Hitzige Debatte um die Windräder auf dem Lindenberg
17.10.2025 BeinwilEnde Monat stimmt die Bevölkerung von Beinwil über die Teiländerung Kulturlandplan «Windpark Lindenberg» ab. Dass das Geschäft hitzig diskutiert wird, zeigt sich bereits jetzt. Verschiedene Verbände und Vereine weibeln mit Medienmitteilungen um ihr ...
Ende Monat stimmt die Bevölkerung von Beinwil über die Teiländerung Kulturlandplan «Windpark Lindenberg» ab. Dass das Geschäft hitzig diskutiert wird, zeigt sich bereits jetzt. Verschiedene Verbände und Vereine weibeln mit Medienmitteilungen um ihr Anliegen.
RAHEL HEGGLIN
Sollen die drei Windräder à 229 Meter zukünftig regionalen Strom erzeugen? Ja, findet der Verein Pro Wind Aargau. In seiner Mitteilung heisst es, dass die Gemeinde Beinwil mit diesen Windrädern den Kanton Aargau und die Schweiz mit einheimischer Energie versorgen würde. Denn jährlich würden rund 25 GWh Strom produziert werden können. Zudem hebt der Verein den finanziellen Zustupf für die Gemeinde hervor.
Finanzielle Ausgangslage
Bekannt ist, dass der Beinwiler Gemeinderat gut mit der Eigentümerin der Windräder, der Windpark Lindenberg AG, verhandelt hat. Pro Jahr würde diese der Gemeinde Beinwil vier Prozent vom Bruttoerlös, mindestens aber 66’500 Franken pro Windrad zahlen. Der Vertrag ist auf zwanzig Jahre ausgelegt und bedeutet also: vier Millionen Franken für die Gemeindekasse. Zusätzlich bekommt die Gemeinde noch 1,3 Millionen Franken, die an Kompensionsmassnahmen gebunden sind, und die Windpark Lindenberg AG verpflichtet sich, ihren Steuersitz während der gesamten Betriebsdauer von dreissig Jahren in Beinwil zu halten.
Grosse Organisationen sprechen sich für den Windpark aus
Auch der Vorstand des Bauernverbandes Aargau (BVA) spricht sich für den Windpark aus. In seiner Medienmitteilung betont er, dass dieses Projekt von «nationaler Bedeutung» sei und dass eine sichere Energieversorgung für die Produktion und Verarbeitung innerhalb der Landwirtschaft essenziell ist. Für den BVA sind auch die landwirtschaftlichen Interessen bei diesem Projekt gewahrt, da Rückbau- und Wiederherstellungsverpflichtungen vorgesehen sind, falls die Anlagen dereinst ausser Betrieb genommen werden. Der Verein Pro Wind Aargau betont in seiner Medienmitteilung auch, dass im Umweltverträglichkeitsbericht insgesamt 23 Umweltbereiche behandelt und Massnahmen vereinbart wurden. Beispielsweise soll es ökologische Ausgleichsmassnahmen wie die Pflanzung von Hecken, Hochstammbäumen oder gestufter Waldränder geben. Deshalb würden auch die grossen Schutzorganisationen wie der WWZ oder Pro Natura hinter dem Projekt stehen.
Auch der Regionalplanungsverband Oberes Freiamt (Repla) spricht sich für den Windpark aus. Er verweist in seiner Mitteilung auf die strategische Bedeutung des Projekts für die gesamte Region und dass dieses einen wesentlichen Teil zur Zielerreichung der Energiestrategie 2050 des Bundes beiträgt. Der Standort sei sorgfältig und nachvollziehbar gewählt worden, dies in enger Zusammenarbeit mit den verschiedenen Interessensgruppen. Dass mit dem Windpark eine Unterstützung zur nationalen Energiestrategie beigetragen wird, findet auch die Organisation der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz (aeesuisse) Aargau. In ihrer Medienmitteilung heisst es etwa: «Der Windpark erfüllt zentrale Anforderungen an eine klimafreundliche, wirtschaftliche und sichere Energieversorgung. Er liefert lokal erzeugten Strom für rund 5’600 Haushalte.»
Auch die Gegner bringen ihre Argumente auf den Tisch
Gegen das Projekt gibt es aber auch Widerstand. Der Verein Pro Lindenberg etwa argumentiert auf seiner Homepage, dass die beiden zuletzt realisierten Windparks Gries und San Gottardo ihre Prognoseziele bei Weitem nicht erreichen würden. Der Verein sieht deshalb falsch prognostizierte Zahlen als Mittel, um das Label «nationales Interesse» zu erreichen, um damit den Natur- und Landschaftsschutz sowie den Widerstand der betroffenen Bevölkerung auszuhebeln. Weitere Sorgen macht sich der Verein um das Grundwasser im Lindenberg, welches für immer oder mindesten auf lange Zeit durch den Bau der Windräder kontaminiert werden könnte. Auch Lärmemissionen, Schattenwurf oder die Schädigung der Greifvogel- und Fledermaushabitate sind Sorgen, die den Verein Pro Lindenberg in Bezug auf zukünftige Windräder beschäftigen.
