600 Kilometer zu Fuss quer durchs Land
22.08.2025 RegionWandern vom Piz Chavalatsch nach Chancy quer durch die Schweiz. Das war das sportliche Projekt von vier jungen Freiämter Männern. Am 13. Juli starteten sie, am 12. August kamen sie wohlbehalten wieder daheim an.
IRIS CAGLIONI
Wunde Fersen und ...
Wandern vom Piz Chavalatsch nach Chancy quer durch die Schweiz. Das war das sportliche Projekt von vier jungen Freiämter Männern. Am 13. Juli starteten sie, am 12. August kamen sie wohlbehalten wieder daheim an.
IRIS CAGLIONI
Wunde Fersen und Muskelkater oder Regen und Schneeflocken – egal welche Herausforderungen ihnen auf ihrer Wanderung in den Weg gelegt wurden, sie blieben dabei. «Wir laufen weiter – die Sonne wird schon noch hervorkommen», war das Motivationsmantra von Jonas Villiger, Mario Meier, Sven Lang und Ramon Seiler. Mit dieser positiven Einstellung marschierten sie in vier Wochen durch fünf Kantone, überquerten etliche Pässe, übernachteten bei gutem Wetter auf Zeltplätzen und bei Regen oder sehr tiefen Temperaturen in günstigen Unterkünften.
Bei diesem abenteuerlichen Unterfangen lernten sie die Schönheit der Schweizer Ortschaften kennen und begegneten vielen freundlichen und hilfsbereiten Menschen.
Persönliche Grenzen ausgelotet
Ziel im Westen war Chancy bei Genf. Der Start war am östlichsten Punkt der Schweiz, auf dem Piz Chavalatsch, der auf der Grenze zwischen dem Südtirol und dem Val Müstair im Kanton Graubünden liegt. Um von dort aus zu starten, wurden sie von Jonas Villigers Eltern an den Fuss des Berges gebracht. Villiger erzählt: «Wir wollten vom östlichsten Punkt aus gehen. Somit mussten wir auf den Berg, um von dort aus losmarschieren zu können.» Die ersten paar Tage waren geprägt von körperlicher Umstellung. «Es war für uns happig am Anfang. Obwohl wir alle recht sportlich sind, hatten wir Muskelkater. Doch nach den ersten Etappen wurde es immer besser.» Auch Fersenblasen gehörten dazu, doch bei einem der Wanderer entzündeten sie sich und schmerzten dadurch noch mehr. Doch er überwand den Impuls aufzugeben. Die Männer und ihre Füsse gewöhnten sich an die neuen Umstände.
Graubünden – Uri – Bern
Von der Stilfser Alm also ging es über den Ofenpass nach Zernez, Susch, weiter über den Flüelapass nach Davos, und nach den ersten sechs Tagen erreichten sie Arosa, wo der erste Pausentag eingeplant war. Von Arosa ging es via Chur, Sagogn, Trun, Rueras nach Wassen. «Es regnete viel. Als wir von Wassen Richtung Sustenpass liefen, regnete es ohne Unterbrechung», erzählt Villiger. Sie übernachteten auf der Passhöhe im Hospiz und wurden am neuen Morgen mit Schneeflocken überrascht. Auch beim Abstieg nach Meiringen regnete es permanent. «Die Wanderwege waren zum Teil kleine Bäche. Das war rutschig, und wir mussten vorsichtig gehen.» Zum Glück wartete in Meiringen eine Ferienwohnung auf sie. Dort blieben sie zwei Nächte, konnten Wäsche waschen, die Schuhe trocknen lassen und sich ausruhen.
Bern – Fribourg – Waadt – Genf
Nach Meiringen ging die Wanderung weiter über Brienz, Interlaken und Wimmis, stetig Richtung Genfersee, und auch das Wetter wollte endlich etwas mitspielen. Während der Tagesetappen in der Nähe des Freiamts – also von Meiringen nach Brienz und von Interlaken nach Wimmis wurden sie von Gastwanderern besucht. Freundinnen, Kollegen oder Familienmitglieder gesellten sich zu den Männern und begleiteten sie einen Tag lang.
Dann endlich erreichten sie bei Vevey den Genfersee, doch die Strecke dem See entlang bis nach Genf zog sich noch viele Kilometer in die Länge. Die längste Etappe war Nyon-Genf mit einer Länge von 30 Kilometern. Schön waren da die Wanderunterbrüche in den Waadtländer Reben «Da genossen wir schon mal das eine oder andere Glas Wein.»
Auf der Strecke zwischen Lausanne und dem Endziel Genf-Chancy übernachteten sie mangels Zeltplätze in Hostels oder Motels.
Einfach essen und rustikal schlafen
Den ersten Zeltplatz hatten die vier Freiämter von daheim aus gebucht, doch danach lief die Schlafplatzsuche jeweils sehr spontan ab. Dabei hatten sie lieb gemeinte, unerwartete und zum Teil abenteuerliche Unterkünfte.
Villiger erinnert sich: «In Wimmis übernachteten wir in einem kleinen Schopf neben einem Pferdestall. Schlafen im Stroh war herrlich. Bei Obersaxen wurden wir via unserem Insta-Profil von wildfremden Personen eingeladen, bei ihnen zu übernachten. Das war im ersten Moment etwas merkwürdig, doch schlussendlich superschön. Eine andere lustige Unterkunft war in einer Gärtnerei und in einer Kaminfegerwerkstatt.» Bereits bei der Planung klärten sie ab, wo allenfalls Freunde oder Bekannte eine Ferienwohnung haben könnten. So hatten sie Anlaufstellen und sehr günstige Unterkünfte.
Wenn immer möglich kochten sie selbst. «Wir hatten kleine Pfannen und einen Gaskocher mit. Sehr oft assen wir Pasta, das war leicht zum Tragen und zum Kochen.» Villiger meint, dass jeder rund 20 Kilogramm Gepäck auf den Schultern trug. Ihre Packliste verrät eine gute Vorbereitung für alle Eventualitäten und trotzdem ihre Fähigkeit, nur das Wesentliche mitzunehmen.
Was steht als nächstes Abenteuer an?
Bereits vor vier Jahren gingen drei der vier Wanderbegeisterten ein ähnliches Projekt an. Damals liefen sie von Bargen im Kanton Schaffhausen nach Pedrinate im Kanton Tessin. «Nochmals so etwas, das sehen wir im Moment nicht. Doch wir machen bestimmt wieder einmal ein cooles Projekt zusammen. Seit der Schulzeit sind wir befreundet, das verbindet.» Einziger Nachteil ist, dass nun alle Ferien aufgebraucht sind. Doch die jungen Männer sind speziell ihren Arbeitgebern dankbar, dass sie so viel Ferienzeit am Stück erhielten.