Wenn Maria und Josef noch auf dem Weg sind
20.12.2024 AbtwilDie Krippe in der Kirche von Abtwil wird liebevoll von Peter Bütler und seiner Frau Margrit aufgestellt, gehegt und gepflegt. Nicht immer war sie so «regional» wie heute.
IRIS CAGLIONI
Bis vor fünf Jahren war die Krippe in der Abtwiler Kirche ...
Die Krippe in der Kirche von Abtwil wird liebevoll von Peter Bütler und seiner Frau Margrit aufgestellt, gehegt und gepflegt. Nicht immer war sie so «regional» wie heute.
IRIS CAGLIONI
Bis vor fünf Jahren war die Krippe in der Abtwiler Kirche eher dürftig und nicht mehr zeitgemäss. Der pensionierte Landwirt Bütler beschloss zusammen mit seiner Frau, das Thema anzugehen. Er erzählt, wie alles kam: «In einer Gartenausstellung in der Region wurden wir auf Krippenfiguren für gerade mal hundert Franken aufmerksam. Sie wurden so günstig verkauft, weil das Jesuskind und der Esel fehlten. Die Gärtnerei wollte wohl einfach die restlichen Teile loswerden, und so war der wichtigste Teil bereits organisiert.» In der Schweiz fand er den passenden Esel und in Österreich das Jesuskind. Mit den Jahren wuchs die Landschaft, kleine Berge kamen dazu, mehr Tiere fanden den Weg hinein und die Beleuchtung wurde angepasst. Bütler erzählt, dass die Tiere anfänglich aus Kunstharz waren. «Jetzt haben wir die Tiere ersetzt mit solchen, die ein Fell haben. Das sieht einfach schöner aus, besonders bei den Schafen.»
Den Segen des Pastoralraums hatte er von Beginn weg. Doch es sollte nicht einfach eine gewöhnliche Krippe sein, Bütler wollte etwas Besonderes. «Sie soll leben und sich verändern. Nicht nur in der Grösse der Landschaft, sondern auch während der Zeit, in der sie aufgestellt ist. Am letzten Sonntag zum Beispiel zügelte ich Maria und Josef in die Krippenlandschaft.» Wo waren diese beiden Reisenden und ihr Esel denn vorher?
Es lohnt sich, genau hinzuschauen
Die Landschaft mit Wiese, Stall, Wegen, plätscherndem Bach und Hügel ist vorne unter dem rechten Seitenaltar platziert. Sie reicht bis zu den schmiedeeisernen Gittern, die schon beinahe als «Gartenzaun der Krippe» durchgehen könnten. Doch der Weg von Nazareth bis Bethlehem ist in Tat und Wahrheit über 150 Kilometer lang, darum sind die Eltern von Jesus auch nicht zu Beginn der Adventszeit schon im Stall platziert. Sie sind noch unterwegs und haben daher ihren ersten Standort in der Kirche im rechten Beichtstuhl. Mit viel Liebe zum Detail hat Bütler beide Landschaften erstellt. Er informiert: «Den Platz im Beichtstuhl darf ich jeweils stehen lassen. Natürlich werden die Figuren entfernt und alles, was verrotten könnte, wie Moos und Zweige auch. Der Rest aber darf bleiben. Gebeichtet wird heute im Beichtzimmer, nicht mehr im Beichtstuhl in der Kirche.»
Die Krippe ist regional angehaucht
Wer im Oberfreiamt zu Hause ist und die Krippe genau betrachtet, erkennt schnell die kleinen Hinweise, die auf die Region und auch auf Geschäfte aus der Region hinweisen. Genaues Betrachten und Neugierde will Bütler noch zusätzlich wecken. Er hat ein Quiz organisiert, welches gute Augen und Geduld braucht. Damit will er auch Familien in die Kirche bringen. «Es gibt so viele kleine Details in meiner Landschaft, da können die Kinder mit den Augen suchen.» In der besinnlichen Atmosphäre der Kirche kann so vielleicht für kurze Zeit Ruhe in den hektischen Alltag einkehren.
Am 6. Januar 2025, am Dreikönigstag, findet die Verlosung statt. Bütler weiss bereits heute, wer die Glücksfee sein wird, die die vier möglichen Gewinner auslosen wird. Alle nötigen Informationen dazu finden diejenigen, die mitmachen, auf dem Formular, welches ab sofort in der Kirche aufliegt.
Selbst gemacht und dazugekauft
Ziel ist es und war es von Beginn an, so wenig wie nötig einzukaufen und vieles selber zu bauen. So hat der passionierte Krippenbauer viele kleine Dinge selbst hergestellt, anderes hat er günstig eingekauft. «Der Pastoralraum stellt mir ein kleines Budget zur Verfügung.» Doch verschwenderisch ist Bütler nicht. Es soll keine Luxus-Krippe sein, sondern ein Ort, wo Dinge entdeckt werden können, wo die Nasen neugierig hineingesteckt werden. «Dieses Jahr gibt es sogar einen Schalter, welchen mein Enkel organisiert hat. Solange man ihn gedrückt hält, bewegt sich ein Element in der Landschaft.» Was es ist, sei hier nicht verraten. Das soll jeder Interessierte selber herausfinden.