Mobbingfall an der Oberstufenschule Sins
17.10.2025 Jugend/AusbildungEin Fall von schwerem Mobbing hat die Oberstufenschule in Sins erschüttert. Ein Mädchen wurde über Monate von Mitschülern schikaniert, bedroht und schliesslich Opfer einer gefälschten, pornografisch manipulierten Bildmontage.
RAHEL HEGGLIN
...Ein Fall von schwerem Mobbing hat die Oberstufenschule in Sins erschüttert. Ein Mädchen wurde über Monate von Mitschülern schikaniert, bedroht und schliesslich Opfer einer gefälschten, pornografisch manipulierten Bildmontage.
RAHEL HEGGLIN
Der Vorfall beschäftigt nicht nur die Schule und die Betroffenen, sondern mittlerweile auch die Behörden. Denn das Ereignis ist alles andere als eine Lappalie, wie der Sinser Schulvorsteher sagt. «Die Fotomontage wurde auf dem Schulareal entdeckt. Daraufhin hat die Schulleitung mithilfe der Schulsozialarbeit herausfinden können, wer dahintersteckt und dass Kopien von diesem Flyer auf dem Schulkopierer angefertigt worden waren», so Pius Vogel. Die drei verantwortlichen Jugendlichen haben gegenüber der Schulleitung die Tat gestanden und wurden daraufhin schriftlich verwarnt. «Zudem hat man ihre Eltern informiert und den Fall in enger Abstimmung mit dem Gemeinderat zur Anzeige gebracht. Damit hat die Schule deutlich gemacht, dass sie Grenzüberschreitungen im Schulbetrieb nicht toleriert und konsequent handelt, wenn Schülerinnen und Schüler gemobbt werden», ergänzt Vogel. Auch über das Elterninformations- Tool «Klapp» wurde ein Informationsschreiben versandt.
Immer wieder gab es Vorfälle
Bei der zuständigen Jugendanwaltschaft bestätigt man, dass eine entsprechende Anzeige eingegangen ist und Kontakt mit den Betroffenen aufgenommen wurde. Dabei geht es um die Klärung der genauen Abläufe und dann festzustellen, welche Tatbestände bei diesem Flyer erfüllt sind.
Die Herstellung des Flyers ist offenbar nur die Spitze des Eisbergs. Wie die ältere Schwester des Opfers erzählt, wurde die Jugendliche während des vergangenen Schuljahrs immer wieder von dieser Gruppe geplagt: «Meine jüngere Schwester wurde von ihnen auf dem Pausenplatz ausgelacht, beleidigt und wiederholt provoziert. Eines Tages hat sie anonyme Nachrichten bekommen, in denen ihr angedroht wurde, dass sie verprügelt wird.» Die Schwester hat mit den Tätern mehrmals das Gespräch gesucht, doch aufgehört haben die Vorfälle nur für ein paar Tage. Die Schule wurde aus Scham und Angst nicht kontaktiert. Erst jetzt, nach den Sommerferien, als der Flyer auf dem Schulareal entdeckt wurde, kam das ganze Ausmass des Mobbingfalls ans Licht.
Vorfälle können verschiedene Tatbestände beinhalten
Wird neben der eingegangenen Anzeige auch gegen die Tatbestände von Mobbing Anzeige erstattet, können viele Komponenten dazu kommen. Strafrechtlich betrachtet können Tatbestände wie beispielsweise Drohung, Beschimpfung, üble Nachrede, Verleumdung oder Nötigung erfüllt sein. Bei Anzeigen dieser Art wird die Staatsanwaltschaft respektive die Jugendstaatsanwaltschaft ermitteln. «Damit man strafrechtlich dagegen vorgehen kann, werden Befragungen durchgeführt und Beweise gesammelt, die einzelne Handlungen dokumentieren. Das können beispielsweise Videos, aber auch Audiodateien, Sprachnachrichten oder Screenshots sein», erklärt der Mediensprecher der Jugendanwaltschaft des Kanton Aargaus, Adrian Schuler. Wie die Schwester des Opfers sagt, habe sie solche Beweise gesammelt.
Darüber hinaus kann ein solcher Fall auch zivilrechtliche Folgen haben. Nämlich dann, wenn Persönlichkeitsrechte verletzt werden, etwa durch die bildliche Darstellung einer Person in einem sexuellen oder diffamierenden Kontext. Betroffene Personen können dann eine zivilrechtliche Klage einreichen.
Mobbing hat auch schulische Auswirkungen
Die Schule wurde erst auf den Mobbingfall aufmerksam, als der Flyer auf dem Schulgelände entdeckt wurde. Dann habe die Schulleitung aber schnell und professionell gehandelt, lobt die Familie des Opfers. Gleichzeitig räumt sie ein, dass sie zu lange gewartet habe, um das Gespräch mit der Schule zu suchen. «Wir wollten meine Schwester schützen und dachten, es würde von allein besser.» Bedauerlicherweise war dies nicht der Fall, und die Jugendliche war nicht mehr in der Lage, ihre schulischen Leistungen zu erfüllen. Deshalb rutschte sie in ein tieferes, schulisches Niveau ab. «Das ist sehr schade. Denn sie will unbedingt studieren. Dies ist zwar noch möglich, aber der Weg geht jetzt länger», erklärt die grössere Schwester. Es ist zu hoffen, dass das Mobbing ein Ende hat und die Betroffene die Kraft findet, ihren Fokus wieder auf ihr berufliches Ziel zu legen.
Schule will mehr Prävention
Für die Schule ist der Vorfall aktuell eine interne Angelegenheit. Deshalb nimmt die Schulleitung gegenüber den Medien nicht Stellung und verweist auf den Schulvorsteher. Dieser erklärt, dass die Oberstufe den Vorfall weiterhin sehr ernst nimmt und die Prävention einen hohen Stellenwert hat. «Gespräche mit Schülerinnen und Schülern, gezielte Sensibilisierung zu Mobbing sowie die Förderung eines respektvollen Miteinanders sind fest im Schulalltag verankert. Der Vorfall hat deutlich gemacht, wie wichtig es ist, diese präventiven Massnahmen weiter zu stärken und regelmässig zu reflektieren.» Vogel wünscht sich, dass künftig keine Mobbingfälle mehr an der Schule Sins vorkommen. «Ausgrenzung und gezieltes Mobben haben keinen Platz an der Sinser Schule und müssen konsequent bekämpft werden.» Er hofft, dass durch die lobenswerte und schnelle Reaktion der Schulleitung ein klares Zeichen gesetzt wurde, dass Mobbing nicht toleriert und mit sämtlichen Konsequenzen verfolgt wird.