Die Vocal Friends aus Sins rocken Hünenberg
23.06.2023 HünenbergDer Chor «Vocal Friends» hat am Sonntagabend das erste seiner drei Jahreskonzerte gegeben. Die reformierte Kirche war mit mehr als 200 Besuchern «ausverkauft». Chor und Band gaben alles, die Stimmung war super.
ANNETTE KNÜSEL
Es war der ...
Der Chor «Vocal Friends» hat am Sonntagabend das erste seiner drei Jahreskonzerte gegeben. Die reformierte Kirche war mit mehr als 200 Besuchern «ausverkauft». Chor und Band gaben alles, die Stimmung war super.
ANNETTE KNÜSEL
Es war der erste Auftritt des Chors seit 2019. Dreizehn ganz neue Stücke haben die Vocal Friends seit Ende der Pandemie einstudiert und am Sonntag zum Besten gegeben. Das Motto: Pop & Rock. Dem Konzert in Hünenberg werden noch zwei Konzerte in Sins und Hochdorf folgen.
Let’s rock!
Begleitet wurde der Chor von einer vierköpfigen Band: Livia Marras an den Keyboards, Chris Stalder an der E-Gitarre, David Zopfi am Bass und Beat Wurmet an den Drums. Mit ihrem rockigen Intro schuf die Band ab dem ersten Ton Atmosphäre. Ein voller, markiger Sound begleitete den Einzug des Chors und stellte klar: Gospel, Folk oder Musical war gestern – heute geht’s zur Sache, let’s rock!
Doch statt in schwarzem Leder traten die Laiensänger in Jeans und weissen Shirts an. So konnten sie dem heissen Sommerabend schon rein optisch eine frische Note geben. Mit offensichtlicher Freude und auch ein bisschen Nervosität strahlten sie ins Publikum. Gleich darauf lag die ganze Aufmerksamkeit bei Chorleiter Renato Belleri.
Starker Rhythmus, zarte Melodien
Den pulsierenden Rhythmus der ersten beiden Stücke, «Believer» (Imagine Dragons) und «Summer in the City» (Joe Cocker), trieb die Band souverän voran, ein grooviges Gitarrensolo inklusive. Der Chor liess sich davon mitreissen, setzte die Anleitungen von Renato Belleri zunächst jedoch eher pflichtbewusst als leidenschaftlich um.
Der zweite Song-Block begann mit der Ballade «All of Me» von John Legend. Das lange Solo in diesem Stück wurde gefühlvoll interpretiert von dem jungen Chorsänger Robin Rusch aus dem Tenor. In «Victoria Line» (Pegasus und Anna Rossinelli) hielten sich Gitarre und Bass zurück. Vor allem die Keyboards begleiteten das melodische Wechselspiel zwischen den Männerund Frauenstimmen. Dem Chor gelang dabei ein geschlossener, harmonischer Klang mit viel Wärme. Es war, als würden ein Mann und eine Frau im Duett singen.
Der Chor singt sich frei
Bei «Hallelujah» (Pentatonix) schliesslich hatten sich die Sängerinnen und Sänger endgültig freigesungen: Sie legten einen verspielten, lautmalerischen Klangteppich aus lauter «dum-dumdum-ah» und anderen Silben unter die wunderschöne Melodie des Solisten Robin Rusch, alles a-capella, ohne Begleitung durch die Band. Das Publikum rief Bravo.
Nach einer kurzen Moderation von Thomas Rusch, der das Publikum sympathisch durchs Programm führte, wurde es wieder rockig. Patricia Stalder betrat die Bühne und heizte dem Publikum ordentlich ein. Mit «Mighty Quinn» (Manfred Man), «I Love Rock’n Roll» (Joan Jett) und «Crocodile Rock» (Elton John) wurde aus dem Konzert eine Rock-Show. Lebhaft und ausdrucksstark entzündete die Solistin ihr Gesangsfeuerwerk. Mit dem gleichen Feuer begleiteten sie der Chor und die Band. Die bekannte Textzeile «Me and Susi had so much fun» wurde zum Leben erweckt und die Freude am Singen war mit Händen zu greifen.
Herzerwärmend waren die folgenden drei Stücke: «Tears in Heaven» (Eric Clapton), «One Moment in Time» (Whitney Houston) und «Viva la Vida» (Coldplay). In der melancholischen Grundstimmung gelang es dem Chor, das Singen nach Noten hinter sich zu lassen und statt dessen bewegende Geschichten zu erzählen.
Das Schwierigste zum Schluss
Die beiden schwierigsten Stücke bildeten den Abschluss des Konzerts: «Feel it Still» (Portugal.The Man) und «We are the World» (USA for Africa). Während «Feel it Still» sehr bewegliche Lippen erfordert, weil in kurzer Zeit viele Silben gesungen werden müssen, besteht die Herausforderung bei «We are the World» darin, hoch genug zu singen und auch im Verlauf der Melodie oben zu bleiben. Gross ist die Gefahr, dass die Töne absinken. Beide Herausforderungen meisterte der Chor mit Bravour. Das letzte Stück wartete zusätzlich mit einer besonderen Perle auf: Für ein kurzes, ziemlich frei zu interpretierendes Solo wagte sich die Sopranistin Susanne Ruhstorfer ans Mikrofon. Ihr Mut und ihr Können wurde mit einem begeisterten Zwischenapplaus belohnt.
Chorleiter Renato Bellini zeigte sich nach dem Konzert sichtlich zufrieden mit seinen Sängern. Und Chor-Aktuarin Kirsten Kennel hielt fest: «Wir waren nicht sicher, wie viele Menschen uns in Hünenberg kennen, und sind begeistert, dass doch so viele gekommen sind.» Mal sehen, ob die Plätze bei den Konzerten in Sins (heute Abend!) und Hochdorf für den Publikumsansturm ausreichen werden.