Konkreter Lösungsvorschlag da
24.01.2025 SinsVandalismus wird immer bösartiger. Die Schule, die Gemeinde und auch die Eltern wollen Massnahmen. Bereits einmal trafen sich Vertreter verschiedener Gruppen, um Lösungsansätze zu definieren. Am Montagabend fand eine zweite Zusammenkunft statt.
IRIS ...
Vandalismus wird immer bösartiger. Die Schule, die Gemeinde und auch die Eltern wollen Massnahmen. Bereits einmal trafen sich Vertreter verschiedener Gruppen, um Lösungsansätze zu definieren. Am Montagabend fand eine zweite Zusammenkunft statt.
IRIS CAGLIONI
An der ersten Kickoff-Sitzung Ende April 2024 zum Thema «Vandalismus an den Schulen und generell in der Zentrumsgemeinde Sins» wurden Lösungsansätze definiert. Die Ansätze zur Veränderung der Situation waren pädagogische Massnahmen in der Schule, Aufklärungsarbeit an der Schule, konsequent Anzeige bei der Polizei erstatten und, wenn nötig, Kameras anbringen. Am Montagabend fand die zweite Gesprächsrunde statt, in welcher die neuesten Zahlen und Erkenntnisse besprochen wurden.
Wie wird die Situation heute wahrgenommen?
Hauptschulleiter der Oberstufe Sins Fabian Bühler meint, dass die Jugendlichen und die Eltern eine grosse Erwartungshaltung hätten. Es soll endlich etwas unternommen werden. An der Oberstufe wurden Workshops und Schülerbefragungen durchgeführt. Die Sicherheit ist eines der Hauptthemen an der Schule. Bühler informiert über vier Beispiele, die ihn sehr betroffen machten:
«Einem Schüler wurden Schrauben an der Vorderachse des Velos manipuliert, ein Vandalenakt, der unsichtbar blieb bis zum Unfall. Der Schüler fuhr nach Dietwil und dort löste sich das Rad. Der Schüler stürzte schwer. Zum Glück kollidierte er nicht noch mit einem Fahrzeug, beispielsweise mit einem LKW.
Einem anderen Schüler wurde das neue Velo komplett demoliert. Er hatte es mit dem eigenen, angesparten Geld bezahlt. Nach gerade zwei Tagen wurde es vorsätzlich demoliert. Das war ein brutaler Akt. Der dritte Fall betrifft einen Schüler, dessen Velo bereits zum zweiten Mal kaputt gemacht wurde. Hier interveniert nachdrücklich der Vater. Ein weiterer Fall ist der Diebstahl eines Töfflis.»
Nicht mehr, aber agressiver
Die Anzahl der Fälle ist, gemäss Bühler, nicht gestiegen. Doch die Intensität, die Boshaftigkeit dahinter, die ist deutlich angestiegen. Diese Entwicklung nehmen alle Beteiligten wahr und die Polizei bestätigt es. Zum Beispiel bei der Radmanipulation meinte Roland Aeberli von der Regionalpolizei Muri, dass es hier nicht nur um Vandalismus gehe, sondern um Gefährdung des Lebens. Weiter meint er, dass nach wie vor die nicht gemeldeten Fälle und somit die Dunkelziffer gross ist.
Wieso werden die Täter gedeckt
Ein weiterer Aspekt wurde durch die Schulsozialarbeiterin Katrin Baumann aufgezeigt. Im Schülerparlament wurde die Thematik diskutiert. Baumann geht davon aus, dass es einige Schüler gebe, die zwar wissen, wer beispielsweise den Aufenthaltsraum verwüstet habe. Aber sie hätten nicht den Mut, etwas zu sagen. Ob dies mit falscher Loyalität zusammenhängt oder mit Angst vor Repressalien, ist hier unklar.
Die Gruppe will dranbleiben
Einig sind sich aber alle Anwesenden, dass heute die Zeit reif ist, Kameras bei den Veloständern zu montieren. Somit sollte hier die Gemeinde aktiv werden, was Pius Vogel in die Hand nehmen will. Auch soll die Präventivarbeit durch die offene Jugendarbeit und die Schulsozialarbeit und auch durch die Schule weitergeführt werden. Denn es gelte, die rund 750 Schüler, die hier zur Schule gehen, zu schützen. Eine weitere Option, die durch die Schulsozialarbeit geprüft wird, ist die Möglichkeit eines anonymen elektronischen Briefkastens. Da könnten die Schüler anonym Meldung erstatten.
Meine Ansicht
Die präventiven Bemühungen rund um das Thema «Vandalismus» sind lobenswert. Es ist durchaus wichtig, aufzuklären und den Jugendlichen die Konsequenzen aufzuzeigen. Trotz aller Bemühungen scheint sich aber nichts zu ändern, im Gegenteil, die Handlungen werden bösartiger und aggressiver. Der Schrei der Bevölkerung nach Lösungen seitens der Gemeinde wird immer lauter.
Auch meine Kinder gingen mit ihren Velos zur Schule. Ich kann mir nicht vorstellen, wie furios ich geworden wäre, hätte jemand am Velo meines Kindes die Schrauben gelöst und einen Unfall provoziert. Diese Tat gegen einen Dietwiler Schüler war Vorsatz. Eine Gemeinheit mit einer ganz gezielten, bösartigen Aktion gegen einen Schüler. Da spielen Wut, Hass und Dummheit, gepaart mit Egoismus und krimineller Energie mit.
Meine Kinder kauften sich auch mit dem eigenen Geld die ersten Velos. Die wurden nicht demoliert. Warum geschehen heute solche Dinge? Aus Wut, Neid oder Dummheit? Ganz gezielt frage ich: Wann ist der Respekt vor dem Eigentum des anderen abhanden gekommen?
Wird der Schuldige gefunden, was passiert dann? Bis zum 18. Altersjahr wenig. Der Mahnfinger wird gezeigt und Erziehungsmassnahmen werden ergriffen. Natürlich – ein Ersttäter soll nicht «in extremis» bestraft werden, doch nur ermahnen und erziehen, genügt das?
Übrigens, zum Thema «erziehen» kommen mir in diesem Zusammenhang weitere Gedanken. Ich gehöre zu der Generation, die noch elterliche Erziehung erhielt. Wir lernten Regeln eines wertvollen Miteinanders, was Respekt dem anderen und seinem Eigentum gegenüber beinhaltete. Ich frage mich: Wo sind diese Werte geblieben?
Erziehen heisst für mich, die Konsequenzen aufzeigen. Positive wie auch negative. Kinder sollen nicht nur Angst haben vor Strafen oder Repressalien. Sie sollen lernen, wie machtvoll sie sind, wenn sie sich zusammen für das Richtige entscheiden. Sie sollen reden und sagen, was sie wissen, und sie sollen mutig für die richtige Sache einstehen. Das können die Kinder, wenn sie aus dem privaten Umfeld gestützt sind und gelernt haben, was richtiges Handeln und respektvoller Umgang bedeutet.
Iris Caglioni