Das vielschichtige Thema «Energie»
15.11.2024 MuriDas Energieforum, organisiert von der Gemeinde Muri, der Energie Freiamt AG und der Repla Oberes Freiamt, lockte zahlreiche Teilnehmende an. Ehrengast mit einer gehaltvollen Grussbotschaft war Altbundesrätin Doris Leuthard.
IRIS CAGLIONI
Eingeladen waren die ...
Das Energieforum, organisiert von der Gemeinde Muri, der Energie Freiamt AG und der Repla Oberes Freiamt, lockte zahlreiche Teilnehmende an. Ehrengast mit einer gehaltvollen Grussbotschaft war Altbundesrätin Doris Leuthard.
IRIS CAGLIONI
Eingeladen waren die Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger aus Wirtscha!, Zivilgesellscha! und Politik aus der Region. So füllte sich der Saal rasch mit über 150 Personen. Gemeindepräsident Hanspeter Budmiger hiess die Gäste im Namen der Gemeinde Muri und der Repla Oberes Freiamt zusammen mit ihrem Themenpartner, der Energie Freiamt AG, die Gäste willkommen. «Ein ganz besonderes Willkommen geht an Doris Leuthard. Schön ist es, Sie heute hier bei uns zu haben», begrüsste er die Alt- Bundesrätin. Energie sei ein Thema, das die Menschen seit jeher bewege, meinte er.
Als Einstieg in den Abend informierte Budmiger, dass viele grosse Veränderungen im Bereich Energie auf uns zukommen werden, und dass diese rasant kommen werden oder gar schon hier sind. Er ist überzeugt, dass in unserer Region im Bereich der Energien durchaus viel Potenzial und Optimierungsbedarf vorhanden ist. «Im Verbund – also zusammen – können wir dieses Potenzial am besten ausnutzen.» Dann übergab er das Mikrofon der Luzerner Journalistin und Moderatorin Karin Frei.
Doris Leuthards Grussworte
«Ich finde es unheimlich wichtig, dass man hier im Freiamt zusammensitzt und über so wichtige Themen diskutiert wie Energie. Doch Energie ist nicht nur Strom, auch wenn meistens dann nur über Strom gesprochen wird. Spricht man über Energie, geht es um viel mehr als nur Strom. Strom macht hier rund einen Viertel unseres Energieverbrauchs aus. Der Rest ist aber auch wichtig. Es geht darum, alles miteinander zu verknüpfen.» Leuthard informiert über die weiteren Aspekte, die ebenfalls zu berücksichtigen sind, mit Augenmerk auf die Beschaffung, den Transport und die Versorgung. «Die Versorgungssicherheit ist sehr wichtig. Fällt die Zulieferung zum Beispiel wegen eines Krieges aus, dann wird die Beschaffung von Energie schnell sehr teuer.»
Also bestehe ihrer Meinung nach das Interesse, vom Transport, von der Beschaffung, der Speicherung, dem Netztransport und den Netzkosten, der Abgaben bis hin zu den Endkundentarifen eine gesamtheitliche Diskussion zu führen. «Es braucht ein neues Denken und ein neues Planen.»
Am Ende ihrer 20-minütigen Rede stellte Leuthard noch eine spezielle Frage in den Raum: «Warum soll das Freiamt nicht eine Energiestadt werden? Ihr hättet das Potenzial, jede Gemeinde hat eine Stärke, die eingebracht werden könnte. Man könnte so zusammen Ziele erarbeiten.»
Auf dem Weg der Energiezukunft
Das anschliessende Referat zum Thema «Energiezukun!» wurde von Dr. Peter Morf gehalten. Er ist Leiter «Energietechnologien» und Innovationsexperte am Hightech-Zentrum Aargau und zeigte mit Grafiken auf, wie sich fortschrittliche Erfindungen auf Gesellscha!en auswirken, sowohl früher wie auch heute.
«Grosse Erfindungen stossen am Anfang immer auch auf negative Resonanz, bis diese neuen Erfindungen zum Alltag gehören. Hier ein paar Beispiele: 1881 wurde die erste Lampe erfunden, heute gibt es sie überall. Das Auto, das die Pferdekutsche ablöste, war nicht willkommen, denn es stank und war lärmig. Heute ist es allgegenwärtig. Heute sind wir im Prozess der Ablösung des Verbrennermotors durch den Elektroantrieb. Auch hier gibt es unterschiedliche Meinungen, bis er zur Normalität zählt», erörterte Morf.
Er zeigte den Evolutionskreislauf auf. Wachstum und Abhängigkeit erzeugen gemäss seinen Ausführungen Druck. Dieser Druck entsteht aus den Krä!en der Umwelt, aus den geopolitischen, den sozialen, den politischen und den ökonomischen Krä!en. An einem gewissen Punkt kippt der Widerstand in Akzeptanz. Die Innovationen – ob alte, erneuerte oder ob radikal neue – werden ausbalanciert mit Regulationen und durch die Politik. Darauf folgt wieder Wachstum und Abhängigkeit. Der Kreis ist geschlossen und geht wieder von vorne los.
Podiumsdiskussion mit vier Köpfen
Morfs Ausführungen zeigten auch die nachhaltigen Energiepotenziale der Schweiz von über 300 Terrawattstunden pro Jahr auf: Windenergie mit 29 TWh/a, Photovoltaik mit über 150 TWh/a, Wasserkra! mit 37 TWh/a und Geothermie mit über 22 TWh/a. Auch zeigte er die Energieperspektiven 2050+ auf.
Diese Themen wurden im Anschluss an das Referat im Podiumsgespräch erörtert. Anwesend waren Robin Koch, Leiter der Stromproduktion der AEW Energie AG Aarau, Dr. Andreas Kuhn, Inhaber und CEO der Solar Manager AG und Christian Strebel, Geschä!sführer der Energie Freiamt AG. Diese beiden Firmen haben ihren Sitz in Muri.
Fragen aus dem Publikum
Moderatorin Karin Frei stellte den Podiumspartnern abwechselnd Fragen und motivierte die Gäste im Saal, ebenfalls ihre Anliegen und Fragen zu stellen. So wurden Fragen gestellt zu mehr öffentlichen Ladestationen für die E-Mobilität oder zu den Möglichkeiten und dem allfälligen Unterstützungsbedarf vonseiten der Politik, damit das Fachwissen gebündelt werden könne.
Ein weiterer Diskussionspunkt war die noch mangelnde Möglichkeit der Speicherung von Strom. Die Frage an die Stromproduzenten, ob sie motivierter seien, den zu viel produzierten Strom zu verkaufen, statt ihn zu speichern und in Mangellagen zu nutzen, wurde verneint. Zur mangelnden Speichermöglichkeit hatte die Alt-Bundesrätin bereits zu Beginn des Abends ein passendes Sinnbild: «Strom speichern, dass ist der Elefant im Raum.»
Vernetzen und weiterdiskutieren
Nachdem die Moderatorin von jedem Redner noch einen letzten Schlusssatz abgeholt hatte, bedankte sich Gemeindepräsident Budmiger bei allen Mitwirkenden für ihr Kommen. Er lud bereits für das Energieforum am kommenden 5. November 2025 ein. Im Anschluss an den rund zweistündigen Themenabend wurde den Gästen ein reichhaltiger Apéro offeriert, bei welchem die Gespräche intensiv weiterdiskutiert wurden.