«Agro-Träff 2023» – für Kopf, Bauch und Herz
20.01.2023 AuwAuw Zum Motto «Hand in Hand» referierten zwei erfolgreiche Gründer von landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaften. Sie erzählten von ihren langjährigen Erfahrungswerten, den Hürden und den Vorzügen.
IRIS CAGLIONI
In der ...
Auw Zum Motto «Hand in Hand» referierten zwei erfolgreiche Gründer von landwirtschaftlichen Betriebsgemeinschaften. Sie erzählten von ihren langjährigen Erfahrungswerten, den Hürden und den Vorzügen.
IRIS CAGLIONI
In der Mehrzweckhalle versammelten sich am Samstagvormittag die regional ansässigen Bäuerinnen und Bauern zum «Agro-Träff 2023». Ab 9.30 Uhr füllte sich der Saal und die Gäste genossen erst Kaffee und ein frisches Brötli. Rund 160 Anwesende bestätigten den organisierenden Vereinen «Freiämter Landwirtschaftsverein» und «Landfrauen und Bäuerinnen Bezirk Muri» das Interesse am Thema Betriebsgemeinschaften. Es sollte ein geselliger Anlass mit wertvollen Informationen werden.
Christoph Meier, Präsident des Freiämter Landwirtschaftsvereins, stellte in seiner Begrüssungsansprache das Tagesmotto «Hand in Hand» vor sowie die beiden Referenten Nicolas Pavillard aus Orges VD und Roland Nussbaum aus Densbüren AG.
Speziell begrüsste Meier die Gäste Christoph Hagenbuch, Grossrat und Präsident des Bauernverbandes Aargau, Ralf Bucher, Geschäftsführer des Bauernverbandes Aargau, Daniel Müller von Landwirtschaft Aargau, Hansruedi Häfliger von Liebegg und Christoph Villiger, Gemeinderat Auw.
Im Betrieb weiterkommen
Auf der Bühne platzierte Sitzgelegenheiten erinnerten an Fernseh-Talk-Runden und als prominenter Moderator konnten die Organisatoren Adrian Krebs, Chefredaktor der Bauernzeitung, gewinnen. Mit seinem charmanten Berner Dialekt befragte er die beiden Gäste.
Beide Referenten erzählten aus ihrem Erfahrungsschatz, den sie seit der Gründung der Betriebsgemeinschaften (BG) ziehen konnten. Ein wohl gewichtiges Element darin war, dass seitdem die Landwirte in BGs wirtschaften, freie Zeit an den Wochenenden und für Ferien zur Verfügung steht. Dieses Plus an Lebensqualität wurde mehrfach erwähnt. Das sei als Alleinwirtschafter nicht selbstverständlich.
Ob nun Aargau oder Waadtland, Vertrauen und auch Toleranz mit den BG-Partnern sowie viel Kommunikation untereinander ist ausschlaggebend für ein gutes Gelingen. «Die Bürokratie wird immer grösser, auch für den allein arbeitenden Bauern. Natürlich ist das in einer BG nochmals etwas mehr, aber wir können die Aufwände durch Vier teilen», so Nussbaum.
Roland Nussbaum
Er hält zusammen mit drei Berufskollegen in Densbüren AG rund 150 Milchkühe. 167 Hektaren Fläche werden bewirtschaftet und eine gemeinsame Biogasanlage betrieben. «Eine Schwierigkeit bei der Gründung war sicherlich die Findung der richtigen, künftigen BG-Partner. Dann das Erstellen des doch sehr umfangreichen Vertrages.» Unabdingbar sei das Aufschreiben der Arbeitszeit. Ende Jahr werde abgerechnet. «Jeder kann soviel Arbeitskraft einsetzen, wie er will. Also wir haben ein fixes monatliches Einkommen. Über- und Unterzeit wird dann Ende Jahr finanziell abgegolten.»
Nicolas Pavillard
Zusammen mit drei Berufskollegen in Orges bewirtschaftet er 229 Hektaren Ackerland in einer Fruchtfolgegemeinschaft. Am Anfang standen der Wille und die Bereitschaft, zusammenzuarbeiten und einander zu vertrauen. Der Start erfolgte 2007. Ein neuer Landwirt stiess später zur Gemeinschaft. Alle könnten sich heute kaum mehr vorstellen, auszusteigen. Seit 2020 wurde die Zusammenarbeit ausgeweitet und es wurde ein gemeinsam gebauter Rindvieh- und Schweinemaststall in Betrieb genommen.
Fragen aus dem Auditorium
Moderator Krebs zog am Schluss der Referate das Publikum in die Diskussion mit ein. So kam die Frage nach gemachten Fehlern und Negativ-Punkten heraus. Persönlichkeiten der einzelnen Landwirte seien zu akzeptieren und ein paar Kilometer Distanz zum Partner sei auch kein Hindernis, meinten die Referenten.
«Man ist stärker zusammen. Offen sein dem Neuem gegenüber ist sehr wichtig. Wir in Orges würden niemals wieder allein arbeiten wollen», so Pavillard.
Nussbaum steht vor der Nachfolgeregelung mit einem jungen Landwirt. Er meinte: «Einen Nachfolger zu finden war nicht einfach, doch für unsere BG ist das von zentraler Wichtigkeit. Auf meinem Land stehen die Gebäude, die zur BG gehören.»
Gemütlichkeit gehört auch zum Freiämter Agro-Träff
Nach den spannenden Einblicken in die Arbeitswelt von Betriebsgemeinschaften durften sich die Anwesenden am reichhaltigen Buffet das Mittagessen aussuchen. Zur Verfügung stand Kürbissuppe und ein Mischsalat, Rindsbraten mit Kartoffelstock und verschiedenem Gemüse oder Rahmschnitzel mit Nudeln oder der Lonzitopf – ein Poulet Eintopf.
Das legendäre und gluschtige Dessertbuffet stammte von der Apéro-Chuchi. Eröffnet wurde es nach der unterhaltsamen Comedy-Einlage «Made in Toggenburg» von Fabian Rütsche. Seine Sprüche über Vorurteile, Politik sowie Gott und die Welt liessen die Anwesenden herzhaft lachen.
Für die Organisatoren war der Anlass ein Erfolg. Ursula Brunner ist Präsidentin der Landfrauen und Bäuerinnen des Bezirks Muri. Sie meinte: «Es war ein rundum guter, geselliger Anlass, die Leute waren zufrieden.» Auch Sebastian Hagenbuch, Aktuar des Freiämter Landwirtschafts-Vereins, erhielt nur positive Rückmeldungen: «Die Landwirte nutzten diesen Anlass zum Austausch und Fachsimpeln im wohlwollenden Rahmen. Ein grosses Danke an die rund 30 Helferinnen und Helfer. Ohne sie hätten wir den Anlass so nicht durchführen können.»