Eine Gemeinde mit enormem Wachstum
31.10.2024 MühlauIn den letzten zehn Jahren wuchs die Bevölkerung in Mühlau um 31,1 Prozent. Mit der Realisierung neuen Wohnraums wird das Wachstum weiter steigen. Dem Gemeindeammann macht derweil die Infrastruktur Sorgen.
IRIS CAGLIONI
In der Bevölkerungsstatistik ...
In den letzten zehn Jahren wuchs die Bevölkerung in Mühlau um 31,1 Prozent. Mit der Realisierung neuen Wohnraums wird das Wachstum weiter steigen. Dem Gemeindeammann macht derweil die Infrastruktur Sorgen.
IRIS CAGLIONI
In der Bevölkerungsstatistik des Kantons ist deutlich sichtbar, dass 2023 Mühlau mit sieben Prozent Bevölkerungswachstum mit Abstand das höchste Wachstum im Bezirk ausweist, gefolgt von Boswil mit knapp 2,9 Prozent.
Und gemäss Gemeindeammann Oliver Stöckli wird Mühlau weiter wachsen. «Das freut uns natürlich. Am Schmittenplatz II wurden mit drei Häusern 35 Mietwohnungen geschaffen. Am Roggächer Nord und Süd haben die Bauten begonnen. Zusammen werden auf diesen Grundstücken mindestens 50 Wohnungen entstehen.» Die Bevölkerungszahl im Verhältnis zu den Haushalten ergibt heute einen Durchschnitt von 2,2 Personen pro Haushalt. Gibt es 50 Wohnungen mehr in Mühlau, kann mit einer Bevölkerungszunahme von 110 Personen gerechnet werden. Und die Grundstücke am Roggächer sind nicht die einzigen Parzellen, die bebaubar sind. Auch auf anderen Parzellen wird fleissig erneuert oder erweitert. Mühlau verfügt noch über weitere eingezonte Flächen. «Wir sind in der bevorzugten Situation, dass wir wachsen können, ohne die Siedlungsfläche zu vergrössern. Dieses Glück haben nicht mehr viele Gemeinden in der Region.»
Was bedeutet das für die Gemeinde?
«Es ist herrlich, wenn wir sehen, dass unsere Gemeinde wächst. Das freut die Vereine, die Wirtschaft und auch uns vom Gemeinderat. Denn das zeigt, dass unsere Gemeinde lebendig ist. Auch steigen langsam die Steuereinnahmen an, was uns natürlich Möglichkeiten für Investitionen eröffnet – also eine logische Folge des Wachstums ist. Gleichzeitig wollen wir unsere Qualität als ländliche Gemeinde beibehalten.
Als Konsequenz daraus bringt das Wachstum aber die Gemeinde in diversen Belangen an Grenzen, die angegangen werden müssen.
Allem voran sei die Infrastruktur in Nöten. «Unser Schulhauserweiterungsbau wurde vor acht Jahren den Schülern übergeben. Mit dem Bevölkerungswachstum steigt auch die Schülerzahl stetig, in den letzten Jahren im Gleichschritt mit der Bevölkerung – wir rechnen mit durchschnittlich um acht Prozent Schüleranteil an der Gesamtbevölkerung. Somit ist der Schulraum schon wieder knapp. Dass die Mehrzweckhalle dringend sanierungsbedürftig ist, wissen die Mühlauer nur zu gut.» Eine weitere Infrastruktur, die sanierungsbedürftig ist, hat nichts mit den Kindern zu tun. Es sind die Frischwasser-, Sauberwasser- und Abwasserleitungen. Und als Quintessenz steigt auch der Aufwand in der Verwaltung. Diese arbeitet seit Jahren mit 240 bis 280 Stellenprozent. Das wurde nie synchronisiert mit dem Bevölkerungswachstum. «Wir haben Entlastung geschaffen, indem wir gewisse Dienste mit anderen Gemeinde zusammenschlossen. Und doch wird das mit dem steten Wachstum nicht reichen. Wir wollen aber die Verwaltungskosten weiterhin tiefhalten können.»
Rund um die Schule wird geplant
Konkret starteten sie ein Projekt mit der Planung der Turnhallensanierung. Eine Arbeitsgruppe wurde gebildet. Sie stellen sich der Herausforderung, den Bedürfnissen der wachsenden Gemeinde gerecht zu werden, ohne den finanziellen Aspekt ausser Acht zu lassen. «Das gleicht bisweilen einem Spagat», so Stöckli. «Wir sind bestrebt, die für alle beste Lösung zu finden. Denn die Stimmen wurden lauter, die eine neue Halle möchten.»
Spätestens auf das Schuljahr 25/26 benötigen sie ein zusätzliches Klassenzimmer. Die Unterstufe wird zurzeit in drei Abteilungen geführt, die Mittelstufe in zwei. Die kantonalen Vorgaben für die Klassengrösse zwingen die Gemeinde dazu, für das kommende Schuljahr eine dritte Abteilung in der Mittelstufe zu bilden. «Nur: Wo wir das Klassenzimmer einrichten sollen, das weiss ich noch nicht.»
Stöckli meint, die Schulraumplanung sei ein Balanceakt. Je Geburtsjahr sind ungleich viele Kinder in den Klassen. Der Gemeinderat will für die Zukunft bauen. «Unser Dorf steht seit einigen Jahren in der Wachstumsblüte. Bleibt die Wirtschaftslage wie sie ist, wachsen wir weiter, und darum müssen wir jetzt die notwendigen Schritte anpacken.» Er kann sich vorstellen, den Schulhausanbau aus dem Jahr 2016 zu erweitern. Doch damit ist der Mehrzweckhalle noch nicht gedacht. «Wir möchten es vermeiden, die Steuerprozente zu erhöhen. Darum müssen wir gut durchdacht planen.»
Sorgenkind des Gemeindeammann
Das Dorf soll lebendig bleiben und vielleicht sogar noch lebendiger werden. Dafür brauchen sie unbedingt den Volg-Laden. «Hier trifft man sich, und hier ist der einzige Ort im Dorf, wo die Leute ihre Postgeschäfte abwickeln und noch Bargeld beziehen können, denn eine Bank haben wir nicht mehr. Nun weiss ich, dass der Liegenschaftsbesitz des Volg-Ladens änderte. Da läuten bei mir alle Alarmglocken. Wir sind darum bemüht sicherzustellen, dass der Volg in Mühlau bestehen bleibt.»