Mit Saint-Saëns das 150. Jubiläum feiern
20.12.2024 Dietwil, Musik/Kultur36 Sänger und 12 Instrumentalisten präsentierten unter der Leitung von Susanne Widmer das «Oratorio de Noël» von Camille Saint-Saëns. Das Adventskonzert in der Kirche Dietwil war bis zum letzten Platz besetzt.
ANNETTE KNÜSEL
...36 Sänger und 12 Instrumentalisten präsentierten unter der Leitung von Susanne Widmer das «Oratorio de Noël» von Camille Saint-Saëns. Das Adventskonzert in der Kirche Dietwil war bis zum letzten Platz besetzt.
ANNETTE KNÜSEL
Engelsgleich schwebte die Musik in die erwartungsvolle Stille des Kirchenraums hinein. Denn das erste Weihnachtslied, «Es ist ein Ros’ entsprungen», stimmte der Chor auf der Empore an, für die Zuhörer unsichtbar. Der A-Cappella-Gesang eröffnete gleichsam vom Himmel herab das stimmungsvolle Adventskonzert.
Auftakt mit Weihnachtsliedern
Das zweite Stück, «Maria durch ein’ Dornwald ging», begann mit zarten Harfenklängen und der klaren Stimme der Solosopranistin Vivienne Kneubühler. Während sie sang, kamen die Chorsänger nach und nach vor den Altarraum, stellten sich auf und fingen an mitzusingen. Auch die anderen Instrumente setzten sukzessive ein, bis die letzte Strophe von allen gemeinsam intoniert werden konnte.
Die gesamte Dramaturgie des Konzerts war äusserst abwechslungsreich. Zunächst wurden fünf Weihnachtslieder und zwei Instrumentalstücke in unterschiedlicher Besetzung vorgetragen. Bei «Macht hoch die Tür, die Tor macht weit» sang auch das Publikum mit.
Das Konzert war der zweite Anlass im Jubiläumsjahr. Wie schon bei einer feierlichen Messebegleitung im Mai war der Kirchenchor Dietwil zum Projektchor erweitert worden. Fünfzehn Sänger und Sängerinnen aus der Umgebung verstärkten die zwanzig Chormitglieder aus Dietwil. Die sieben Proben des Projektchors begannen wieder ausserordentlich gut, berichtete Chorleiterin Susanne Widmer auf Anfrage. Sie fühlte sich ermutigt, immer noch mehr Stücke ins Programm aufzunehmen. Doch dann musste wegen des Schneefalls im November eine Probe ausfallen. Zwar kamen viele Sängerinnen und Sänger zu der spontan angesetzten Ersatzprobe. Doch es zeigte sich, dass das anspruchsvolle Programm in so kurzer Zeit von einem Laienchor nicht zu bewältigen war. Schweren Herzens strich Widmer das ein oder andere Stück wieder.
Höhepunkt: das Oratorio de Noël
Dem Genuss der Zuhörer beim Adventskonzert tat dies keinen Abbruch. Auch das Arrangement des Oratoriums, das den Weihnachtsliedern folgte, war differenziert und abwechslungsreich. Die verschiedenen Rezitative, die normalerweise von Solisten vorgetragen werden, sang der Chor einstimmig, mal nur die Männer, mal nur die Frauen, mal alle zusammen. Dazwischen wurde es gewohnt mehrstimmig. Teilweise übernahm das Cello einen Solo-Part und «sang» im Duo mit dem Solosopran. Im Trio wechselten sich Solosopran, Bratsche und Cello ab. Insgesamt dominierte die in der Kirchenmusik gängige Instrumentalbegleitung durch Orgel (und Harfe), effektvoll verstärkt durch die Streicher und zwei Querflöten, deren Spiel vom Publikum besonders geschätzt wurde.
Durch die Allgegenwart von Musik «aus der Konserve» sind unsere Ohren an klangliche Perfektion gewöhnt. So blieben kleinere Unsicherheiten und vereinzelte unsaubere Töne natürlich
nicht ungehört. Doch unterstrichen gerade sie das Besondere dieses Konzerts: den gemeinsamen Effort, mit dem die rund 50 Hobbymusiker sich selbst viel Freude und ihrem Publikum einen stimmungsvollen Hörgenuss bereiteten. Alle wurden um eine Stunde wunderbarer Musik und Gemeinschaft bereichert.
Seit 150 Jahren höchst engagiert
Der Kirchenchor Cäcilia Dietwil wurde am ersten Januar 1873 gegründet. Anlass war die Klage des Dietwiler Pfarrers über den Verfall des Kirchengesangs. Möglich wurde die Gründung durch die Zusage der bisherigen Mitglieder des Kirchenchors, «ihre Leistungen zu verdoppeln und sich einer besseren Ordnung zu unterziehen». So nachzulesen in der Broschüre, die der Chor anlässlich seines Jubiläums Anfang Jahr veröffentlicht hat. Das Jubiläumskonzert am dritten Advent hat gezeigt, welche schöne Erlebnisse aus solchem Engagement und Fleiss entstehen können.
Im Anschluss an das Konzert trafen sich Sänger, Musikerinnen und Konzertbesucher noch im Restaurant Traube, das eigens für diesen Anlass öffnete, um das gelungene Konzert mit froher Geselligkeit ausklingen zu lassen.