Ein «Insekt» auf Weltumrundung zu Gast in Auw
20.06.2025 AuwSechs Kontinente und insgesamt 90 Länder innerhalb von vier Jahren besuchen – und das alles nur mit der Energie der Sonne. Das Umweltprojekt «Solar-Butterfly» vom Luzerner Spezialisten für Solarenergie machte am Wochenende Halt im Mehrzweckgebäude Auw. ...
Sechs Kontinente und insgesamt 90 Länder innerhalb von vier Jahren besuchen – und das alles nur mit der Energie der Sonne. Das Umweltprojekt «Solar-Butterfly» vom Luzerner Spezialisten für Solarenergie machte am Wochenende Halt im Mehrzweckgebäude Auw.
DEBORAH VILLIGER
Meterlang, drei Tonnen schwer und in der Form eines Schmetterlings – der SolarButterfly ist aussergewöhnlich und fällt sofort ins Auge. Doch hinter der Idee steckt noch viel mehr als nur ein lustiges Gefährt.
Der Luzerner Solarpionier Louis Palmer interessierte sich bereits als Kind für die Auswirkungen des Klimawandels und wie man diesen aufhalten könnte. «Es gibt so viele Lösungen auf der Welt, wie man das Klimaproblem lösen kann, aber die Leute finden kein Gehör», versicherte Palmer. Und genau diesen bestehenden Lösungsansätzen Gehör und Aufmerksamkeit zu verschaffen, ist das Ziel des Luzerners und seines Teams. Dank der Initiierung der Umwelt- und Energiekommission Auw in Zusammenarbeit mit der Elektra Genossenschaft Auw kam auch die Oberfreiämter Gemeinde in den Genuss dieses speziellen Projekts.
Autark um die Welt
In Kollaboration mit der Hochschule Luzern wurde der Schmetterlingsanhänger, der mit seinen Dimensionen das grösste solar betriebene Fahrzeug der Welt ist, entwickelt und produziert. Anders als bei einem normalen Wohnwagen ist das Riesengefährt mit Sonnenkollektoren ausgestattet, welche die Energie für die Batterie des Zug-Autos herstellen. 40 Quadratmeter Solarpaneele auf und weitere 40 Quadratmeter neben dem Anhänger produzieren innerhalb eines Tages den Strom, mit dem das Gespann täglich bis zu 220 Kilometer zurücklegen kann. Neben der Fortbewegung wird die gewonnene Energie zudem für den Strombedarf im Tiny House verwendet. Kochen oder mit warmem Wasser duschen – das alles wird durch die gesammelte und gespeicherte Solarenergie ermöglicht.
Zusätzlich zu den riesigen Sonnenkollektoren, die per Knopfdruck ausgefahren werden können und dem Fahrzeug seine charakteristische Form des Schmetterlings verleihen, sind noch weitere umweltfreundliche Technologien im SolarButterfly eingebaut. So besteht ein Grossteil der Wände und Möblierung aus zirka 800 Kilogramm recycelten Plastikflaschen, die aus den Weltmeeren gefischt und in Sins zur Wiederverwertung aufbereitet wurden. Das nach einem Regenschauer auf dem Dach zurückbleibende Wasser kann gesammelt, gereinigt und zu Trinkwasser verarbeitet werden.
Ideen sammeln und verbreiten
Mit einer Reise durch den Grossteil Europas ist das Team um Palmer 2022 in seine Mission gestartet. Unterdessen war der sonnenbetriebene Schmetterling bereits quer durch Nord- und Mittelamerika unterwegs und machte ebenfalls Halt in Istanbul und Indien. Auf ihrer Welttournee hält das Team immer wieder an, um Ideen von bereits bestehenden Projekten zur Verbesserung der Klimasituation zu sammeln und aufzuzeigen, dass keine neuen Erfindungen gemacht werden müssen, um die Erderwärmung in den Griff zu bekommen. «Der Wandel beginnt im Kopf, nicht bei der Technik, denn die Technik haben wir bereits», fasste der Erfinder des SolarButterfly zusammen. Das Ende dieser spannenden Reise führt den Schmetterling nach Brasilien, wo diesen November in Belem die UN-Klimakonferenz stattfindet.
Zusätzlich soll die Mission aber auch Einzelpersonen dazu anregen, mehr für die Umwelt zu machen.
Vorbild sein uns inspirieren
Mit seinen Vorträgen bei der UN-Klimakonferenz, aber auch in Städten und Dörfern weltweit möchte Palmer den Leuten aufzeigen, was in der heutigen Zeit alles möglich ist, ohne, dass die Mehrheit der Bevölkerung jemals davon gehört hat. So gibt es beispielsweise Kleidung aus Fischfutter, Sandbatterien als Gebäudeheizung und vieles mehr.
Nicht nur die Erwachsenen, auch die Kinder auf der ganzen Welt möchte der ehemalige Lehrer mit ins Boot holen. 120 Schülerinnen und Schüler der Primarschule Auw nahmen daher am Freitag an einem zweistündigen Workshop teil. Dabei lernten sie in spielerischer Form die Auswirkungen des Klimawandels kennen und erfuhren, wie jeder Einzelne «ein Teil der Lösung sein kann», wie Palmer erklärte. Sein Ziel ist es, 1’000 Schulen zu besuchen, um so nicht nur für die Gegenwart, sondern auch für die Zukunft einen Anstoss in die richtige Richtung zu geben.