Hochwasser überrascht Oberrüti
07.06.2024 OberrütiNaturgewalt Die anhaltenden Regenfälle liessen am Freitagabend etwas nach. Die Hoffnung auf Entspannung der Situation wurde am frühen Montagmorgen zerschlagen. Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg.
IRIS CAGLIONI
Die Bilder sprechen für ...
Naturgewalt Die anhaltenden Regenfälle liessen am Freitagabend etwas nach. Die Hoffnung auf Entspannung der Situation wurde am frühen Montagmorgen zerschlagen. Die Wassermassen bahnten sich ihren Weg.
IRIS CAGLIONI
Die Bilder sprechen für sich. Braune Bäche fluteten die Kreuzung im Dorfzentrum von Oberrüti, flossen in Keller und Tiefgaragen und hinterliessen Schlamm und Wasserschäden. Patrick Troxler, Gemeindeschreiber von Oberrüti, kann das Ausmass der Schäden am Dienstag noch nicht beziffern. «Die Schäden werden erst langsam sichtbar.»
Roland Meier, Oberrüter Gemeinderat und für die Gewässer verantwortlich, wohnt in der Gibelbachüberbauung, wo die Tiefgarage unter Wasser stand. Er informierte: «Ich behalte bei starken Niederschlägen den Bach immer im Auge. Das Schutzgitter, welches allfälliges Schwemmholz zurückhält, war frei. Es war einfach zu viel Wasser auf einmal.» Meier mutmasst: Der Bachdurchlass, welcher unter der Kantonsstrasse hindurchführt, musste die Wassermassen vom Gibelbach und vom Dorfbach schlucken. Zusammen war das wohl zu viel und führte daher zu einem Rückstau. Als Konsequenz traten die Bäche über die Ufer.
Was danach bleibt, macht viel Arbeit
Der Schlamm vor dem Restaurant Rössli lässt erahnen, wie die Böden in den gefluteten Kellerräumen, dem Restaurant oder der Tiefgarage aussehen müssen. Peter Weingartner, Hauseigentümer, nimmt es pragmatisch. Mit dem Hochdruckreiniger spritzt er den Schlamm soweit es geht weg, damit er nicht wieder ins Haus getragen wird.
Ortsteil Beugen
Oberhalb der Beugen fliessen der Gibelbach und der Stöckenbach zusammen. Die Wasserflut riss viel Altholz mit sich, trat an der kleinen Brücke in der Beugen über die Ufer und richtete Schäden an. Irene und Markus Bieri wohnen an der Bahnlinie. Der normalerweise kleine Stöckenbach floss durch ihren Garten, weiter über die Strasse, unter der Bahnlinie durch bis in ihr Maisfeld. Bieri fragt sich, wo wohl das viele Altholz herkommt, das angeschwemmt wurde. «Vielleicht liegt an den Bachrändern zu viel Gehölz? Das Wasser muss wohl auch beim Waldspielplatz durchgeflossen sein. Die Holzruggeli-Sitze der Kinder liegen heute auf unserem Land im Schlamm. Hier keimte Mais – der ist nicht mehr zu retten.» Die Aufräumarbeiten sind aufwändig. Bieri hofft, dass die Versicherung einen Teil des Schadens übernimmt.
Sandsäcke und Wasserpumpen
Die Feuerwehr Dietwil-Oberrüti rückte 13-mal aus. Sie pumpte Keller und eine Tiefgarage aus und verteilte Sandsäcke. Kommandant Jan Steiner meinte: «Der erste Alarm kam um 5.28 Uhr. Zu diesem Zeitpunkt war die Fahrt durch Oberrüti noch möglich, doch mussten wir bereits eine Pfütze queren. Um zirka 7 Uhr riegelten wir die Strasse ab.» Zehn Einsätze fuhren sie in Oberrüti, drei in Dietwil. «Es war ein Elemetarereignis. Der heftige Regenfall in den frühen Morgenstunden zwischen 3 und 5.30 Uhr reichte aus, um die Bäche extrem anschwellen zu lassen. Die gesättigten Böden liessen kein Wasser mehr versickern, und so floss es einfach über die Oberflächen und riss alles mit sich – verstopften so auch die Strassenwasser-Schachtgitter. Das konnte niemand verhindern.» Die Feuerwehr beobachtete auch, dass rund 15 Minuten, nachdem der Regen stoppte, das Wasser in die Schächte abfloss.
Der letzte Einsatz in Oberrüti fand am Nachmittag statt. Sie rückten zur Unterführung in Richtung Reusshöfen aus, um sie auszupumpen.
Die Gemeinde ist mit dem Kanton bereits in Kontakt, um dieses Ereignis zu analysieren. Im Vergleich: Beim grossen Reuss-Hochwasser von 2005 wurde das Dorf nicht in Mitleidenschaft gezogen. Auch die starken Regenfälle mit dem Hochwasser von 2021 lösten keine solchen Fluten aus.
Sins hatte weniger Probleme
Die Gemeinde Hünenberg sperrte vorsorglich die Holzbrücke beim Zollhaus, da die reissenden Fluten auch grosse Baumstämme mitführten und so Fussgänger gefährden könnten.
Die Feuerwehr Sins-Abtwil musste diverse Einsätze fahren. Nebst dem Platzieren von Sandsäcken, pumpte sie mehrere Keller und eine Tiefgarage aus. Thomas Huber ist Kommandant und meinte: «Bei uns in Gerenschwil fielen in der Nacht von Sonntag auf Montag rund 70 Liter Regen pro Quadratmeter. Das war einfach zu viel. Dafür war nirgens mehr Platz in der Natur.» Weiter informierte er, dass diese Regenfälle lokal von Dietwil bis Sins reichten. «Bereits in Mühlau war es deutlich weniger Niederschlag. Im restlichen Kanton Aargau blieb es ruhig.»
Achtung! Stromschlag
Wer die Tiefgarage überflutet sieht und sein Auto retten will, der watet auch durch hohes Wasser – ein Impuls, dem Sie nicht nachgeben sollten.
In Kellern und Tiefgaragen sind oft Elektroverteiler platziert. Diese oder auch Steckdosen können das liegende Wasser, egal wie hoch es steht, unter Stromspannung setzen. Dann besteht akute Lebensgefahr.
In Oberrüti liefen gemäss Informationen des Gemeinderats Anwohnende durch hüfthohes Wasser zu ihren Fahrzeugen. Zum Glück kam niemand zu Schaden.