Meisterhafte Inszenierung von «Polenblut»
17.03.2023 Musik/KulturArth Die Zwangspause hat den Operettenmachern von Arth einiges abverlangt. Am 10. März 2020 schloss sich der Vorhang wegen der Pandemie. So musste eine laufende Operette abgebrochen werden. Das drei Jahre lange Warten hat sich gelohnt.
IRIS CAGLIONI
Vor drei ...
Arth Die Zwangspause hat den Operettenmachern von Arth einiges abverlangt. Am 10. März 2020 schloss sich der Vorhang wegen der Pandemie. So musste eine laufende Operette abgebrochen werden. Das drei Jahre lange Warten hat sich gelohnt.
IRIS CAGLIONI
Vor drei Jahren minus einen Tag spielten sie letztmals, dann kam der grosse Unterbruch. An der Premiere vom Samstag, 11. März, erwachte das Theaterhaus zu neuem Leben. Mit der Operette «Polenblut» aus der Feder des Komponisten Oskar Nedbal führten die Arther Theaterleute ein Stück auf, das bereits zweimal auf dieser Bühne gezeigt wurde, 1974 und 1985. Die Besucher erlebten nicht nur ein genial gelungenes Comeback, sondern konnten das Feuer der Mitwirkenden sprühen sehen.
Die Handlung spielt im russischen Polen vor 1914
Die feine Gesellschaft von Warschau und der weiteren Umgebung feiert Karneval. Bei dieser Gelegenheit sollte der flotte Graf Bolo (Simon Witzig) die Tochter seines väterlichen Freundes Zarémba, Heléna (Sara Hugelshofer) kennen lernen. Es sollte eine Zweckverbindung geben, denn Helénas Geld und ihr Fleiss sollten das heruntergewirtschaftete Gut des Grafen Bolo sowie dessen Lebenswandel wieder auf Vordermann bringen.
Beide nicht begeistert von den Verkupplungsversuchen des Gutsherrn Zarémba schmiedeten eigene Pläne: Graf Bolo bezirzte die Primaballerina Wanda (Rahel Bünter). Diese war zeitgleich Popiels Auserwählte (Jonathan Prelicz). Doch Popiel ist schüchtern und als Wanda den Frauenversteher Bolo kennenlernt, wanken die Gefühle. Bolo indes will sich mit keiner binden. Er gönnte sich lieber Wein, Kartenspiel und Geselligkeit mit Freunden auf seinem Gut.
Heléna, die den Wunschgemahl ihres Vaters zumindest kennenlernen will, schlüpft in die Rolle der Wirtschafterin, die auf Bolos Gut regenten soll, um dieses wieder auf Vordermann zu bringen. Da sind Verstrickungen und Missverständnisse unausweichlich. Es wäre jedoch keine Operette, wenn am Ende nicht doch noch alles gut kommen würde.
Regie und Choreografie
Die Regisseurin Elja-Duša Kedveš reiste eigens nach Warschau, um den Spirit des Landes zu ergründen. Sie passte mit ihrer unverkennbaren Art die Operette an die mitmachenden Schauspielenden an und kreierte aus drei Bildern vier. «Ich war begeistert von der Musik, den sehnsüchtigen slawischen Klängen bis hin zu den fetzigen Tanzliedern.»
Der Titel «Polenblut» spielt auf den stolzen Charakter an, der in Polen gefestigt ist. Die Operette widerspiegelt sowohl die Vornehmheit der damaligen Aristokratie mit ihren Wertvorstellungen als auch die Einfachheit des Volkes, das trotzdem sehr viel Stolz besitzt. Kedveš erklärte, wie wichtig es für ihr Schaffen war, das Wahrzeichen Warschaus – die allgegenwärtige Meerjungfrau – als auch die jüdischen Wurzeln des polnischen Volkes und somit die Vielschichtigkeit der Bevölkerung in das Stück zu integrieren. Ebenso band sie die polnische Folklore mit ein. Diese und noch viele andere Details sind ihr hervorragend gelungen. Zwei absolute Neuheiten auf der Bühne in Arth konnte dank der Beharrlichkeit der Regisseurin ihren Platz finden, da kann der Besucher überrascht sein.
Traumhaft schöne und wertvolle Musik
Das Orchester unter der langjährigen Leitung von Beat Blättler spürte ebenfalls die lange Pause. Betont hat der Dirigent, dass die Musik in den Operetten oft innert fünf Minuten mehrfach vom rassig-zackigen Rhythmus zum langsamen und melancholischen Spiel wechseln könne. «Das ist vor allem für junge und ungeübte Operettenspieler eine grosse Herausforderung.»
Die Stücke mussten auf die Musiker und ihre Instrumente arrangiert werden. Ebenso klangvoll und harmonisch waren die Stimmen der Chorsänger. Präsident Sandro Forni und auch die Chorleiterinnen Rahel Bünter und Esther Rickenbach sagten mit Stolz und grosser Zufriedenheit, dass der grösste Teil der Arther Truppe trotz der dreijährigen Pause wieder auf und hinter der Bühne ist. Insgesamt sind rund 200 Mitwirkende an der Realisierung einer Operette in Arth involviert. Da war es besonders nach dieser langen Pause äusserst wertvoll, das eingespielte Team wieder zusammen zu haben.
Ein besonderer Ehrengast
Die Premiere ist immer für geladene Gäste reserviert und in diesem Jahr konnte Präsident Forni die polnische Botschafterin Iwona Koslowska als Ehrengast gewinnen. Die bescheiden wirkende Polin richtete nach der Vorstellung Grussworte an die Theaterleute und bedankte sich für die sehr treffende Darstellung ihres Landes, der dortigen Kultur und der Werte des Landes. Sie sei überzeugt, dass sie hier in Arth mit der Einladung auch die guten Beziehungen zwischen den Polen und den Schweizern erkennen konnte.
Der Komponist
Oskar Nedbal, geboren 1874, war bekannt als eigenständiger Musiker, dessen melodische Erfindungskraft und Klangfantasie, harmonische Finessen und dramatische Spannkraft seine Textbücher bei weitem überflügelten. So wurde denn auch der Titel dieser Operette als «degoutant» also ekelhaft bezeichnet. Uraufgeführt wurde Polenblut im Carl-Theater in Wien am 25. Oktober 1913.
Dernière ist am 6. Mai. Mehr Informationen zu den kommenden Aufführungen finden Interessierte auf www.theaterarth.ch.