Die Lust nach einem neuen Abenteuer
06.09.2024 SinsAettenschwil Heute Abend kocht Fabienne Isenegger vor den Augen der Schweiz. Sie ist Gastgeberin der dritten Folge der laufenden Staffel «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche». Doch der Respekt vor dem Schritt in die Öffentlichkeit war ...
Aettenschwil Heute Abend kocht Fabienne Isenegger vor den Augen der Schweiz. Sie ist Gastgeberin der dritten Folge der laufenden Staffel «SRF bi de Lüt – Landfrauenküche». Doch der Respekt vor dem Schritt in die Öffentlichkeit war gross.
EVELYNE HEEB
Seit 2007 gehört die Sendung zu den Quotengaranten des Schweizer Fernsehens. Über eine halbe Million Zuschauende sind regelmässig am Freitagabend mit dabei, wenn sieben Landfrauen aus der ganzen Deutschschweiz ihre Höfe und ihren Alltag vorstellen und füreinander kochen. Das Format fasziniert Jung und Alt, macht Lust auf Natur und herzhaftes Essen. Dass in diesem Jahr die sympathische Oberfreiämterin mitmischt, ist einer spontanen Laune zu verdanken.
Zögerte mit der Zusage
«Ich wollte mal wieder etwas Mutiges machen, neue Leute kennenlernen, einfach eine Auszeit vom Alltag.» So hat die 44-Jährige im letzten Herbst ziemlich spontan das Anmeldeformular ausgefüllt. «Beim Schauen vergangener Staffeln haben wir uns innerhalb der Familie oft scherzhaft gefragt, wie es wohl wäre, dabei zu sein.» Als dann die Zusage vom Schweizer Fernsehen kam, brauchte sie allerdings Bedenkzeit. «Ich war hin- und hergerissen. Eigentlich stehe ich nicht gerne im Mittelpunkt und der Respekt vor der Öffentlichkeit war gross.» Erst als sie sich der Unterstützung ihres Mannes Urban und ihrer drei Kinder Laurin, Florina und Henry sicher war, sagte sie zu.
Packt überall mit an
Die Familie bewirtschaftet mit der Hilfe eines Angestellten einen Schweinezucht- und -mastbetrieb mit 80 Mutterschweinen und 650 Mastplätzen. Produziert wird unter dem Label IP-Suisse, welches für umweltschonend und tiergerecht hergestellte Lebensmittel steht. Doch die Schweine sind nicht die einzigen Tiere auf dem Hof. Hühner, Hund Roli, zwei Ponys und das zwanzigjährige Pferd Smarti gehören ebenfalls dazu. Die gelernte Sportartikelverkäuferin, die nach ihrer Ausbildung lange Zeit als Pferdepflegerin und -trainerin tätig war, ist eine Tiernärrin. «Deshalb wollte ich schon immer einen Bauern heiraten», erzählt sie lachend. Heute hilft sie auf dem Betrieb überall mit. Die körperliche Arbeit gefällt ihr, ganz gleich ob im Stall oder auf dem Feld.
Immer in Bewegung
Als Ausgleich zu Hof, Haushalt und Familie treibt die Aettenschwilerin seit jeher viel Sport. Sie arbeitet nebenbei als Fitnessinstruktorin und joggt leidenschaftlich gerne. «Ich bin ein Bewegungsmensch», sagt die Powerfrau, die auch mal im Ausgang anzutreffen ist. Langsam geht bei ihr nichts. Sie erledigt Dinge schnell und speditiv. Ausser in der Küche. Da verbringt sie viel Zeit, kocht täglich zwei komplett verschiedene Menüs. Eines für ihre dreizehnjährige Tochter Florina und eines für den Rest der Familie.
Seltene Erbkrankheit
Florina kam mit einer seltenen Stoffwechselerkrankung, dem Glut1-Defizit-Syndrom, zur Welt. Die Zuckerzufuhr aus dem Blut ins Gehirn funktioniert nicht, was zu neurologischen Entwicklungs- und Funktionsstörungen führt. «Wir erhielten die Diagnose erst mit vier Jahren. Bis dahin hatte Florina wöchentlich Krampfund Schwindelanfälle und durch die Glukose-Unterversorgung entwickelt sich ihr Gehirn nicht wie jenes von Gleichaltrigen.»
Gegenwärtig ist der Glut1-Defekt nicht heilbar. Doch mithilfe einer ketogenen Ernährungstherapie lassen sich die Symptome zumindest kontrollieren und lindern. Florinas Menüs sind sehr fetthaltig und enthalten praktisch keine Kohlenhydrate. «Alles, was ich koche, muss ich genau abwägen. Und wenn wir mal auswärts essen gehen, nehmen wir ihre Speisen mit.» Gerichte zu finden, die ihrer Tochter trotz der strengen ketogenen Diät schmecken, hat ihre Experimentierfreude in der Küche geweckt.
Kreatives Drei-Gänge-Menü
So überrascht die Gastgeberin des heutigen Abends ihre sechs Kolleginnen mit einem nicht alltäglichen Menü. Eigenkreationen mit Zutaten vom Hof und aus der Region werden serviert. Noch sei an dieser Stelle allerdings nicht verraten, was sie auf die Teller zaubert. Nur so viel: Bei den Aufnahmen ist ihr nicht alles so geglückt, wie sie es sich vorgestellt hat. «Das hat mich schon etwas geärgert. Diese Emotionen werden bestimmt in der Sendung zu sehen sein», vermutet die aufgestellte Bäuerin. Und fügt hinzu: «Ich bin schon sehr nervös, wenn ich an die Ausstrahlung denke. Ich sehe die Folge heute auch zum ersten Mal.»
Mut hat sich ausgezahlt
Ob sie in der Finalsendung am 11. Oktober gar zur Siegerin dieser 18. Staffel gekürt wird, spielt für sie keine Rolle. Dabeisein war alles, und sie würde auf jeden Fall wieder mitmachen. «Es war eine unglaublich bereichernde und spannende Zeit. Ich durfte tolle, völlig unterschiedliche Frauen kennenlernen, neue Freundschaften schliessen, schöne Höfe sehen und hinter die Kulissen einer Fernsehproduktion blicken.» Ihr Mut, über den eigenen Schatten zu springen und den Schritt vor die Kamera zu wagen, hat sich definitiv gelohnt.