Maria-Bernarda-Archiv kommt nicht nach Auw
03.03.2023 Auw, VereineDie Hoffnung war gross, dass die Unterlagen über das Leben von Schwester Bernarda Bütler zukünftig in Auw gelagert werden. Doch im Entscheid des österreichischen Staatsarchivs wird das Material als «unzweifelhaft österreichisches Kulturgut» bezeichnet. ...
Die Hoffnung war gross, dass die Unterlagen über das Leben von Schwester Bernarda Bütler zukünftig in Auw gelagert werden. Doch im Entscheid des österreichischen Staatsarchivs wird das Material als «unzweifelhaft österreichisches Kulturgut» bezeichnet. Deshalb wird es zukünftig im Diözesanarchiv Feldkirch untergebracht werden.
sus | Seit vier Jahren hat sich der Verein Maria Bernarda dafür eingesetzt, dass das Seligsprechungsarchiv von Maria Bernarda nach Auw zurückkommt. An der fünften Generalversammlung informierte Präsident Martin Abt darüber, wie es mit dem Archiv weitergehen wird.
Momentan lagert es noch in Frastanz, wo sich der Frauenorden der Franziskaner-Missionsschwestern von Maria Hilf befindet. Mit 19 Jahren trat Verena Bütler in das Kloster Maria Hilf in Altstätten ein, wo sie am 4. Mai 1868 den Habit der Franziskanerinnen und den Ordensnamen Maria Bernarda vom Heiligsten Herzen Mariä erhielt. Am 12. Oktober 2008 sprach Papst Benedikt XVI. Maria Bernarda heilig. Damit war sie die erste Schweizer Heilige.
Der Umzug des Archivs sei jahrelang ein schönes und interessantes, aber auch belastendes Thema gewesen, sagt Martin Abt. Es habe auch kritische Stimmen gegeben, was den Umzug des Archivs anbelangt. «Natürlich wäre es eine Herausforderung gewesen. Ein Archiv zu unterhalten, kostet Zeit und Geld», räumt Abt ein. «Dennoch haben wir nichts unversucht gelassen, um diese einzigartige Sammlung zur Biografie Maria Bernardas wieder nach Auw zu holen», betont er.
Vieles spricht für ein Archiv in Auw
Beda Mayer sammelte seit 1931 Unterlagen zu Schwester Bernarda Bütler. Ab 1942 in seiner Funktion als Provinzarchivar der Schweizer Kapuziner. Aus dieser Sammlungstätigkeit erwuchs ein Sonderarchiv. Dieses wurde aufgrund der Übergabebescheinigung, ausgestellt von der Schweizer Kapuzinerprovinz, an die damalige Provinzoberin der Franziskaner-Missionsschwestern von Maria Hilf am 27. Mai 1983 übergeben und in Frastanz untergebracht.
«Es gab viele Gründe, die dafür sprachen, das Archiv wieder nach Auw zu holen», sagt Abt. Maria Bernarda habe beispielsweise nie einen Fuss auf österreichisches Gebiet gesetzt. Auw sei der einzige direkte Erinnerungsort an Maria Bernarda in Europa. Ein zweiter Ort wäre das Kloster Maria Hilf in Altstätten. Auch die Missionsprokur in Auw zeige die Bedeutung von Auw für die Kongregation. «Maria Bernarda ist primär eine kolumbianische und schweizerische Heilige.
Die geschichtliche Herkunft des Archivs liegt in der Schweiz und Schweizer Kapuziner haben die Seligsprechung bewirkt», sagt Abt. Am 12. Dezember 2020 erfolgte ein Schenkungsvertrag, bewilligt von der damaligen Generaloberin Sr. Elisa. «Rechtlich ist der Verein Maria Bernarda Eigentümer des Archivs und müsste folglich enteignet werden», so Abt weiter.
Die Kongregation sei eine Kongregation päpstlichen Rechts. Deshalb habe man sich die Frage gestellt, ob das Archiv dann überhaupt in das bischöfliche Archiv in Feldkirch dürfe. Als nächster Schritt erfolgte die Kontaktaufnahme mit Bischof Benno Elbs aus Feldkirch. «Wir machen das, was der Staat sagt», schrieb der Bischof. «Eine schlichte Antwort, die dem Verein klarmachte, dass man von dieser Seite keine Unterstützung erwarten konnte», sagt Martin Abt. Hoffnung machte dem Verein hingegen die ausdrückliche Willensbekräftigung des Ordens, die von der Provinzleiterin Sr. Rita und der Generalleiterin Sr. Marelvi unterzeichnet wurde. «Wir dachten uns, wenn der Orden sich dafür so einsetzt, dann steht einem Umzug nicht mehr viel im Weg.»
Antrag abgelehnt
Im Juni 2022 stellte man daher einen Antrag an das österreichische Staatsarchiv für die Ausfuhr des Archivs Maria Bernarda. Dieser wurde abgelehnt. «Es steht ausser Frage, dass es sich bei dem Material um Schriftgut handelt, das aus der Verwaltungstätigkeit einer in Österreich ansässigen, kirchlichen Institution, nämlich der europäischen Provinz der Frastanz, erwachsen ist. Die Herkunft der Ordensgründerin beziehungsweise ihr Wirkungsgebiet sind hierfür ohne Belang, massgeblich ist die letzte Provenienz des Registraturguts, die unzweifelhaft in Österreich liegt. Es ist aus der Sicht der Gutachterin daher als integraler Bestandteil des Provinz- bzw. Ordensarchivs anzusehen und ist somit unzweifelhaft österreichisches Kulturgut.»
Hoffnung auf die digitale Version
«Dem Verein war klar, dass jetzt ein Schlussstrich gezogen werden muss. Die Sache ist für uns damit erledigt», sagt Martin Abt. Das Material wird zukünftig im Diözesanarchiv in Feldkirch untergebracht werden. «Mit dem Archivar stehen wir in Kontakt. Wir haben ihm unseren Wunsch mitgeteilt, eine digitale Version des Archivs für Auw zu bekommen», informiert Abt.
Der Wunsch sei gehört, deponiert und auch der Archivar setze sich dafür ein, so Abt weiter. «Der Verein Maria Bernarda hat nichts unversucht gelassen, vielleicht haben wir in drei Jahren wenigstens die digitale Variante, was den Vorteil hätte, dass diese keinen Unterhalt bräuchte.
Hundertster Todestag 2024
Das Geld, das für das Archiv im Budget vorgesehen war, fliesst jetzt in die Feier für den 100. Todestag von Maria Bernarda.» Diesen feiert der Verein am Pfingstsonntag, 19. Mai 2024. «Wir sind hierfür intensiv an der Planung. Fest steht bislang, dass der Gottesdienst von Weihbischof Josef Stübi gehalten wird», informiert der Präsident.
Neues Vorstandsmitglied
Nicht nur über das Archiv hatte der Präsident Neuigkeiten zu verkünden. Auch in der Zusammensetzung des Vorstandes gab es eine Veränderung. Aufgrund des Rücktritts von Gabriela Lee gab es eine ausserplanmässige Ersatzwahl. «Wir sind sehr glücklich, dass wir mit Irène Frischknecht eine sehr engagierte Nachfolgerin finden konnten», sagte Martin Abt, nachdem diese einstimmig gewählt wurde. Irène Frischknecht ist Katechetin und unterrichtet in Mühlau und Abtwil. «Sie ist für den Verein wie ein Sechser im Lotto. Durch sie haben wir den direkten Draht zum Pastoralraum und zu den jungen Leuten. Das Erbe von Gabriele Lee wird somit fortgeführt», freut sich der Präsident.