Das Duell um den Gemeindeammann-Sitz
05.09.2025 SinsWer soll ab kommendem Jahr dem Gemeinderat vorsitzen? In der Oberfreiämter Zentrumsgemeinde wollen dies zwei Personen: Roger Arnold und Jakob Sidler. Am Podiumsgespräch fühlte Anzeiger-Oberfreiamt-Verleger Jules Bittel allen beiden und der neuen Gemeinderatskandidatin auf ...
Wer soll ab kommendem Jahr dem Gemeinderat vorsitzen? In der Oberfreiämter Zentrumsgemeinde wollen dies zwei Personen: Roger Arnold und Jakob Sidler. Am Podiumsgespräch fühlte Anzeiger-Oberfreiamt-Verleger Jules Bittel allen beiden und der neuen Gemeinderatskandidatin auf den Zahn.
RAHEL HEGGLIN
Zum Podium am Dienstag vergangener Woche kamen rund 40 Personen ins Restaurant Mexicano. Nebst den beiden Anwärtern auf das Ammannsamt war auch Chiara Bühlmann (FDP) anwesend. Die 31-Jährige kandidiert für den frei werdenden Sitz im Gemeinderat. Im Vorstellungsvideo erfuhren die Gäste, dass sie nach ihrem Master in Gesundheitswissenschaft und Technologie an der ETH nun an der Hochschule arbeitet und Experimente für Astronauten der Internationalen Raumstation ISS plant. Zudem doziert sie an der Hochschule Medizintechnik und an der Berufsschule der Medizinischen Praxisassistenten und -assistentinnen.
Auch Sidler (Die Mitte) und Arnold (SVP) wurden mit einem Video vorgestellt. Sidler, der als Spargelbauer in der Region bekannt ist, führt mit seiner Frau einen Mutterkuhbetrieb und hat sich im Bereich Agrotourismus einen Namen gemacht. In seiner Freizeit repariert er Flipperkästen. In der Politik mag er die Herausforderung der komplexen Themen. Auch Arnold ist Landwirt. Zudem arbeitet er in einem Teilzeitpensum als Präparator am Kantonsspital Luzern. Er engagiert sich in vielen Vereinen und sieht sich als Brückenbauer zwischen den Behörden und der Bevölkerung.
Verkehr und Schule
Bittel hatte verschiedene Themen vorbereitet, die er mit den Kandidaten besprechen wollte. So beispielsweise, wie sie zu Tempo-30 bei Quartierstrassen stehen. «Man soll dies von Strasse zu Strasse, unter Einbezug der Bevölkerung, entscheiden», meinte Bühlmann. Dieser Meinung sind auch die Herren, wobei Sidler noch präzisierte, dass er Tempo-30 nicht auf jeder Durchfahrtsund Hauptstrasse will.
Nicht einig waren sich die drei beim Umgang mit PC und Tablets an der Schule. Während Arnold bekräftigte, dass dies durchwegs in der Oberstufe sinnvoll ist, solle man sich auf Stufe Primar wieder vermehrt auf die Grundkenntnisse wie Deutsch und Mathematik konzentrieren. Sidler findet, dass man sich der EDV-Entwicklung nicht entziehen könne: «Die Frage ist nur: Wie gehen wir damit um und wie werden die Geräte eingesetzt? Da gibt es Handlungsbedarf.» Bühlmann sagte, dass sie als Lehrperson oft sehe, dass Lernende ein Manko beim Lesen und Schreiben aufweisen. Deshalb sei es wichtig, diese Kernkompetenzen mehr zu fördern. Ob dies analog oder digital geschehe, sei schlussendlich zweitrangig.
Zuwanderung und Steuerfuss
Unterschiedlicher Meinung waren die drei auch beim Thema «Zuwanderung». Während die Antwort bei Arnold kurz und knapp mit den Worten: «Nach wie vor zu viel» ausfiel, fand Sidler, dass er niemandem in Not nicht helfen wolle. «Aber ich glaube, es kommen sehr viele Personen in die Schweiz, die nicht wirklich unsere Hilfe brauchen.» Bühlmann findet, dass man die Augen nicht verschliessen könne und es auch Fachkräfte brauche. «Aber das Verhältnis zwischen Grenze und Zuwanderung ist komplex und birgt Chancen wie auch Herausforderungen.»
