Extreme Nässe zerstört Ernten
11.10.2024 RegionMassive Ernteausfälle sind die folge des bisher so nassen Jahres. Auch mit Krankheitsbefall kämpfen die Produzenten. Ohne Importe käme es einer Hungersnot gleich, meint Paul Bernet von der Bachtalmühle Sins.
IRIS CAGLIONI
Noch immer ...
Massive Ernteausfälle sind die folge des bisher so nassen Jahres. Auch mit Krankheitsbefall kämpfen die Produzenten. Ohne Importe käme es einer Hungersnot gleich, meint Paul Bernet von der Bachtalmühle Sins.
IRIS CAGLIONI
Noch immer stehen Maisfelder, die nicht abgeerntet wurden. Die späte, wetterbedingte Aussaat hat zur Folge, dass der Mais noch nicht reif genug ist für die Ernte. Die späte Ernte verschiebt oder verunmöglicht die nachfolgende Bepflanzung.
Brotweizen, Gersten und Raps
Einer Medienmitteilung von swiss granum kann entnommen werden, dass die diesjährigen Erntemengen bei Brotweizen, Gersten und Raps stark beeinflusst sind von der aussergewöhnlichen Witterung im Frühling und Sommer. Tiefere Erntemengen von Brotweizen stellten die Branche vor Herausforderungen. Diese Aussagen bestätigt Bernet. «Wir hatten noch nie ein solch schlechtes Jahr, sei es qualitativ wie quantitativ. Zum Beispiel beim Brotweizen erhielten wir rund ein Drittel der Menge, die wir normalerweise erhalten.»
Bernets Lieferanten sind die regionalen Produzenten. Hätte er von weiter her einkaufen wollen, wäre das auch nicht gegangen. «In der ganzen Schweiz ist die Ernte mies. Auch in Deutschland, Frankreich sowie den Staaten weiter östlich. Was auf dem internationalen Markt angeboten wird, ist mittelmässige Qualität zu extrem hohen Preisen.» Was Bernet auch beunruhigt ist, dass sie jede Lieferung von Brotweizen auf Mykotoxinen prüfen müssen. «Bisher waren es Stichproben, dieses Jahr testeten wir jede Ladung.»
Gemäss Bernet sind die Rapsernten nicht nur aufgrund des Wetters schlecht. «Die leiden auch aufgrund von Schädlingen. Und der Raps hätte im August/September angepflanzt werden sollen. Viele frische Kulturen sind bei den heftigen Regenfällen an jenem Sonntag Anfang September weggespült worden.»
Gemüse, Früchte und Kartoffeln
Der Buuregarte Boog in Hünenberg produziert 30 verschiedene Arten von Früchten und Gemüse. Er verfügt über geschützte und ungeschützte Kulturen. Obstbauer Jonas Boog informiert, dass gerade Beerenpflanzen in unseren Breitengraden bei hohen Temperaturen leiden. Alle Temperaturen über 27 Grad Celsius bedeuten für viele Pflanzen Stress.
Die mit Blachenfolien geschützten Kulturen, zum Beispiel die Beeren, konnten nach seiner Aussage von den diesjährigen Wetterbedingungen profitieren. «Sie konnten langsam und stressfrei wachsen, hatten genügend Licht, um auch an Süsse und Aroma zu gewinnen. Diese Art des Reifens hatte auch einen Einfluss auf die Grösse der Beeren.»
Probleme bei den ungeschützten Kulturen waren zum einen das viele Wasser, das zeitweise lange auf den Feldern liegen blieb, die Pflanzen faktisch ersäufte und so das Pflanzenwachstum hinderte. «Ein weiteres Problem waren die nassen Böden. Für die maschinelle Bearbeitung der Felder war es auch ausserordentlich schwierig, den richtigen Zeitpunkt zu finden.» Boogs Erdbeerfelder sind weitherum bekannt. «Die Freiland-Erdbeeren lieben wenig Feuchtigkeit, haben gerne trocken und zirka 23 Grad Wärme. Sie haben unter dem vielen Wasser am meisten gelitten.»
Auch für die Kartoffeln war es bis anhin ein schwieriges Jahr. Boog informierte, dass bereits für die Pflanzung der richtige Moment gefunden werden musste. «Die permanente Nässe hat zudem Krankheiten begünstigt, welche zum Teil zu erheblichen Ausfällen führen werden. Auch sind nach wie vor noch viele Kartoffeln im Boden und warten darauf, bei hoffentlich bald trockenen Bedingungen geerntet zu werden.»
Der Wald schätzt noch das viele Wasser
Die Natur an sich – insbesondere der Wald – konnte in diesem Jahr von den vielen Niederschlägen profitieren. «Der Wald wird für rund zwei Jahre von den vielen Niederschlägen dieses Jahr zehren können, denn der Waldboden speichert länger Feuchtigkeit als der Boden einer offenen Ebene», teilte Thomas Ehrler von Ehrlerforst auf Anfrage mit. So hatte, aus diesem Blickwinkel betrachtet, das kühlere Jahr mit wenig heissen Tagen und viel Regen auch eine positive Seite. Weiter war seiner Meinung nach positiv zu verbuchen, dass der Borkenkäfer zwar aktiv war, doch deutlich weniger als es in einem trockenen Sommer der Fall gewesen wäre. Somit habe der Wald wirklich profitieren können. «Unternehmerisch gesehen, war das Wetter schlecht. Wir konnten nicht alles Holz aus dem Wald holen, weil wir die Waldstrassen mit den grossen Lastwagen zu stark beschädigt hätten», erklärte er. Was bisher nicht aus dem Wald abtransportiert werden konnte, holt das Forstunternehmen im Winter. Ehrler lachte und sagte: «Schön wäre es, einmal drei Monate lang zehn Grad minus zu haben.»


