Daphne Gautschi lebt ihren Traum
08.11.2024 MuriEine Murianerin spielt an der Handball-Europameisterschaft in der Schweiz! Am 28. November bis 3. Dezember bestreitet das Schweizer Frauen-Nationalteam seine Vorrundenspiele in der St. Jakobshalle in Basel.
EDI WIDMER
«Ich freue mich extrem», strahlt ...
Eine Murianerin spielt an der Handball-Europameisterschaft in der Schweiz! Am 28. November bis 3. Dezember bestreitet das Schweizer Frauen-Nationalteam seine Vorrundenspiele in der St. Jakobshalle in Basel.
EDI WIDMER
«Ich freue mich extrem», strahlt Daphne Gautschi. Die gebürtige Murianerin steht im Aufgebot für die erste Handball Europameisterschaft der Frauen auf Schweizer Boden. Am Freitag, 29. November startet sie mit dem Schweizer Nationalteam gegen die Färöer ins EM-Turnier. Zwei Tage später folgt bereits das zweite Spiel gegen Dänemark und zum Abschluss steht das Duell gegen Kroatien auf dem Programm. «Wir werden unser Bestes geben», verspricht Gautschi.
Für die Frau aus Muri ist es bereits die zweite Teilnahme an einer Europameisterschaft. Vor zwei Jahren in Slowenien schied sie mit der Schweiz in der Vorrunde aus. Jetzt möchten die Schweizerinnen zeigen, dass sie Fortschritte gemacht haben. «Ich will viele Goals erzielen und das Team unterstützen», sagt die 24-Jährige. Schliesslich ist sie in ihrer Sportart kein unbeschriebenes Blatt. 2019 wurde sie zur besten Schweizer Handballerin gewählt und in der letzten Saison zur zweitbesten Rückraumspielerin auf der linken Seite in Frankreich.
Ja, richtig gelesen, in Frankreich. Gautschi spielt ihre zweite Saison beim Verein Plan-de-Cuques in Marseille. Dort wohnt sie auch mit ihrem französischen Freund. «Hier gefällt es mir mega», freut sie sich und geniesst dort das Leben als Handballprofi. Ihr Alltag besteht aus Trainieren, Essen, Physiotherapie und Spazieren – am liebsten am Meer. «Es gibt hier viel zu entdecken und das Wetter ist fast immer schön.»
Nicht so wie in Muri. Von wo aus sie vor acht Jahren ausgezogen war, um die Welt zu erobern. Alles begann im Klosterdorf, als sie neun Jahre alt war. Leon, ihr kleiner Bruder, überredete sie, ins Handballtraining zu kommen. Das Handball-Gen lag schon in der Familie. Bereits der Cousin und die Cousine spielten in der Schweiz in der höchsten Spielklasse. Und ihre Schwester Minna steht im Line-up der 1. Mannschaft in Muri. In diesem Team spielte auch Gautschi, als sie 12 Jahre alt war. Weil sie eigentlich noch zu jung war, um mit den Erwachsenen mitzuspielen, musste sie eine Sonderlizenz beantragen.
Mit 17 als Profi in Frankreich
Mit 15 ging sie an die Sportkanti in Aarau. Dort spielte sie bereits in der Nationalliga A mit dem LK Zug. Ihr Talent blieb auch im Ausland nicht verborgen. Schon mit 17 folgte der Transfer nach Frankreich. In Metz musste sie neben dem Sport die Kanti abschliessen. «Das war wegen der Sprache sehr schwierig», erklärt sie. Deshalb brauchte sie nach der Schule erstmal ein Jahr Pause, bevor sie mit dem Wirtschaftsstudium an der Fernuni begann.
Handballerisch führte sie die Reise nach zwei Jahren weiter nach Deutschland. Bei Neckarsulm erlebte Gautschi eine schwierige Zeit. Zehn Tage nach der Covid-19-Impfung ging nichts mehr. «Ich war wie tot», sagt sie. Niemand wusste, was es war, und niemand konnte helfen. Schlussendlich landete sie mit einer Thrombose im Spital. Zwei Wochen lag sie nur im Bett. Sechs Monate lang war an Sport nicht zu denken. Zum Glück erholte sich die Handballerin wieder und wechselte zurück nach Frankreich, wo sie wieder Fuss fassen konnte und zu alter Stärke zurückfand.
In Marseille spielt sie eine wichtige Rolle im Verein. Der Wechsel zu Plande-Cuque hatte zwei Gründe. Sie wollte viel spielen und lernen, und ihr Freund wollte in den Süden. So bekamen beide, was sie wollten. Ende Jahr läuft ihr Vertrag aus. Wie es weitergeht, weiss sie noch nicht. Einerseits gefällt es ihr sehr gut in Südfrankreich, andererseits möchte sie gerne im Europa-Cup spielen. Dazu müsste sie zu einem Spitzenverein. So einer wäre Györ in Ungarn. Immerhin liess ihr Freund durchblicken, dass er mit ihr überall mitkommen würde. Als Buchhalter kann er auf der ganzen Welt arbeiten.
TV Muri Handball
Frauen spielen Handball. Das hat in Muri Tradition. Bereits 1979 wurde das erste Damenteam beim TV Muri Handball gegründet. Zum Team der ersten Stunde gehörte neben der späteren Nationalspielerin Josy Beer auch Luzia Küng. Was aus Freude am Sport entstand, trug bald Früchte. Zwei Jahre nach der Gründung stiegen die Frauen in die 2. Liga auf. «Die Jungs akzeptierten uns schnell», sagt Küng.
Seit dem 50-Jahr-Jubiläum, vor drei Jahren, gelang es den Murianern dank der Zusammenarbeit mit Handball Wohlen, dass der TV Muri auf allen Stufen im Juniorinnenbereich ein Team sowie Frauenteams in der 2. und 3. Liga stellen kann.
Damit auch alle Mannschaften eine Trainingsmöglichkeit haben, gibt es in Muri bald eine Lösung. Am 4. Januar wird die neue Trainingshalle Bachmatten feierlich eröffnet.