Dringend Tagesfamilien in der Region gesucht
09.05.2025 RegionDie Betreuung eines Kindes innerhalb einer Tagesfamilie bringt viel Flexibilität mit sich. Zudem schätzen es Eltern, wenn ihr Kind familiär und persönlich betreut wird. Doch während die Nachfrage danach gross ist, ist das Angebot an potenziellen Familien ...
Die Betreuung eines Kindes innerhalb einer Tagesfamilie bringt viel Flexibilität mit sich. Zudem schätzen es Eltern, wenn ihr Kind familiär und persönlich betreut wird. Doch während die Nachfrage danach gross ist, ist das Angebot an potenziellen Familien klein.
RAHEL HEGGLIN
Im Oberfreiamt kümmern sich aktuell elf Tagesfamilien um Kinder verschiedener Altersgruppen. Ergänzt werden diese von vier weiteren Betreuungspersonen, die derzeit pausieren oder als Backup zur Verfügung stehen. Diese Anzahl deckt den Bedarf aber nicht ab. «Im Moment stehen rund 10 Kinder auf der Warteliste. Besonders gefragt sind Plätze für Kinder, die nicht in eine Kita passen. Beispielsweise, wenn die Eltern unregelmässige Arbeitszeiten haben oder es keine Tagesstruktur in den Gemeinden gibt», erklärt Johanna Jutz, Leiterin der Tagesfamilienvermittlung im Bezirk Muri und Gemeinderätin in Mühlau.
Betreuung individuell und familiennah
Das Konzept der Tagesfamilien unterscheidet sich bewusst von anderen institutionalisierten Angeboten. Es ist familiär, persönlich und individuell gestaltbar. Familien, die sich für eine Tagesfamilie entscheiden, geben ihre Bedürfnisse an. Sie können wählen, welche Wochentage, wie viele Stunden und welche Betreuungsart sie bevorzugen. «Das kann eine einzelne Betreuungsperson, wie beispielsweise eine ältere Frau, eine Familie oder ein Paar sein», erklärt Jutz. Sie sucht dann innerhalb ihres Netzwerkes nach einer passenden Betreuung. Aber nicht nur die Familien, welche Kinder in eine Tagesfamilie geben möchten, haben diese Flexibilität, sondern auch die Personen, welche sich für die Betreuung anbieten. Auch diese können ihre Wünsche angeben. «Es ist wichtig, dass es für beide Seiten stimmt. Nur so kann eine gute Basis aufgebaut werden. Es gibt keine Verpflichtung, die über die eigenen Möglichkeiten hinausgeht», bekräftigt die Vermittlerin. Manche betreuen nur an zwei Tagen, andere sind nahezu täglich verfügbar. Das Ziel sei immer, dass es eine Bereicherung für alle Beteiligten bleibt.
Tagesfamilie als Beruf mit Sinn
Jutz hat selbst während der vergangenen zwanzig Jahren, insgesamt 26 Kinder betreut. Mit vielen davon hat sie heute noch Kontakt. Die Tätigkeit, als Tagesfamilie für Kinder zur Verfügung zu stehen, sieht sie als Traumjob. «So konnte ich zu hundert Prozent bei meinen eigenen Kindern sein und gleichzeitig etwas Sinnvolles tun, wobei ich noch etwas Geld verdient habe.» Tagesfamilien werden über den Verein Familienberatung Muri angestellt. Dieser übernimmt sämtliche administrative Aufgaben wie Abrechnungen oder Sozialversicherungen und zahlt den Lohn auch an die Betreuungspersonen aus. Während eine Stunde für die Eltern, welche ein Kind zur Betreuung geben 10.60 Franken kostet, bekommen die Betreuungspersonen 7.60 Franken. Für Babys oder Kinder mit einem erhöhten Betreuungsbedarf gelten höhere Tarife. Insgesamt dürfen Tagesfamilien bis zu fünf Kinder gleichzeitig betreuen. Die eigenen Kinder unter zwölf Jahren werden dabei mitgezählt. Ein Baby zählt als 1,5 Betreuungseinheiten.
Qualität durch Nähe
Die Arbeit von Jutz geht weit über die Vermittlung hinaus. Die Mühlauerin kennt sämtliche Tagesfamilien persönlich und unterstützt sie fachlich und organisatorisch. Bei Fragen, Unsicherheiten oder auch Konflikten vermittelt sie, berät oder begleitet Gespräche. Regelmässige Schulungen und insbesondere eine engmaschige Eingewöhnung sichern die Betreuungsqualität ab. «Zudem bilden wir unsere Tagesfamilien auch in Kursen weiter. Beispielsweise mit dem fünftägigen Grundkurs oder dem Nothelferkurs für Kleinkinder.»
Lokale Herausforderung
Im Oberfreiamt fehlen beispielsweise in Oberrüti und Mühlau Tagesfamilien und flächendeckende schulische Tagesstrukturen, was bei der Kinderbetreuung zu Engpässen führt. «Es gibt Orte ohne Mittagstisch, und manche Kitas stellen ihren Abholdienst ein. Dann bleibt für viele nur noch die private Tagesfamilienlösung.» Mit diesem Szenarium müssen sich beispielsweise einige oberfreiämter Familien nach den Sommerferien befassen. Dann stellt nämlich die Kita «Small Foot» aus Sins ihren Bring- & Holservice jeweils am Donnerstag ein. «Wir sind aus Kapazitätsgründen leider zu diesem Schritt gezwungen. Alle anderen Tage bleiben bestehen», sagt Pascal Schnüriger, Geschäftsführer der Kinderkrippen Small Foot AG.
Deshalb ruft Jutz aktiv zur Mitarbeit auf: «Wer Freude an der Arbeit mit Kindern hat, die Betreuung gut in den Alltag integrieren kann und sich für eine wertvolle Tätigkeit interessiert, ist bei uns herzlich willkommen.»
Wer Interesse hat, sich als Tagesfamilie zur Verfügung zu stellen, kann sich direkt bei Johanna Jutz info.tagesfamilien@familienberatung-muri.ch melden.