Pro und contra Informationsveranstaltungen
Die Argumentationen für oder gegen den Windpark sind sehr unterschiedlich. Deshalb wollten und wollen die Verantwortlichen ihre Argumente nochmals der Bevölkerung erläutern. Die Veranstaltung der Gegner des Windparks findet am kommenden Montagabend statt.
Auch die Gemeinde hat mit einer Informationsveranstaltung ihre Argumente für den Windpark aufgezeigt. Diese Veranstaltung hat am Mittwochabend stattgefunden. Eine redaktionelle Berichterstattung zu beiden Informationsveranstaltungen publiziert der Anzeiger Oberfreiamt am kommenden Freitag.
Über das Projekt stimmt der Souverän dann an der ausserordentlichen Gemeindeversammlung am 29. Oktober ab.
Windpark Lindenberg – Ein Irrweg mit Folgen
Der geplante Windpark Lindenberg wirft viele Fragen auf – und noch mehr Sorgen. Was als Symbolprojekt für die Energiewende verkauft wird, entpuppt sich bei genauerem Hinsehen als riskantes Vorhaben mit weitreichenden Folgen für Mensch, Natur und Gemeinde.
Was bedeutet der Windpark für die Bevölkerung?
Drei Windräder mit je 229 Metern Höhe würden das Leben in Beinwil und Umgebung spürbar verändern. Hörbarer Lärm, Infraschall und Eiswurf gefährden die Ruhe und Sicherheit. Blinkende Warnlichter und bewegte Schatten beeinträchtigen das Wohlbefinden. Besonders betroffen ist das denkmalgeschützte Schloss Horben. Auch Immobilienwerte könnten sinken – Beinwil verliert an Attraktivität für Neuzuzüger.
Umweltrisiken – weit mehr als Landschaftsverschandelung
Der Abrieb an den Rotorblättern setzt langlebige Schadstoffe wie PFAS und CFK frei, die sich in Böden und Gewässern anreichern. Die Nähe zum Quellgebiet gefährdet unser Trinkwasser. Der Lindenberg ist Lebensraum geschützter Arten – Bau und Betrieb setzen diese unter Druck. Der Rückbau ist teuer und ungelöst, viele Materialien sind nicht recycelbar.
Wirtschaftlich fragwürdig – viel Geld für wenig Strom
Trotz rund 100 Millionen Franken Fördergeldern soll der Windpark nur etwa 25 GWh pro Jahr liefern – das entspricht einer Auslastung von maximal 20 Prozent. Bei Windflauten braucht es teure Backup-Kraftwerke oder Stromimporte, oft aus fossilen Quellen. Die Lebensdauer der Anlagen ist begrenzt, der Netzausbau teuer, die Versorgung unsicher.
Langfristige Risiken – politisch und technisch
Windkraftanlagen sind nicht frei von Gefahren: Havarien, Flügelbruch und Brandrisiken sind dokumentiert. Politisch ist das Projekt ebenfalls unsicher – nationale Initiativen zum Wald- und Gemeindeschutz könnten einen Rückbau erzwingen. Die wetterabhängige Einspeisung gefährdet die Netzstabilität und erhöht das Risiko von Blackouts.
Falsche Anreize – Symbolpolitik statt echter Lösungen
Die versprochenen Subventionen stehen in keinem Verhältnis zu den Risiken. Die potenziellen Risiken werden durch die Höhe der Haftpflichtversicherung von 370 Millionen Franken deutlich – eine Summe, die im Falle einer Havarie jedoch keine vollständige Schadloshaltung der Gemeinde garantiert. Symbolpolitik ersetzt echte Lösungen – und gefährdet die Zukunft der Region.
Fazit: Verantwortung übernehmen statt Symbolpolitik betreiben
Der Windpark Lindenberg ist kein nachhaltiger Beitrag zur Energiewende – sondern ein teures, riskantes Symbolprojekt mit fragwürdiger Wirkung. Es liegt an uns, Verantwortung zu übernehmen, die Fakten kritisch zu hinterfragen und für den Schutz unserer Region einzustehen.
Stefan Schimon, Dipl. El.-Ing. / EMBA FH
Präsident Pro Lindenberg