Gibt es eine Zukunft für den Skilift?
06.12.2024 BeinwilDie Tage des Skilifts auf dem Horben sind gezählt. Nach 54 Betriebsjahren ist seit dieser Saison Schluss. Auslöser ist der mangelnde Schnee, die finanzielle Herausforderung und das Fehlen von motivierten Nachfolgern.
RAHEL HEGGLIN
Insgesamt 35 Jahre ...
Die Tage des Skilifts auf dem Horben sind gezählt. Nach 54 Betriebsjahren ist seit dieser Saison Schluss. Auslöser ist der mangelnde Schnee, die finanzielle Herausforderung und das Fehlen von motivierten Nachfolgern.
RAHEL HEGGLIN
Insgesamt 35 Jahre haben Alois und Margot Waser den Skilift am Horben betrieben. Davor führten ihn bereits 19 Jahre lang die Eltern von Waser. Nun ist leider mit dieser langen Tradition Schluss. Als Grund geben die beiden den mangelnden Schnee und den finanziellen Aufwand an. Aber auch, weil es der richtige Zeitpunkt sei: «Meine Frau und ich gehen in Pension. Diese möchten wir geniessen, und wir sind auch nicht mehr bereit, die finanziellen Defizite des Skilifts zu tragen», erklärt Waser.
Ungedeckte Betriebskosten
Pro Jahr habe er gut fünftausend Franken in den Skilift gesteckt, die nicht refinanziert werden konnten. «Die Betriebsbewilligung kostete jährlich 800 Franken, die Versicherung 1’300 Franken, und dazu kamen die Kontrolle der Schweizerischen Seilbahnen, die Gebühren für die Parkplatzeinweiser sowie Unterhaltskosten für den Lift und das Pistenfahrzeug.» Diese Kosten konnte er in den letzten Jahren mit dem Betrieb nicht mehr decken. Vergangene Saison lief der Lift an zwei Sonntagen.
Tiefe Preise
Seit bekannt ist, dass die Wasers den Lift aufgeben wollen, haben sie viele Reaktionen aus der Bevölkerung erhalten. «Die meisten bedauern unseren Schritt. Viele haben hier gelernt, Ski zu fahren, und nun kommen sie mit ihren eigenen Kindern oder sogar mit den Enkeln und lernen ihnen Skifahren.»
Für viele Leute war der Lift eine gute Option, um schnell am Mittwoch oder Sonntag ein paar Schwünge im Schnee zu ziehen. Denn der Anfahrtsweg war kurz und die Preise tief. Fünf Fahrten kosteten pro Erwachsenen acht Franken, für ein Kind sechs Franken. Auch das kleine Verpflegungsangebot mit Hot Dogs oder Pommes frites wurde gerne in Anspruch genommen und war kostengünstig. Eine Preiserhöhung kam für Waser nicht infrage: «Es war nie unsere Absicht, den Leuten das Geld aus der Tasche zu ziehen. Wir wollten etwas für die Familien tun und ihnen einen preiswerten Schneetag ermöglichen.»
Personal braucht es
Mittlerweile haben die Wasers bis zu zehn Angebote von Privatpersonen und kleineren Firmen erhalten, die bereit wären, die Jahreskosten zu übernehmen. «Aber das ist nicht allein der entscheidende Punkt. Es braucht auch Personal, welches am Lift steht, den Unterhalt garantiert und die Pisten präpariert», erklärt er und weiter: «Wenn es eine Gruppe von fünf motivierten Personen gibt, die bereit sind, diese Aufgaben zu übernehmen, gebe ich den Skilift gerne ab.» Interessenten dürfen sich bei ihm melden. Er bekräftigt aber: «Es müssen Leute sein, die wirklich bereit sind, alle Aufgaben rund um den Skilift zu tragen.»
Aus Wasers Familie wird niemand den Skilift weiterbetreiben. Weder der Sohn noch die Tochter. Sie hat zwar inzwischen den Hof übernommen, aber kein Interesse daran, den Lift weiterzuführen. «Unsere Kinder haben gute Jobs und sind damit ausgelastet», sagt er.
Hat der Lift Zukunft?
Waser hat schon vor Jahren Alarm geschlagen und auf die prekäre Situation aufmerksam gemacht. Jedes Mal habe es eine Handvoll Personen gegeben, die helfen wollten. Aber als er jeweils erzählt habe, welch grossen Effort dieser Skilift mit sich bringt, seien alle wieder weg gewesen. «Es braucht Idealismus und einen klaren Plan, sonst scheitert man schnell», sagt er. Zudem müsse man sich bewusst sein, dass es eine Nullrunde ist. Denn die Schneemangellage lässt sich nicht wegdiskutieren. Das Gebiet liegt auf 880 Metern über Meer. Seine Eltern hatten den Lift noch zwei Monate am Stück laufen lassen können. Er, wenn er Glück hatte, zwei bis fünf Tage. Für ihn und seine Frau geht nun ein Lebensabschnitt und ein Lebenswerk zu Ende. Mit Wehmut, aber auch mit Stolz auf das Geleistete. «Wir haben unseren Teil beigetragen, jetzt ist die Zeit gekommen loszulassen.»
Ob der Skilift Horben von Enthusiasten weiter betrieben werden kann, wird sich zeigen. Wenn niemand den Mut und den Willen hat, diese Tradition fortzuführen, wird Waser den gesamten Lift inklusive dem Pistenfahrzeug entsorgen.