Auf die Frage, was in Sins fehlt oder wo sich die Gemeinde entwickeln soll, fanden alle drei, dass man gut unterwegs sei und es aktuell nichts Dringendes gebe, was angegangen werden müsse. Es sei mehr die Frage, wie man die aufgegleisten Projekte finanzieren wolle. Aber den Steuerfuss zu erhöhen, das sehen alle drei in naher Zukunft nicht als Option. Weitere Fragen drehten sich um nationale und internationale Themen, wie die E-ID, die Abschaffung des Eigenmietwerts, das Schweizer Rüstungsprogramm oder die Politik von Donald Trump.
Bereit für den Ammann
Das Duell um den Ammann führen Arnold und Sidler. Beide sind bereits jetzt als Gemeinderäte im Amt. Sidler seit Anfang der aktuellen Legislaturperiode, Arnold stieg im vergangenen Jahr ein und übernahm von der abtretenden Gemeinderätin Andrea Moll-Reutercrona. Ob sie denn überhaupt genug Erfahrung für das Amt als Ammann hätten, wollte Bittel wissen. «Man muss Entscheide treffen, repräsentativ sein und Ansprachen halten können, und das liegt mir. Die Erfahrung als Ammann muss man sich erarbeiten und bekommt man mit den Jahren», antwortete Arnold. Sidler meinte: «Ich empfinde den Zeitpunkt für die Kandidatur nach vier Jahren Gemeinderat als ideal. Zudem habe ich 16 Jahre Schulpflegeerfahrung und bringe einen guten Rucksack als Führungsperson auf dem politischen Parkett mit.»
Die Plädoyers
Zum Schluss bekamen die drei die Möglichkeit aufzuzeigen, warum der Souverän sie ins Amt wählen soll. «Ich setze mich dafür ein, Sins gemeinsam mit unserer Bevölkerung lebenswert und zukunftsorientiert weiterzuentwickeln. Die bereits eingeschlagenen Wege möchte ich verantwortungsvoll fortführen und mit neuen Impulsen ergänzen. Dabei verspreche ich, stets mein Bestmögliches für unsere Gemeinde zu geben», erklärte Bühlmann ihre Motivation für die Kandidatur. Auch die beiden Herren rührten die Werbetrommel für sich. «Politik ist mein Leben. Ich habe viel Erfahrung sammeln und bei vielen Geschäften mitwirken können. Es würde mich freuen, mich weiterhin für diese wunderschöne Gemeinde einzusetzen und auch als Ammann zu vertreten», sagte Sidler. Arnold wartete mit einem kleinen Trumpf auf, in dem er aufzeigte, wie er Zeit für das Amt schaffen will: «Ich fühle mich mit 42 Jahren im besten Alter dafür und würde auch Ressourcen freischaufeln, indem ich meinen Job am Kantonsspital aufgeben würde. Zudem bin ich an vielen öffentlichen Anlässen jetzt schon präsent und im Dorf gut vernetzt.» Mit grossem Dank und Applaus wurden die drei nach gut anderthalb Stunden Bühnenpräsenz in den Apéro entlassen. Bei anregenden Gesprächen und Schulterklopfern, dass man sich am Podium gut geschlagen habe, liessen die drei Kandidaten den Abend mit den anwesenden Gästen ausklingen.
Für Bittel war es ein gelungenes Podium, auch wenn er sich etwas mehr Gäste im Publikum gewünscht hätte: «Die drei Kandidaten haben sich gut vorbereitet und sind über die politischen Geschehnisse informiert. Schade, dass nicht mehr Leute den Weg ins Einhorn fanden. Schliesslich geht es darum, wer in den nächsten vier Jahren im Gemeinderat von Sins sitzt und diesen als Ammann leitet.» Auch vom Aufwand her, der von allen Beteiligten für das Podium erbracht wurde, wäre eine vollzähligere Teilnahme wünschenswert gewesen.
Wer das Rennen zum Gemeindeammann und in den Gemeinderat macht, entscheiden die Stimmbürgerinnen und -bürger am 28. September an der Urne.