Gleichstellung im Mittelpunkt
27.09.2024 MuriAm Freitagabend trafen sich 15 Grossratskandidatinnen im Singisensaal. Dabei ging es in erster Linie nicht ums Politisieren. Gemeinsam diskutieren sie über die Stellung der Frau in der Gesellschaft.
RAHEL HEGGLIN
Die Veranstaltung war organisiert von Muri ...
Am Freitagabend trafen sich 15 Grossratskandidatinnen im Singisensaal. Dabei ging es in erster Linie nicht ums Politisieren. Gemeinsam diskutieren sie über die Stellung der Frau in der Gesellschaft.
RAHEL HEGGLIN
Die Veranstaltung war organisiert von Muri Kultur. Unter dem Namen «Venus von Muri in den Grossen Rat» waren alle 22 Grossratskandidatinnen zum Podium eingeladen. 15 Frauen folgten dem Aufruf. Es sollte einen parteiunabhängigen Abend geben, bei dem die Frau im Mittelpunkt stand. Dass der Abend vor allem auch Frauen anlockte, zeigte sich am Publikum. Zwei Drittel davon waren Frauen.
Beweggründe
Die Kandidatinnen präsentierten sich in drei Gruppen à fünf Frauen. In der ersten Gruppe war unter anderem die Beinwiler Mitte-Grossrätin Franziska Stenico-Goldschmid. Bei ihrer Vorstellung erklärte sie ihre Motivation, sich für eine weitere Legislatur zur Wahl zu stellen: «Mein Antrieb ist es, etwas zu bewirken, und nicht die Faust im Sack zu machen. Zudem komme ich mit Themen in Berührung, in die man sonst nicht sehen würde.» Als Grossrätin möchte sie sich weiterhin für das Gesundheitswesen einsetzen.
In dieser Gruppe war auch die SVP-Kandidatin Vivienne Huber aus Muri. Sie will sich unter anderem in der Migrationspolitik einsetzen. Bereits in der Schule habe sie gesehen, dass sich Schweizer Kinder oft den ausländischen anpassen: «Mädchen kamen nicht in den Schwimmunterricht, nicht ins Klassenlager. Ich will da Gegensteuer geben.» Würde sie Grossrätin werden, will sie sich zudem für die Sicherheit der Frauen einsetzen und für eine florierende Wirtschaft dank tiefen Steuern. «Es ist eine Zumutung heute, wenn man allein an einem Bahnhof unterwegs ist am Abend. Da fühle ich mich nicht mehr sicher», so die 22-Jährige.
Die Grüne-Kandidatin Nadine Schneider will in den Grossrat, um sich für die Umwelt- und Klimathemen einzusetzen, und die LOVB-Kandidatin Theres Schöni will sich für ganzheitliche Gesundheitssysteme, kindgerechte Bildungssysteme und die Umwelt einsetzen.
Braucht es Anpassungen?
In der Diskussionsrunde zeigte sich, wo die Frauen finden, es brauche mehr Gleichberechtigung. Die SP-Kandidatin Ramona Stöckli hob heraus, dass es beispielsweise bei den Löhnen immer noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern gebe. Stenico-Goldschmid erklärte ihre Sicht als Grossrätin: «Ich finde, wir sind in Sachen Gleichstellung noch nicht auf Kurs. Frauen müssen für ihre Anliegen immer noch mehr kämpfen und sich beweisen.» Die SVP-lerin Huber will nichts von einem Geschlechterkampf wissen: «Ich kenne kein Recht in der Schweiz, das die Frau nicht hat und der Mann schon. Im Gegenteil, wir haben sogar weniger Pflichten, wie beispielsweise den Wehrdienst. Wir haben Geschlechterunterschiede und -interessen. Und das ist gut so. Wir brauchen keine Quotenpolitik. Ich will gewählt werden, weil ich gut bin, und nicht, weil ich eine Frau bin.» Die Grünen-Kandidatin Schneider kann dies so nicht unterschreiben: «Ich finde, wir sind noch nicht da, wo wir hinsollten. Es braucht immer noch viele Frauen, die sich in der Politik engagieren und in der Wirtschaft Führungsfunktionen übernehmen. Es braucht die Förderung der Frauen.» Zudem wünscht sie sich flexiblere Arbeitszeiten für alle, damit sich Familie und Beruf besser vereinbaren lassen.
Ähnlicher Konsens
Für eine bessere Familienpolitik will sich auch die SP-Kandidatin Doris Gasser einsetzen oder die GLP-Kandidatin Isabelle Peter. «Eine Familie zu gründen ist ein Spagat zwischen Beruf und Familie. Um diesen zu schaffen, braucht es Rahmenbedingungen, auch für Männer. Beide haben sich gemeinsam für eine Familie entschieden, also ist es auch ein Job von beiden.» Die Familienpolitik ist ein grosses Thema an diesem Abend. Die Frauen von links bis rechts wünschen sich, dass in der Gesellschaft der Mann genauso für die Betreuung der Kinder in die Pflicht genommen werden kann wie die Frau. Und dass sich die Frau für ihr Tun nicht immer rechtfertigen muss. «Als Mutter wird man viel kritisiert. Man kann es niemandem recht machen. Entweder man arbeitet zu viel, zu wenig oder ist faul», sagt Lea Küng, die Grünen-Kandidatin aus Beinwil.
Aber auch Umwelt- und Klimathemen sind ein gemeinsamer Konsens, der die Frauen bewegt. Für ein «Mehr miteinander reden» und ein «Verständnis für die Anliegen des Gegenübers zu entwickeln», will sich die Massvoll-Kandidatin aus Sins, Rahel Elisabeth Egger, einsetzen.
Wahlen
Beim anschliessenden Apéro konnten sich die Frauen weiter austauschen und die Themen vertiefen. Dabei hatte das Publikum die Möglichkeit, sich direkt mit den Kandidatinnen für die Grossratswahlen auszutauschen.
Welche Frau es schlussendlich nach Aarau schafft, wird sich an den Wahlen vom 20. Oktober zeigen.