Millimeterarbeit um den Bachtalkreisel
31.05.2024 SinsIn der Nacht auf Mittwoch querte ein Schwertransport das Oberfreiamt. Es ist bereits der Dritte seiner Art in diesem Frühling. Auf einem 65 Meter langen Fahrzeug wurde ein Transformator-Pol für das Unterwerk Metten im luzernischen Eschenbach transportiert.
RAHEL ...
In der Nacht auf Mittwoch querte ein Schwertransport das Oberfreiamt. Es ist bereits der Dritte seiner Art in diesem Frühling. Auf einem 65 Meter langen Fahrzeug wurde ein Transformator-Pol für das Unterwerk Metten im luzernischen Eschenbach transportiert.
RAHEL HEGGLIN
Damit solche Transporte möglich sind, braucht es eine frühzeitige und exakte Planung, die mit allen involvierten Stellen abgestimmt ist. «Solche Transporte sind auch für die beteiligten Menschen eine Herausforderung. In diesem Fall arbeiten wir mit dem Westschweizer Spezialtransportunternehmen Friderici zusammen», sagt Sandra Bläuer, Kommunikationsverantwortliche bei der Swissgrid AG. Der Schwertransport besteht aus zwei zusammenhängenden Fahrzeugen. In der Mitte dieser beiden Lastwagen hängt der Transformator. «Dank dieser schwebenden Konstruktion haben wir eine bessere Lastverteilung auf den Strassen und den Brücken. Zudem haben wir eine niedrige Ladehöhe, da der Transformator bis fast zum Boden heruntergehängt werden kann», sagt Stéphane Friderici, der Direktor des Schwertransportunternehmens. In der Schweiz ist Friderici das einzige Unternehmen, welches Schwertransporte mit dem schwebenden System durchführt.
Wichtige Teamarbeit
Der Transport startete bereits in der Nacht von Montag auf Dienstag. Vom Auhafen Basel ging es über die Staffelegg bis nach Lenzburg. Die zweite Etappe fand in der Nacht auf Mittwoch von Lenzburg über das Oberfreiamt bis nach Eschenbach statt. Insgesamt waren neun Personen im Einsatz. Je ein Fahrer im vorderen und einer im hinteren Lastwagen, drei Personen auf den beiden Aufliegern und je ein Team aus zwei Personen in den beiden Begleitfahrzeugen. «Die Personen auf den Aufliegern sind für die Lenkung und den Ausgleich der Achsen zuständig. So ist gewährleistet, dass der Schwertransport um die Kurven kommt. Die Personen in den Begleitfahrzeugen kümmern sich um die Demontage und Montage der Verkehrsschilder», so Friderici.
Personal mit Spezialausbildung
Mit der niedrigen Höhe und einer Breite von gut vier Metern ist es dem Schwertransporter möglich, durch den Letten-Tunnel zu fahren. Für die Transporte braucht es eine Bewilligung, da die Normgrössen für Lastwagen überschritten werden. «Weil wir uns auf Kantonsstrassen bewegen, ist im Kanton Aargau das Departement Volkswirtschaft und Inneres, respektive das Strassenverkehrsamt zuständig», sagt der Unternehmensdirektor. Mit den Gemeindeverantwortlichen haben sie phasenweise Kontakt, wenn es um die Demontage von Signalisationen wie Ampeln geht. «Im Oberfreiamt ist dies jedoch nirgends den Fall. Die Demontage der Verkehrsschilder können wir durchführen. Dafür haben wir die Bewilligung.» Auch die Begleitung kann mittlerweile von unternehmenseigenem Personal durchgeführt werden. Früher war dafür die Kantonspolizei zuständig. «Wir haben Leute, die für Schwertransportbegleitungen geschult sind und einen entsprechenden Ausweis zum Ausnahmetransportbegleiter ATB besitzen.»
Millimeterarbeit
Beim Bachtalkreisel war der Ausnahmetransporter kurz nach 23.30 Uhr. Bevor das Riesengefährt ankam, waren die ATBs da und montieren den Kandelaber ab. Ein weiteres Fahrzeug positionierte sich vor dem Tunneleingang.
Der Schwertransporter wählte den Weg im Uhrzeigersinn um den Kreisel. Es war erstaunlich, wie wendig sich der Koloss präsentierte. Auf den Aufliegern befanden sich die Arbeiter, die für die Lenkung zuständig waren. Mit dem einen Lastfahrzeug bereits auf der Brücke zum Eingang in den Tunnel, mit dem Ende des Gefährtes noch hinter der Kreiseleinfahrt, stoppte der Transporter. So konnten die Autos, die längere Zeit hinter dem Gefährt fahren mussten, auf der anderen Kreiselseite überholen. Nachdem die Kolonne vorbei war, rollte der Schwertransporter wieder an und fuhr in den Letten-Tunnel hinein. Das Auto, welches sich vorher vor der Tunneleinfahrt positionierte, fuhr bereits vor und stoppte auf der anderen Tunnelseite die Autos. So war sichergestellt, dass der Schwertransport freie Fahrt hatte.
Selbst die 90-Grad-Kurve nach dem Tunnel Richtung Dietwil schien für den routinierten Fahrer kein Hindernis zu sein. Er holte zwar weit bis auf die andere Strassenseite aus, war aber ruck-zuck durch und setzte seine Fahrt Richtung Ziel fort.
Wichtiges Puzzlestück für die Energie
Gegen 1 Uhr traf der Schwertransporter an seinem Endziel, dem Unterwerk Mettlen in Eschenbach ein. Dieses Unterwerk gehört zu den wichtigsten Anlagen im Übertragungsnetz der Schweiz. Dieses umfasst 125 Unterwerke, in denen 147 Schaltanlagen und 26 Transformatoren installiert sind. Ein Transformator ist das Herzstück eines Unterwerks. Mit ihm wird die Spannung von elektrischer Energie, beziehungsweise von Strom, erhöht oder reduziert. «Mit der neuen Transformierung im Unterwerk Metten kann man mehr Strom produzieren. Das ist wichtig, damit der Strom auch in Zukunft zuverlässig vom Kraftwerk bis zu uns nach Hause fliesst. Wir alle verbrauchen immer mehr Strom und verlassen uns darauf, dass er jederzeit verfügbar ist. Das Übertragungsnetz spielt dabei eine wichtige Rolle», erklärt die Swissgrid-Kommunikationsverantwortliche.
Der letzte Schwertransport mit dem Reservepol ist für Ende Juni geplant. Danach kann der erste der beiden neuen Transformatoren in Betrieb genommen werden.