Auf dem Hof der Familie Bürkli in Muri feierte der Verein am vergangenen Samstag sein Jubiläum. Rund hundert Gäste genossen einen stimmungsvollen Abend und blickten zurück auf fünf Jahrzehnte Engagement für hochwertige Milchwirtschaft.
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Auf dem Hof der Familie Bürkli in Muri feierte der Verein am vergangenen Samstag sein Jubiläum. Rund hundert Gäste genossen einen stimmungsvollen Abend und blickten zurück auf fünf Jahrzehnte Engagement für hochwertige Milchwirtschaft.
Während vergangene Jubiläen mit aufwendigen Viehzuchtschauen zelebriert wurden, entschied man sich diesmal bewusst für ein gemütliches Fest im kleineren Rahmen. «Ein Anlass, den unsere aktiven und ehemaligen Mitglieder mit ihren Familien geniessen können, ohne nebenbei noch mithelfen zu müssen», so Vereinspräsident Lukas Villiger. Schon beim Eintreffen herrschte Feierstimmung: Zwei Musikerinnen spielten Schwyzerörgeli, und zwischen bunten Blumengestecken wurden erfrischende Getränke ausgeschenkt. Beim Nachtessen an festlich gedeckten Tischen unterhielten sich die Gäste angeregt, und so manche Anekdote aus der Vereinsgeschichte machte die Runde.
Die Holsteinisierung in der Schweiz
Die Holsteinzucht in der Schweiz hat eine bewegte Geschichte. In den 1940er Jahren war das Schwarzfleckvieh, damals vor allem im Kanton Freiburg verbreitet, stark rückläufig. Zeitweise waren nur noch rund 8’000 Kühe im Herdebuch registriert – eine Folge der vom Bund verordneten Rassengebietsabgrenzung. Ohne neue Blutlinien stieg die Inzuchtgefahr, eine genetische Auffrischung durch Einkreuzungen war dringend nötig. 1966 hob der Bundesrat die Rassenzonen auf, und der Samenimport wurde unter Auflagen zugelassen. Noch im selben Jahr importierte der Schweizerische Schwarzflechtvieh-Zuchtverband erste Holstein-Samendosen aus Kanada. Damit begann der Aufstieg der leistungsstarken Holsteinrasse, die sich rasch im ganzen Land verbreitete. Heute macht sie rund 45 Prozent des Milchviehbestandes aus.
Entwicklung im Oberfreiamt
Auch im ursprünglich vom Braunvieh geprägten Oberfreiamt erkannte man das Potenzial der Holsteiner. Im Februar 1975 wurde der Holsteinzuchtverein Oberfreiamt gegründet – mit 11 Mitgliedern und 137 Herdebuchtieren. Heute zählt er 28 Mitglieder mit 2’262 Tieren. Der Zuchtfortschritt zeigt sich eindrücklich in Zahlen: 1984 erreichte die erste Kuh im Verein eine Standardlaktation von 10’000 Kilogramm Milch – heute sind es über 540 Kühe. Auch die Lebensleistung steigt stetig: 1990 knackte erstmals eine Kuh die 100’000-Kilogramm-Marke, 2024 waren es bereits 19 Tiere.
Wertschätzung und Leidenschaft
Ehrengäste rundeten den Anlass mit Grussworten ab. Rainer Saner, Geschäftsführer von Holstein Aargau, lobte die Züchter: «Leistung und Wirtschaftlichkeit werden bei euch grossgeschrieben – ohne das Tierwohl aus den Augen zu verlieren.» «Mister Holstein» Markus Hitz, der die Entwicklung der heutigen Holsteinkuh massgeblich geprägt hat, bereicherte den Abend mit einem pointierten Referat.
So endete ein Fest, das nicht nur Genuss und Geselligkeit bot, sondern auch zeigte, wie viel Leidenschaft und Fachwissen in 50 Jahren Zuchtarbeit stecken. «Eine Feier, die nur dank regionaler Sponsoren möglich war», resümierte Villiger zum Schluss.
Für den Verein: Evelyne Heeb