† Miggi Arnold
13.10.2023 Zum GedenkenWir fragten Muetti, was wir über ihr Leben bei der Abschiedsmesse erzählen dürfen. In etwa diesen Worten fasste sie dies zusammen:
«Mein Leben begann am 9. März 1933. Ich hatte vier Brüder und vier Schwestern. Eine der Schwestern verstarb im Kindesalter. Wir ...
Wir fragten Muetti, was wir über ihr Leben bei der Abschiedsmesse erzählen dürfen. In etwa diesen Worten fasste sie dies zusammen:
«Mein Leben begann am 9. März 1933. Ich hatte vier Brüder und vier Schwestern. Eine der Schwestern verstarb im Kindesalter. Wir wohnten auf einem Bauernhof in Wilihof, bei Triengen. Ich durfte sieben Jahre die Schule besuchen. Danach arbeitete ich in der Kleiderfabrik Frei in Sursee. Im Alter von 20 Jahren verliess ich die gewohnte Umgebung und arbeitete an diversen Orten in der Schweiz; in Hotelküchen in Hergiswil und Stäfa, danach als Haushälterin und Kindermädchen bei einer Arztfamilie in Bern. Mit dieser Familie durfte ich auch in die Winterferien und lernte Skifahren. Die Sommerferien verbrachte ich zu Hause bei den Eltern und Geschwistern. Für den Weg von Bern in den Wilihof nahm ich das Velo. Fünf oder sechs Jahre arbeitete ich auch im Haushalt einer Sägerei in der Rütenen in Beckenried.
1963 war ich bei meinem Bruder Hans in Gerenschwil, Fenkrieden. Als ich in der Waschküche am Arbeiten war, kam so ein Kleiner mit einem Korb am Arm und meinte: ‹Ich suche eine Haushälterin für die Bäckerei in Abtwil›. Wie es weiter ging, wisst ihr ja: Heirat, Kinder. Das könnt ihr dann sagen.»
Miggi Frei kam nach Abtwil, arbeitete im Laden, Haushalt und Garten und verliebte sich in den Bäcker, Klemens Arnold und er sich auch in sie! Sie heirateten und wurden die Eltern von Renate, Marietta, Mario und Erna. Die Schwiegereltern von Manfred, die Grosseltern von Erik und Kim und im 2022 das Urgrosi von Lina.
Als Vati 1997 starb, musste Muetti ihr Leben neu organisieren. Wie es bereits angedacht war, gab sie den Laden auf und besuchte Verwandte in Miami und in Kanada.
Danach wohnte sie in der Leebernstrasse in Abtwil, bis sie Ende 2005 in ihre Eigentumswohnung am Standort der «Bäckerei» zurückzügeln konnte. Muetti liebte ihre Wohnung mit dem Sitzplatz und dem Blumengarten. Genug Platz für Hund, Katzen, Igel und Vögel. Keine Ahnung, wie viele Kilos von «Miggi’s Spezial-Vogel-Futter-Mischung» pro Winter verfuttert wurden.
Muetti hat nicht viel erklärt oder diskutiert. Sie hat uns vorgelebt, was sie von uns Kindern erwartete. Durch die Doppelbelastung, Haushalt und Geschäft, hatte sie uns früh Verantwortung übergeben, indem wir mithelfen durften / mussten.
Wenn sie einmal Zeit fand und nach Luzern einkaufen ging brachte sie uns immer Legos, Micky-Mouse-, Silberpfeil- oder andere «Heftlis» mit nach Hause. Muetti war s’Grosi für alle Nachbarskinder und das allerbeste Grosi für Erik und Kim. Die «Schoggicreme» war immer parat. Im Ladentisch der Bäckerei hatte es eine grosse Schublade mit Schleckereien für die Kinder von Abtwil.
Viele Jahre war Miggi im Vorstand des Müttervereins Abtwil aktiv, dem heutigen Frauenbund.
Um etwas zu bitten oder Hilfe anzunehmen fiel Muetti nicht leicht. Wenn sie es dann doch tat, wussten wir, nun muss es sein! Als sie von den Pflegepersonen der Spitex und dem Maria-Bernarda-Heim täglich Unterstützung benötigte, nahm sie diese ergeben an. Manchmal kam dabei ihr Schalk zum Vorschein und sie machte eine witzige Bemerkung dazu.
Muetti liebte die Fasnachtszeit. Zusammen mit anderen Luzerner Frauen ging sie in den 60er/70er-Jahren verkleidet von Haus zu Haus. Daran mussten sich die «Abbeler» erst gewöhnen. Mit uns Kinder hat sie Fasnachtskleider genäht, gebastelt und uns so mit dem Fieber angesteckt. Es freute sie, dass auch die Enkelkinder und das Urenkelkind diesen Virus haben.
Eine ganz wichtige Person im Leben von Miggi war der Samichlaus. Jedes Jahr kam er vorbei, auch zu den Teenagern in der Bäckerei, was diese nicht so toll fanden. Auch letztes Jahr kam er noch auf Besuch und Muetti hat ihm ein Gedicht vorgetragen, was wir hier nicht wiederholen möchten.
Muettis schöne Altstimme war im Trachtenchor jahrelang ein sicherer Wert. Als ihre Stimme nachliess und ihr nicht mehr gehorchte, bedauerte sie dies sehr. Ihre Luzerner Tracht hat ihr viel bedeutet. Diese gab sie an ihre Enkelin weiter und war überglücklich und stolz, als diese das besondere Kleidungsstück an der Zivilhochzeit trug.
Es gäbe noch viel über Miggi zu erzählen. So hat sie gerne gelacht und gefeiert. Dies haben wir an ihrem 90. Geburtstag getan. Einige Tage später zügelte sie ins Maria-Bernarda-Heim nach Auw. Dort genoss sie das Zusammensein mit den anderen Bewohnenden. Ab Juli wurde sie immer schwächer und durfte am 19. August für immer einschlafen.
Muetti, wir danken dir für alles und wünschen dir im «Land ob de Wolke» die ewige Ruhe.
Deine Familie