Interessante Einblicke in die ARA
12.09.2025 SinsZum 40-jährigen Jubiläum der ARA Giessenmatt führten die Verbandsgemeinden Sins, Mühlau, Auw und Abtwil einen Tag der offenen Türe durch. Der grosse Zulauf aus der Bevölkerung zeigte das rege Interesse rund um das Lebenselixier Wasser.
IRIS ...
Zum 40-jährigen Jubiläum der ARA Giessenmatt führten die Verbandsgemeinden Sins, Mühlau, Auw und Abtwil einen Tag der offenen Türe durch. Der grosse Zulauf aus der Bevölkerung zeigte das rege Interesse rund um das Lebenselixier Wasser.
IRIS CAGLIONI
Man erledigt sein Geschäft, reinigt mit Klopapier und Feuchttüchern und drückt die Spülung. Schwupp und weg damit. Das Wasser läuft im Lavabo ab, inklusive Seifenrückständen, Hautpartikeln, Haaren und was sonst noch so alles heruntergespült wird. Das Wasser transportiert die gelösten und die festen Stoffe zur regionalen Abwasserreinigungsanlage nahe der Reuss.
Die Kanalisation schluckt viel, das beweisen auch die Fundsachen, die am Tag der offenen Türe der ARA Giessenmatt zur Ansicht aufgelegt wurden. Ein Töffschlüssel, ein Geldstück, ein Sackmesser – diese verhältnismässig kleinen Gegenstände fallen einem leicht aus der Hand und just auf das Kanalisationsschachtgitter. Sie verschwinden zwischen den Stäben – meist unwiederbringlich. Die ARA-Mitarbeiter haben aber auch weitaus skurrilere Dinge gefunden, wie zum Beispiel Zahnprothesen und Hörgeräte. Da staunten nicht nur die Kinder.
Die Gerüche haben es in sich
Zwischen 150 und 200 Personen wollten hinschauen. Vier engagierte Personen führten die Besucher in überschaubaren Gruppen durch die ARA und erklärten die einzelnen Stationen. An so einigen Stationen vermieden es die sehr geruchsempfindlichen Personen, die Räumlichkeiten oder die nähere Umgebung zu betreten, denn der «Duft» konnte streng sein. Ein eindrückliches Bild lieferte das Wasserrückhaltebecken, welches wegen des Regens der vorangegangenen Tage bis oben hin voll war. «Es wäre auch eindrücklich gewesen, dieses Becken leer zu sehen, denn das Fassungsvermögen ist dann am besten sichtbar», erklärte der Klärwart Fabian Nietlispach.
Doch hier wird das Wasser nicht nur gereinigt, es liefert auch Energie für die Gemeinde. Denn seit rund neun Jahren nutzt auch die AEW die Abwärme des geklärten Wassers für den Wärmeverbund. Sie produziert 3’910 Mega wattstunden pro Jahr und versorgt damit 139 Objekte.
Die Zukunft ist in Planung
«Die Infrastruktur ist 40 Jahre alt. Vor rund 15 Jahren wurde eine Sanierung durchgeführt. Nun wird ein Ausbau notwendig», informierten Stefan Balmer, Gemeindeammann Abtwil, und Jakob Sidler, Gemeinderat Sins. Die Verantwortlichen des Verbandes ARA Oberfreiamt nutzten den Tag der offenen Tür auch, um den geplanten Ausbau aufzuzeigen und Fragen zu beantworten. «Aktuell sind vier Gemeinden an der ARA Giessenmatt angeschlossen. Das Bevölkerungswachstum zeichnet sich auch hier ab.
Ein Ausbau sichert die Zukunft», so Balmer. Anhand einer Karte zeigte er die Standorte aller Bauwerke, die auf den Gemeindegebieten der vier Verbandsgemeinden stehen. «Wir erstellten einen Generellen Entwässerungsplan (GEP) über das gesamte Verbandsgebiet und machten eine Bestandesaufnahme aller abwasserrelevanten Bauteile. Dazu gehören auch Bauwerke wie Pumpwerke und Regenrückhaltebecken. Damit konnten wir den Investitionsbedarf für die Zukunft eruieren.»
Das künftige Ziel des Abwasserverbandes ist es, die Sonderbauwerke zusammenzuführen und in ihr Eigentum zu übernehmen.
Festwirtschaft zum Verweilen
Das schöne Wetter und die Durchführungszeit des Anlasses – von 10 bis 16 Uhr – bestärkte sicherlich so manchen Besucher, nach der Führung an den Festbänken Platz zu nehmen und eine offerierte Wurst vom Grill und ein kühles Getränk zu sich zu nehmen. Hinter dem Haus war dies auch absolut geruchsneutral möglich. Die Gemeinderäte der Verbandsgemeinden standen hinter dem Grill und dem Getränkebuffet und zeigten damit ihre Wertschätzung den Besuchern gegenüber.
Stefan Bernet arbeitet als Hauswart im Schulhaus Letten und ist 64 Jahre alt. Er meint: «Es war ein äusserst interessanter Einblick. Als Begleitperson von Schulklassen durfte ich schon Führungen mitmachen. Doch es ist immer wieder spannend. Das bis oben gefüllte Überlaufbecken war eindrücklich zu sehen.» Bernet findet, man solle achtsamer sein, was man hinunter spült. «Wir müssen sorgfältiger mit der Umwelt umgehen.»
Anika ist 10-jährig und Schülerin. Mit ihren Eltern besuchte sie die ARA. Was ihr am meisten Eindruck machte, waren die Fundsachen, die ausgelegt waren. «Das, was mich am meisten grauste, war das Klärschlammbecken. Aber es war alles in allem sehr spannend», erzählt sie und lacht. Dass man ausser den Fäkalien nichts anderes das Klo hinunterspült, ist für die Schülerin eine klare Sache.
Anna Goertz ist 27-jährig, wohnt in Baden und ist eine der Verfahrensingenieurinnen für das Ausbauprojekt. Sie durfte mehrere Führungen mit den Besuchern machen und meint: «Die Leute waren sehr interessiert und stellten viele Fragen. Sie möchten wissen, wie die Abläufe in einer solchen Anlage sind und was genau geschieht. Auch waren sie an den Ausführungen zum geplanten Ausbau interessiert.»
Fabian Nietlispach ist Klärwart, 50 Jahre alt und hielt auch Führungen. Besonders aufgefallen ist ihm: «Viele wissen gar nicht, was wir nebst der Reinigung des Wassers hier alles tun. Es hat mich sehr gefreut, dass heute so viele Leute kamen, um sich zu informieren, was wir hier tun.» Nietlispach geht davon aus, dass zwischen 150 und 200 Personen den Tag der offenen Tür genutzt haben, um sich Einblicke zu verschaffen.