Auws verrücktester Garten – mit Schienen, Dampf und Liebe
25.04.2025 AuwEs gibt Gärten, die laden zum Entspannen ein, andere zum Staunen. Und dann gibt es den Garten von Daniel Bader – ein kleines Wunderwerk aus Technik, Herzblut und Fantasie.
Wer an seinem Haus unweit des Volg in Auw vorbeigeht, kann ihn kaum übersehen: ...
Es gibt Gärten, die laden zum Entspannen ein, andere zum Staunen. Und dann gibt es den Garten von Daniel Bader – ein kleines Wunderwerk aus Technik, Herzblut und Fantasie.
Wer an seinem Haus unweit des Volg in Auw vorbeigeht, kann ihn kaum übersehen: Über 200 Meter Gleise schlängeln sich durch das satte Grün, überall Schilder, Signale, Bahnschranken und – das Wichtigste – Lokomotiven. Es ist eine Welt auf Schienen, und ihr Herz schlägt laut und gleichmässig im Takt der Leidenschaft eines Mannes, der seine Eisenbahnträume Realität werden liess.
Von der ersten Schraube bis zur letzten Weiche – ein echtes Lebensprojekt
Alles begann 2013. Daniel Bader, gelernter Schreiner, handwerklich begabt und schon immer fasziniert von Zügen, entschied sich, seine eigene Gartenbahn zu bauen. Was damals klein begann, entwickelte sich über die Jahre zu einem Meisterwerk. Die Gleise verlegte er eigenhändig, fügte Weichen, Übergänge und Bahnsteige aus Holz, Metall und Kunststoff zusammen. Nur eine einzige Brücke stammt nicht aus seiner Hand – sie wurde von seiner Tochter Ilona Räber gebaut, die ihn bis heute in vielem unterstützt.
Die Anlage ist nicht nur technisch raffiniert, sondern auch ästhetisch liebevoll gestaltet. Zwischen den Schienen wachsen Blumen, dazwischen stehen originalgetreue Schilder, Miniaturlampen und Bahnhofsdetails. Wer sich umschaut, spürt sofort, wie viel Herzblut hier drin steckt – jedes Element erzählt eine Geschichte.
Ein Big Boy im Herzen und auf den Gleisen
Ein ganz besonderes Kapitel dieser Geschichte dreht sich um eine Lokomotive, die Bader besonders am Herzen liegt: der «Big Boy» – ein Modell der legendären UP4000-Klasse der Union Pacific Railroad. Das Original ist eine der grössten und stärksten Dampflokomotiven, die je gebaut wurden, ein Koloss aus der goldenen Zeit der Eisenbahnen in Amerika.
Baders Version ist im Massstab 1:32 gebaut – und dennoch gewaltig: 30 Kilogramm bringt das Modell auf die Waage. Mit ihrer beeindruckenden Länge und den liebevollen Details zieht sie majestätisch durch den Garten, ganz so, als wolle sie jeden Moment Dampf ablassen. «Für mich ist der Big Boy mehr als nur ein Modell», sagt der Besitzer, «er ist ein Symbol für Ingenieurskunst, für Kraft und Geschichte. Und ein bisschen auch für meinen eigenen Ehrgeiz.»
Die «Cobra» – eine Lok mit Putzdrang
Doch was wäre eine Modellbahn ohne funktionierende Schienen? Auch hier hat Bader vorgesorgt – mit einer Eigenentwicklung, die beweist, wie viel Tüftlergeist in ihm steckt: die «Cobra», eine selbstgebaute Gleisputzmaschine. Mithilfe eines 3D-Druckers und einer CNC-Fräse entwarf und baute er dieses Spezialfahrzeug, das regelmässig seine Runden dreht und die Gleise von Staub und Schmutz befreit. Damit bleibt der Betrieb störungsfrei – und der Erbauer muss nicht jede Schiene von Hand reinigen.
«Ich wollte etwas, das mir die Arbeit abnimmt – also hab ich’s halt gebaut», sagt er mit einem Lächeln. Ganz nach seinem Lebensmotto: «Chani nöd, gits ned!»
Eine Idee beim Wurstessen: Der Grill-Waggon
Neben der Technik darf auch der Genuss nicht zu kurz kommen. Und so entstand eines der originellsten Projekte auf der ganzen Anlage – der Grill-Waggon. Die Idee dazu entstand völlig spontan beim Bratwurstessen mit Tochter Ilona, die damals bei einem Grillbauer arbeitete. Die Frage stand im Raum: Warum nicht die Bratwurst auf der Bahn grillieren?
Und so baute die Tochter einen Spezialwagen, in dessen Inneren sich ein Fach für glühende Kohle befindet. Die Wurst wird während der Fahrt durch die Hitze langsam gegart. Und wie sich herausstellte, ist das System nicht nur witzig, sondern auch effektiv: Nach genau fünf Runden durch den Garten ist die Wurst perfekt gebraten. Das sorgt bei Besuchern nicht nur für staunende Augen, sondern auch für hungrige Blicke.
Über 30 Lokomotiven – jede mit Charakter
Die Sammlung von Bader umfasst mittlerweile mehr als 30 Lokomotiven – von klassischen Dampfloks über moderne Dieselfahrzeuge bis hin zu Sondermodellen, die er in liebevoller Kleinarbeit selbst umgebaut oder komplett entworfen hat. Jede Lok hat ihren Platz, ihre Funktion und ihre Geschichte. Und jede Fahrt ist wie eine kleine Inszenierung.
Seine Tochter Ilona ist dabei oft nicht nur Helferin, sondern auch Ideengeberin. Immer wieder entstehen gemeinsame Projekte – sei es ein neuer Wagen, eine kleine Landschaftsgestaltung oder eben die nächste verrückte Idee. Es ist ein Familienprojekt mit viel Liebe zum Detail.
Ein Ort zum Staunen – und zum Träumen
Wenn der Eisenbahnfan an einem sonnigen Wochenende seine Loks vorbereitet, Weichen stellt und schliesslich den Big Boy auf die Strecke schickt, dann wird sein Garten zur Bühne. Die Nachbarskinder winken, Spaziergänger bleiben stehen, Freunde kommen vorbei – und alle spüren: Hier lebt jemand seinen Traum.
Sein Beruf als Schreiner hilft ihm natürlich bei der Umsetzung. Aber was diese Anlage wirklich ausmacht, ist nicht das Werkzeug, sondern die Leidenschaft. Die Liebe zu Technik, zu kleinen Details, zur Geschichte der Eisenbahn – und zum einfachen, aber ehrlichen Glück, wenn eine Lok perfekt durch eine Kurve fährt.
Ein Garten voller Geschichten
Der Pensionär hat in Auw etwas geschaffen, das man nicht kaufen kann: eine Welt, die fasziniert, eine Anlage, die lebt, ein Ort, an dem Technik und Träume aufeinandertreffen. Seine Züge fahren nicht einfach nur im Kreis – sie erzählen Geschichten, verbinden Generationen und zeigen, was möglich ist, wenn man an seine Ideen glaubt.
Deine Enkelin Delaya Bader hat diesen Text geschrieben – aus Bewunderung und Dankbarkeit. Danke Opa, dass du mit so viel Herzblut, Fantasie und Liebe etwas erschaffen hast, das uns alle begeistert. Deine Gartenbahn ist nicht nur ein technisches Meisterwerk, sondern steckt auch voller Erinnerungen, Freude und Staunen. Du bist mein Vorbild: Kann ich nicht, gibt es nicht!