Drei Z-Fighters für ein Halleluja
05.09.2025 RegionDie Schweizer Inlinehockey-Nationalmannschaft hat an der diesjährigen Europameisterschaft für Furore gesorgt und völlig überraschend die Bronzemedaille gewonnen. Mittendrin: drei Cracks der Z-Fighters – Gian Niederberger, Fabian Villiger und Lars Widmer. ...
Die Schweizer Inlinehockey-Nationalmannschaft hat an der diesjährigen Europameisterschaft für Furore gesorgt und völlig überraschend die Bronzemedaille gewonnen. Mittendrin: drei Cracks der Z-Fighters – Gian Niederberger, Fabian Villiger und Lars Widmer.
EVELYNE HEEB
Es waren historische Momente, die sich am 19. Juli im italienischen Cittadella abspielten. David gegen Goliath lautete die Affiche im Spiel um Platz drei – die Amateure aus der Schweiz gegen die Profis aus Italien. Auf dem Papier eine klare Sache. Doch die kleine Schweiz sorgte für die grosse Sensation. Mit 7:3 besiegte sie den haushohen Favoriten und versetzte Rot-Weiss in einen Freudentaumel. Grund genug, die drei sympathischen Oberfreiämter Medaillengewinner zum Interview zu treffen.
Faszination Inlinehockey
Sie kennen sich seit Kindertagen und teilen dieselbe Leidenschaft. Die Leidenschaft fürs Inlinehockey. Während Widmer schon als Fünfjähriger quasi vor seiner Haustüre auf dem Oberrüter Hartplatz die ersten Runden auf den Skates drehte, entdeckten Villiger, ebenfalls aus Oberrüti, und Niederberger aus Sins den Sport im Alter von zehn Jahren. Villiger eiferte seinen älteren Geschwistern nach, Niederberger tauschte das Fussballtrikot gegen die Inline-Ausrüstung. «Ich wollte einfach Hockey spielen, ganz gleich welche Art. Der Sport ist actionreich und technisch anspruchsvoll. Du musst das Skaten genauso beherrschen wie die Stocktechnik. Das fasziniert mich.» So landete auch er bei den Z-Fighters und fühlte sich von Anfang an als Teil einer grossen Familie. «Inlinehockey ist familiär, der Teamzusammenhalt stark. Das gefällt mir», sagt der 20-Jährige.
Vom Junior zum Nationalspieler
Gemeinsam durchliefen die drei sämtliche Juniorenstufen des Vereins, bis ihnen der Sprung ins Fanionteam gelang. Die erste Mannschaft der Z-Fighters spielt seit Jahren erfolgreich in der höchsten Schweizer Liga, der National League – aktuell als amtierender Cup-Sieger und Vizemeister.
Ohne Fleiss kein Preis: Zusätzlich zu den zwei Mannschaftstrainings absolvieren sie individuelle Einheiten. «Jeder muss selbst entscheiden, wie viel Zeit er in zusätzliches Kraft- und Ausdauertraining investiert», erklärt Widmer. Es ist diese Mischung aus Talent, Ehrgeiz, Leidenschaft und harter Arbeit, die sie zu wichtigen Stützen ihres Vereins gemacht hat. Zu Spielern, die zu den besten ihres Fachs gehören – und es bis ins Nationalteam geschafft haben. Mit 32 Einsätzen gehört Widmer bereits zu den Erfahrenen, obwohl er erst 21 Jahre alt ist. Niederberger wurde dieses Jahr erstmals für die A-Nati aufgeboten, Villiger zum zweiten Mal.
Privilegien einer Randsportart
Dass Inlinehockey in der Schweiz nur wenig mediale Beachtung erhält und im Schatten des Eishockeys steht, stört die drei nur bedingt. «Klar wäre es schön, wenn unser Sport mehr Aufmerksamkeit bekäme oder wir vor einer grösseren Zuschauerkulisse spielen könnten», geben sie zu. Doch die Vorteile, in einer Randsportart gut zu sein, überwiegen. Ihnen ist bewusst, dass sie im Eishockey wohl nicht dieselben Erfolge feiern würden. «Was wir als Amateure erleben dürfen, ist grandios.»
Mehrmals im Jahr treten sie bei internationalen Turnieren gegen Profiteams aus Ländern wie Spanien, Italien oder Frankreich an und reisen dazu um die halbe Welt. «Nur in Australien war ich noch nicht, sonst habe ich auf allen Kontinenten gespielt», so Widmer. Villiger ergänzt: «Ich staune immer wieder, wie klein der Niveauunterschied eigentlich ist und wir Amateure auf einem ähnlichen Level spielen können wie Profis.»
Persönliche Höhepunkte
So sind es vor allem internationale Momente, die die drei als bisherige Karrierehöhepunkte nennen. Nebst dem jüngsten Bronze-Coup bleibt für Widmer die WM 2022 in Buenos Aires unvergessen: «Im Viertelfinale spielten wir vor 2’500 frenetischen Fans gegen Gastgeber Argentinien. Wir verloren zwar knapp 1:2 – aber gefühlt waren wir Stars.»
Villiger erinnert sich an ein Duell mit NHL-Star Alexandre Texier: «Beim Turnier in Grenoble im Juni tauschte er Schlittschuhe gegen Skates und lief für sein Heimatteam auf. Es war sehr speziell, gegen ihn zu spielen. Seine Handgelenkschüsse sind nicht ohne», schmunzelt der 23-Jährige.
Und Niederberger denkt gerne an die U18-EM 2021 im eigenen Land zurück: «Mein erstes Turnier für die Schweiz. Vor den Augen von Familie und Freunden Bronze zu gewinnen – das war Gänsehaut pur.»
Auf zu neuen Zielen
Der Erfolgshunger der drei ist noch lange nicht gestillt. Mit den Z-Fighters peilen sie weitere Titel an und hoffen, auch 2026 wieder zum Nationalkader zu gehören und an die WM in Paraguay zu reisen. «Wir verdanken diesem Sport so viel», sagt Villiger demütig und hofft, dass ihre Geschichten auch andere junge Spieler inspirieren, selbst einmal die Skates zu schnüren. Denn mit Leidenschaft, Einsatz und Teamgeist können aus Amateuren Champions werden.