Das Kultlokal «NL-Bar» schliesst seine Türen
04.04.2025 MühlauNach reiflicher Überlegung beschloss die Wirtin Manuela Spieler, die NL-Bar nicht mehr länger zu betreiben. Sie sagt: «Beinahe ein Vierteljahrhundert ist genug. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um aufzuhören.»
IRIS CAGLIONI
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Nach reiflicher Überlegung beschloss die Wirtin Manuela Spieler, die NL-Bar nicht mehr länger zu betreiben. Sie sagt: «Beinahe ein Vierteljahrhundert ist genug. Jetzt ist der richtige Zeitpunkt gekommen, um aufzuhören.»
IRIS CAGLIONI
24 Jahre lang war Manuela passionierte Gastwirtin der kultigen NL-Bar in Mühlau. Sie zog damit auch ihre niederländischen Landsleute aus der Region und auch von weiter her wie ein Magnet an, denn sie lebt die niederländische, offene und fröhliche Art.
Wie es die waschechte Niederländerin nach Mühlau verschlug, grenzt an Zufall. Damals arbeitete sie an den Wochenenden in einer Luzerner Hotelbar und erfuhr dort von einer Job-Möglichkeit im Aargau. «Wo isch s’Aargau?» Eines führte zum anderen und 2001 übernahm sie das Zepter als Pächterin und gründete die NL-Bar.
Ein Lokal mit viel Persönlichkeit
Die engagierte Niederländerin machte nebenbei das Wirtepatent und übernahm später die Bar als Pächterin. «Es musste authentisch werden», meinte Manuela, und so entstand die NL-Bar. Darum gab es die Speisekarte, von ihr selbst und von Hand geschrieben, auf einem echten holländischen Holzschuh. Die legendäre und unter den jüngeren Gästen sehr beliebte NL-Platte entstand, weil sie ihren Gästen zuhörte. «Immer wieder hörte ich, dass die Gäste etwas wollten, was sie teilen konnten. Das Ergebnis ist nicht mehr wegzudenken.» Die Gastwirtin schweift in der Erinnerung zurück: «Die Leute kamen hierher, um zu feiern, zusammen zu lachen und einen gemütlichen Abend zu erleben. Wir hatten unheimlich gute Zeiten mit Thekenspielen und mit spontanen, fröhlichen Menschen.»
Einen Tag nicht gelacht, ist einen Tag nicht gelebt
Das ist Manuelas Leitspruch und diese Weisheit will sie sich bewahren. Das typisch Niederländische spiegelt sich auch in der Deko der Bar. Allem voran die orange Farbe, die gemalte Windmühle in romantischer Landschaft oder eben der Leitspruch der Wirtin, der in übergrossen Buchstaben an der Wand steht. Legendäre Abende gab es viele, gespickt mit Thekenspielen und Fussball-Events. An dieser Stelle meint Manuela: «Meine Nachbarn mussten manches Mal geduldig mit unserer ausgedehnten Nachtruhezeit sein. Auch die Gemeinde war immer sehr kulant. Das ist nicht selbstverständlich
– dafür bedanke ich mich bei allen herzlich.»
Abschied auf niederländisch
Das heisst, eine richtig ausgelassene und viertägige Party feiern: «Time To Say Goodbye». Vom 23. bis am 26. April begrüssen Manuela und ihr Team alle Gäste, welche mit ihnen die letzte grosse Party feiern wollen.
Was geschieht nach Manuela Spieler?
Bis jetzt ist noch keine Nachfolge geregelt. Ihr grösster Wunsch wäre es, dass sich ein neuer Pächter findet, der die NL-Bar, so wie sie ist, weiterführt. So würde das kultige Stammlokal weiter bestehen.
Stammgäste erinnern sich und erzählen
Mitten im Winter, nach einem Bad in der Reuss – in nasser Badehose und Bademantel – habe ich in der NL-Bar meine zukünftige Frau kennengelernt.
Adrian Baumann, Dietwil
In den letzten 20 Jahren habe ich viel Zeit in der NL-Bar verbracht, meine besten Freunde dort kennengelernt, und Manuela liegt mir sehr am Herzen!
Marlo Rigert, Sins
Der ultimative Partyabend im NL war der Mittwoch. Da tanzte der Bär, und ich feierte immer mit!
Irene Schurtenberger, Abtwil
Als ich jung war, war ich so oft im NL, dass man einen Teil meines Lohnes eigentlich auch gleich direkt dorthin hätte überweisen können.
Marc Birrer, Hünenberg
Im Bärenkostüm in eine 100 Meter tiefe Schlucht springen und danach Freinacht in der NL-Bar.
Matthias Küng, Auw
Nach unzähligen Besuchen kann ich nun sagen: Bevor man nicht zwei bis drei Shots mit Manuela getrunken hat, verlässt man diese Bar nicht.
André Schleiss, Engelberg
Unvergesslich war die Party mit einem Hotpot im Garten der NL-Bar. Was gibt es Schöneres als das, im Winter nach dem Reuss-Schwimmen?
Nicole Corti, Mettmenstetten.
Im NL, nach dem Ringertraining, ist es immer später geworden – und der Strohesel hat auch schlapp gemacht. Es war stets eine gute Adresse für gemütliche Feste oder als Treffpunkt. Dazu war Manu das Herz und die Seele des NL, mit ihrer lockeren und fröhlichen Art.
Martin Rohrer, Kerns
NL-Bar, wo man das letzte Bier ‹über d’Gass› erhält und so bei jedem Wetter draussen die Nacht ausklingen lassen kann.
Stephi Keusch, Mühlau
Schon während der Lehre bin ich jeden Mittwoch mit meinem Puch Maxi N Monobike ins NL gefahren – und dann: Party on! Thomas Hafner, Berikon
Mir wird bewusst, dass ich dank der NL-Bar mit Manu und allen anderen in der Schweiz geblieben bin. Ich habe dort gearbeitet und den Vater unserer drei Söhne kennengelernt. Und jetzt, wo unser ältester Sohn mit Manu an der Bar arbeitet, freut mich das enorm! Ein Kreis hat sich geschlossen.
Jolien van Ekeren, Beromünster