Kann der Osterhase genügend Eier bringen?
17.04.2025 RegionImmer wieder wurde jüngst davor gewarnt, dass es zu wenig Eier auf dem Markt gibt. Detailhändler versuchen, den Mangel mit Importen zu überbrücken. Denn die Produzenten können die Produktion nicht einfach hochfahren.
RAHEL HEGGLIN
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Immer wieder wurde jüngst davor gewarnt, dass es zu wenig Eier auf dem Markt gibt. Detailhändler versuchen, den Mangel mit Importen zu überbrücken. Denn die Produzenten können die Produktion nicht einfach hochfahren.
RAHEL HEGGLIN
Die Bilder von leeren Regalen bei den Detailhändlern kursierten jüngst in Sozialen Medien. «Im Moment kann es sein, dass zu wenig Schweizer Eier zur Verfügung stehen. Deshalb haben wir die Verfügbarkeit auf Importeier erhöht», erklärt die Mediensprecherin bei Coop, Sina Gebel. Auch bei Migros sieht man eine überdurchschnittliche Nachfrage nach Schweizer Freilandeiern. «Seit vergangenem Herbst kann die Produktion den Bedarf nicht mehr vollständig decken. Besonders um die Feiertage wie Weihnachten und Ostern ist die Nachfrage gross», sagt Rahel Kissel, Leiterin Unternehmenskommunikation Genossenscha! Migros Luzern. Beide Detailhändlerinnen arbeiten eng mit Lieferanten zusammen, mit denen sie langjährige Partnerscha!en pflegen. Ein Produzent davon ist Lukas Villiger aus Alikon, welcher Freilandeier an die Migros Luzern liefert.
Eier für die Verarbeitung
In seinem Stall leben aktuell etwas mehr als 17’000 Legehennen. Sie produzieren rund 16’000 Eier pro Tag. Um diese zu sortieren und zu reinigen, stehen jeden Morgen zwei Personen während zweieinhalb Stunden am Förderband. Villiger erhält dafür Unterstützung von seiner Mutter Regine sowie von Markus Bucher, einem befreundeten Nachbarn. Auch am Abend läu! das Förderband wieder, dann reicht aber eine Person, welche rund 40 Minuten damit beschä!igt ist. Die Eier werden nach der Kontrolle von einem Roboter in Behälter gepackt und auf Paletten gestapelt. Dreimal pro Woche werden sie von einem Migros Lastwagen abgeholt. «Dieser fährt dann nach Kloten, wo die Eier weiterverarbeitet werden», erklärt Villiger. Die Eier seiner Legehennen werden nämlich nicht für den Offen-Verkauf gebraucht, sondern als Zutat für andere Lebensmittel.
Drei-Jahres-Planung
Der Grund dafür ist, dass die Legehennen bereits 15 Monate alt sind, und daher nicht mehr so dicke Schalen produzieren wie jüngere Hühner. «Diese Eier können aber gut zu Teig- und Backwaren verarbeitet werden», sagt Villiger. Zur Eindämmung der Ei-Mangellage kann er aktuell nicht viel beitragen. Denn die Verträge, inklusive des Lieferzeitplans, macht er vielfach bereits drei Jahre im Voraus mit der Migros ab. «Auf diesen Plänen steht genau, wann ich eine Herde ausstalle und neue Hühner wieder einstalle.» Zudem habe er auch wieder mit den Produzenten von Junghennen eine Vereinbarung, wann er wie viele Tiere bezieht. «Deshalb können wir nicht spontan x-tausend Jung-Hennen zukaufen. Eine Herde wird gemeinsam eingestallt und wieder ausgestallt. So ein Zyklus dauert rund 15 – 16 Monate», so Villiger. Aufgrund der Ei-Mangellage hat er aber die Auflage, dass er keine grösseren Mengen anderweitig verkaufen darf. «Privatpersonen, die ein paar Eier kaufen möchten, sind davon nicht betroffen. Aber wenn jemand beispielsweise tausend Eier möchte, geht das nicht.» Diese Zahl ist nicht etwa eine Fantasiegrösse. Villiger hat tatsächlich Privatpersonen, die solche Mengen nachfragen.
Neun Eier mehr pro Kopf und Jahr
Bei den Detailhändlerinnen geht man davon aus, dass die aktuelle Ei-Mangellage noch bis nach Ostern anhält. Danach sollten sich Nachfrage und Verfügbarkeit wieder einpendeln. «Die Migros unternimmt alles, um an Ostern ausreichend Eier in den Regalen zu haben. Der Anteil an importierten Eiern wird jedoch deutlich höher sein als in den Vorjahren», so Kissel. Auch bei Coop wurde das Import-Sortiment erweitert, wie die Mediensprecherin sagt. «Wir arbeiten intensiv daran, der gestiegenen Nachfrage nachzukommen, und stehen in engem Austausch mit unseren Geschä!spartnern.» Weshalb die Nachfrage nach Eiern plötzlich so hoch ist, kann Kissel nur schätzen. Sie gibt an, dass laut GalloSuisse aktuell pro Kopf neun Eier mehr pro Jahr konsumiert werden. «Das Interesse an Eiern ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass sie eine alternative tierische Proteinquelle zum Fleisch sind und als gesundes Produkt angesehen werden. Zudem sprechen Eier überdurchschnittlich stark preissensible Kunden an», so die Leiterin Unternehmenskommunikation bei der Migros Luzern.
Sollte es für den Osterhasen zu wenig gefärbte Eier in diesem Jahr geben, kann er immerhin noch auf die Schoggi-Eili zurückgreifen!