefährlich für sie, wenn die Windräder in Betrieb sind.
Finanzielle Vorteile
Pro Jahr sollen die drei Anlagen rund 25 Millionen Kilowatt-Stunden Strom liefern. Das entspricht ungefähr zwanzig Fussballfeldern, die mit Photovoltaikanlagen ausgerüstet wären. Die Windräder produzieren im Gegensatz zu den Photovoltaikanlagen jedoch den Grossteil im Winter, wenn in der Schweiz besonders viel Strom verbraucht wird. Die Energie wird direkt zum Unterwerk in Muri geleitet und von dort aus verteilt. «Es wäre nicht möglich, diese grosse Menge direkt an die Beinwiler Trafostation anzubinden», erklärt Gautschi. Beinwil wird aber gemäss Gemeindeammann dreifach von den Windrädern profitieren: «Wir haben sehr gut mit der Eigentümerin der Windräder, der Windpark Lindenberg AG, verhandelt. Pro Jahr bekommt die Gemeinde Beinwil vier Prozent vom Bruttoerlös, mindestens aber 66’500 Franken pro Windrad. Diese Abmachung ist auf zwanzig Jahre festgelegt.» Weiter bekommt die Gemeinde von der Windpark Lindenberg AG 1,3 Millionen Franken, die an Kompensationsmassnahmen gebunden sind. Das heisst, mit diesem Geld müssen Projekte umgesetzt werden, welche den Interessen der Beinwiler Bevölkerung dienen. «Unter anderem finanzieren wir damit das Aktionsprogramm Lindenberg sowie das Notwasserkonzept der Trinkwasserversorgung, welches wir nun mit Auw vorantreiben konnten», erklärt Zemp. Und zu guter Letzt hat sich die Windpark Lindenberg AG verpflichtet, ihren Steuersitz während der gesamten Betriebszeit von dreissig Jahren in Beinwil zu halten. «Damit haben wir einen starken Steuerzahler im Dorf, wovon auch wieder die ganze Gemeinde profitiert», sagt Zemp.
Ausblick
Als nächsten Schritt werden nun nach Ablauf der Auflagefrist am 17. September alle Einwendungen geprüft und behandelt. «Dies wird sicher noch einmal ein paar Monate Zeit in Anspruch nehmen», so Zemp. Danach stimmt die Beinwiler Bevölkerung über die Zonenplanänderung ab. Dabei geht es darum, das betroffene Gebiet, welches aktuell Landwirtschaftszone ist, in eine Windparkzone umzuwandeln. Die Gemeindeverantwortlichen können sich vorstellen, dass die Umzonung an der Gemeindeversammlung von kommendem Sommer ein Traktandum sein wird. «Wir können aber auch eine ausserordentliche Versammlung dazu einberufen. Es muss nicht zwingend an der Gemeindeversammlung sein», so Zemp. Sagt der Souverän Ja, kann das Baugesuch beim Kanton, der dafür zuständig ist, eingereicht werden. Würden alle Verfahren nach optimalem Zeitplan verlaufen, würden gemäss Gautschi bereits in vier Jahren die Windräder auf dem Lindenberg drehen.
Begrenzte Laufzeit
Der Lindenberg eignet sich hervorragend für Windkraft, da es ein flacher Hügelzug mit relativ viel Wind ist, sagt Gautschi. «Damit können wir mit drei Maschinen viel Energie erzeugen, was an anderen Standorten nicht oder nur mit mehr Windrädern möglich ist.» Die Lärmemissionen seien ebenfalls gering. «Wir produzieren mit diesen Windrädern zwei Drittel der Energie im Winter. Daher stören die Geräusche im Sommer kaum. Zudem drehen sie nur, wenn es Wind hat. Und wenn dieser stark bläst, sind die Geräusche des Windes stärker als diejenigen der Windräder», so der Verwaltungsrat der Windpark Lindenberg AG.
Sämtliche Vertragsbestandteile sind für dreissig Jahre ausgelegt. Danach müssen die Windräder abgebaut werden. Sollte die Bevölkerung weiterhin Windenergie beziehen wollen, müsste sie erneut darüber abstimmen.
Bis am 17. September können nun alle Unterlagen in der Gemeindekanzlei eingesehen werden. Am 10. September sind die Projektanten persönlich vor Ort, um Fragen zu beantworten.