Ein ganzes Dorf in Feierlaune
03.05.2024 SinsPrachtwetter, fantastische Stimmung und viel Gemeinschaftsgefühl. Die erste Auflage des neuen Dorffests «Seis uf de Bei» übertraf alle Erwartungen. Rund 2’500 Besuchende verwandelten den Dorfkern in eine pulsierende «Piazza Grande».
...Prachtwetter, fantastische Stimmung und viel Gemeinschaftsgefühl. Die erste Auflage des neuen Dorffests «Seis uf de Bei» übertraf alle Erwartungen. Rund 2’500 Besuchende verwandelten den Dorfkern in eine pulsierende «Piazza Grande».
EVELYNE HEEB
Schon von Weitem waren die Stimmen hunderter gut gelaunter Menschen zu hören und die feierlich im Wind tanzenden Fahnen zu sehen. Beim Näherkommen stieg einem der unverkennbare Duft nach Grilliertem und nach geschmolzenem Raclettekäse in die Nase. Überall begegnete man strahlenden Gesichtern. Am vergangenen Samstag herrschte von 10 bis 2 Uhr morgens Ausnahmezustand im Dorfzentrum beim Einhornkreisel. Die gesamte Bevölkerung schien auf den Beinen und zelebrierte bei schönstem Frühlingswetter ihr neues Dorffest. Doch es brauchte einiges an Überzeugungsarbeit, um das Projekt überhaupt ins Rollen zu bringen. Nicht alle waren zu Beginn gleichermassen begeistert von der Idee der Veranstaltung.
Anfängliche Zurückhaltung
«Die Terminpläne der Vereine sind das ganze Jahr über prall gefüllt», erklärte Pius Vogel, Gemeinderat und Initiant des Festes, die anfänglich verhaltenen Reaktionen der Vereine. «Viele befürchteten, dass sie einem weiteren OK beitreten müssen.»
Aus diesem Grund hat sich Vogel kurzerhand entschlossen, auf ein grosses OK zu verzichten und die Fäden gemeinsam mit Gemeindeschreiber Marcel Villiger selbst in die Hand zu nehmen. So machte die Zurückhaltung schnell einer vorfreudigen Stimmung Platz. Ganz nach dem Motto: «Wer wagt, gewinnt.»
Beizli, Bars und vieles mehr
Was die zwölf Vereine schlussendlich auf die Beine gestellt haben, begeisterte Gross und Klein. Der Fussballclub etwa verwandelte das altehrwürdige Spritzenhaus in ein Irish Pub. Über 750 Liter verschiedenster Biersorten, vom Kilkenny bis zum Guinness, wurden ausgeschenkt. Letzteres war am späten Abend gar ausverkauft. Dazu passten Fish und Chips vorzüglich.
Urchig ging es im Festzelt des Jodlerklubs Heimelig zu und her. Zum gemütlichen Raclette sorgten Gesangseinlagen des Jodlerklubs sowie Auftritte des Schwyzerörgelitrios Betschart und der Wurli’s für das passende musikalische Ambiente.
Das reformierte Pfarreizentrum wurde vom Skiclub zu einer Après-Ski-Bar umfunktioniert, und rund um den neuen Dorfbrunnen bewirteten die Guggenmusigen Rüüsstalschränzer und Ventilwörger die Gäste. Auf der gegenüberliegenden Strassenseite lockte Emma’s Bäckerei mit himmlisch duftenden Leckereien. Hunderte von verschiedensten Süssgebäcken und Crêpes wanderten über die Theke. Die Essenstände des Männerchors und der Z-Fighters rundeten das kulinarische Angebot ab.
Attraktives Rahmenprogramm
Das Rahmenprogramm mit vielen Attraktionen sorgte dafür, dass auch das junge Publikum auf seine Kosten kam. Der Verein Kreativ77 engagierte Airbrush- und Ballonkünstler und bot Kinderschminken an. Nebenan kraxelten bei der Jungwacht und der Pfadi die Mutigen die Kletterwand hoch. Beim Turnverein hiess es, die Muskeln spielen zu lassen. Wer hält sich am längsten an einer drehenden Reckstange? Ein gar nicht so leichtes Unterfangen.
Ebenfalls auf grossen Anklang stiess das Differenzschiessen mit Geschwindigkeitsmessung bei den Z-Fighters. Da galt es, drei Pucks möglichst gleich schnell im Tor zu versenken. Mit nur einem Differenzpunkt teilten sich drei Jungs das Podest und gewannen Gutscheine des Gewerbevereins. Der zehnjährige Fabian freute sich spitzbübisch über seinen zweiten Platz: «Mit dem Gutschein kaufe ich mir neue Sneakers.»
Musikalische Leckerbissen
Die Konzertbühne der Seiser Kurve bildete das Herzstück des Festplatzes. Auftritte der Musikgesellschaft Sins und der Tambourengruppe im Freiamt sowie der einheimischen Bands Tom & Thierry wie auch aMix & Little less worries trugen tagsüber massgeblich zur fantastischen Stimmung bei. Abends begeisterte die Mundart-Band ClioZero mit einem zweistündigen Konzert. Die sympathischen Sinser schafften es im Nu, den Funken von der Bühne aufs Publikum überspringen zu lassen. Ob mit rhythmischem Klatschen, Wippen mit Kopf und Fuss oder mit lautstarkem Mitsingen – die Menge feierte beim musikalischen Feuerwerk mit.
Glückliche Fügung
Mittendrin im bunten Treiben unterhielt sich Pius Vogel angeregt mit Guido Waldispühl, dem Inhaber der Gärtnerei Waldispühl, und prostete ihm zu. «Wir sind Guido zu grossem Dank verpflichtet. Ursprünglich figurierte sein Gartenfest am letzten Samstag im Veranstaltungskalender. Unser Dorffest war eine Woche zuvor angesetzt.» Man erinnere sich zurück – Schneefall und Temperaturen um den Gefrierpunkt.
Aus terminlichen Gründen seitens der Vereine wurden die Daten der beiden Veranstaltungen noch getauscht. «Was für ein Glück für uns. Das prächtige Wetter war mitentscheidend für das Gelingen dieser Premiere», so Vogel.
Wiederholung geplant
Der Gemeinderat kam aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. «Überwältigend. Unsere Erwartungen wurden bei Weitem übertroffen. Heute hatte nicht nur Locarno eine pulsierende Piazza Grande, auch wir hatten eine. Ein herzliches Dankeschön an alle Vereine, die dies möglich gemacht haben.» Das Dorffest schreit ganz laut nach einer Wiederholung. Ganz im Sinne der Organisatoren, die «Seis uf de Bei» ins Jahresprogramm aufnehmen möchten.
Die Bevölkerung freuts, denn die bisherigen Rückmeldungen waren allesamt äusserst positiv. Und so bewahrheitete sich einmal mehr das Sprichwort: «Wer wagt, gewinnt».