Auf das Notwendige reduziert
31.10.2025 MuriDie Badi als Teil einer umfassenden Schul- und Freizeitanlage Bachmatten – darüber stimmt Muri an der «Gmeind» ab. Letztendlich läuft es auf ein Abwägen von Nutzen und Kosten hinaus.
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Die Badi als Teil einer umfassenden Schul- und Freizeitanlage Bachmatten – darüber stimmt Muri an der «Gmeind» ab. Letztendlich läuft es auf ein Abwägen von Nutzen und Kosten hinaus.
tst | «Die Investitionen sollten es uns wert sein, dass wir wieder stolz sein können auf unsere Badi.» Das hält ein Votant fest. Nach einer ausführlichen Präsentation über die Mängel, die zu beheben sind, und über die Art und Weise, wie dies die Gemeinde zu tun gedenkt. Und nach diversen kritischen Voten gegen einzelne Projektteile und insbesondere gegen die Kosten. Die Einwohnergemeindeversammlung stimmt über ein Kostendach von 12 Millionen Franken ab. Dazu eine weitere Million für eine Badewasserheizung mit Wärmepumpe, dämmender Beckenabdeckung sowie Photovoltaikanlage. Davon erhofft man sich insbesondere einen Mehrwert fürs Schulschwimmen, dürfte damit die Badi-Nutzungsdauer doch von drei auf sechs Monate verdoppelt werden, von den Frühlings- bis zu den Herbstferien. Mit den bereits ausgegebenen drei Millionen summieren sich die Gesamtkosten somit auf rund 16 Millionen Franken, die Parkierungsanlage, die nicht durch Steuergelder, sondern verursachergerecht aus dem Parkraumfonds finanziert wird, nicht eingerechnet. «Ist uns die Badi das wert?», lautet entsprechend die Frage, die sich die Stimmberechtigten im Hinblick auf die «Gmeind» vom 20. November stellen müssen.
Zahn der Zeit und Ansprüche
Die Besucherzahlen zeigen: Die Badi ist beliebt – und wichtig für die ganze Region, wie Gemeinderat Beat Küng betont: «Würden alle Badi-Nutzer auf natürliche Gewässer ausweichen, würden die kollabieren», sagt er, mit Hinweis auf Schweiss und Sonnencrème. Bei der Planung vor 45 Jahren sei Weitsicht bewiesen worden. Inzwischen haben allerdings verschiedene Bauteile das Ende ihrer Lebensdauer erreicht. «Der Zahn der Zeit nagt massiv», formuliert dies Betriebsleiter Martin Burkart, ehe er konkreter wird: Die Zugangsrampe ist ein Nadelöhr, zu steil, und sie rostet, das WC ist nicht barrierefrei zugänglich. Weiter nennt er Unfallgefahren, unnötig hohen Wasserverbrauch sowie defekte Armaturen und Schlösser. Weiter haben sich die Bedürfnisse geändert, wie Burkart, Sohn der ersten Betriebsleiter, selbst miterlebt hat: «Pommes frites reichen heute nicht mehr. Und die Leute wollen nicht anstehen.» Entsprechend brauche es Platz, um den Betrieb zu entflechten. Dazu gehört, dass man sich für Glacé und Getränk nicht in die gleiche Reihe einordnen muss wie fürs Mittagessen.
Das neue Restaurant wird über 144 Plätze verfügen, wovon 30 drinnen im «Stübli» sind. Das lässt sich bei Bedarf leicht anpassen: «Vieles ist modular aufgebaut», so Burkart. «Das Restaurant ist das Kerngeschäft», betont der Bademeister, «von dem lebt die Genossenschaft.» Genannte Genossenschaft betreibt das Freibad samt Gastronomie. Die Einwohnergemeinde leistet einen jährlichen Betriebsbeitrag von 10’000 Franken. Und sie finanziert die Bauprojekte.
Kurze Wege und klare Struktur
Das vorliegende Gesamtprojekt soll die Badi fit machen für die nächsten Jahrzehnte. Am Siegerprojekt «Tulipa» aus dem Architekturwettbewerb habe man noch einmal intensiv den Rotstift angesetzt, versichert Küng. Das Wünschenswerte wurde weggestrichen, bis nur noch das Notwendige blieb. Dazu gehört nebst der Sanierung die Entflechtung. Konkret soll der Zugang in die nordwestliche Ecke des Areals verlagert werden. Dort plant die Gemeinde einen winkelförmigen Neubau, der im Sinne einer umfassenden Freizeitanlage nicht nur die Badi gegen den Wald hin erschliesst, sondern auch den Sportplatz und den Pumptrack gegen die Bünz hin. Mit geplanten Kosten von 5,3 Millionen Franken ist dieser Neubau der finanziell grösste Brocken im Gesamtkonzept. «Die Winkelform gibt Identität und strahlt in die Anlage aus», erklärt Architektin Mireya Heredero. Geplant ist ein Holzbau mit grossen Glasflächen im südlichen Restaurantteil. Das Konzept sieht Selbstbedienungsgastronomie mit kurzen Wegen vor. «Das ermöglicht effiziente Betriebsabläufe», so die Architektin. Ein wichtiger Aspekt für die nicht gewinnorientierte Badi-Genossenschaft, für die gemäss Präsident André Stierli nebst den beiden Festangestellten zu Spitzenzeiten bis zu 15 Leute auf Stundenbasis wirken. An solchen Tagen tummeln sich dann allerdings auch gegen 2’500 Badende auf der Anlage.
Die Entflechtung gilt nicht nur für die Bauten, sondern fürs ganze Areal. Lebhaftigkeit und Dynamik haben darin ebenso Platz wie das Ruhebedürfnis. Neu werden Spielplatz und Babybecken zusammengeführt – auch im Sinne der Sicherheit für die ganz Kleinen. Der bestehende Badi-Pavillon mit der Vereinsküche bleibt erhalten. Und die Schwimmbecken werden mit Edelstahl verkleidet. Das sei zwar in der Anschaffung etwas teurer, gleiche sich durch die längere Lebensdauer und die einfachere Reinigung allerdings langfristig wieder aus, so Peter Fink, Fachplaner Badewassertechnik. Für die Beckenrestaurierung sind insgesamt rund drei Millionen Franken vorgesehen.
Rückhalt der Region angestrebt
Ein Votant sprach sich für eine günstigere Materialisierung der Beckenverkleidung aus. Diverse andere wünschen sich, dass die Nachbargemeinden stärker in die Pflicht genommen werden, deren Einwohner von der Badi profitieren. Der Nutzen für die Region werde durchaus anerkannt, so Küng. Auch wenn sich die Nachbargemeinden nicht vorgängig zu einem fixen Kostenverteiler verpflichten wollten, ist er überzeugt, dass sich in partnerschaftlicher Kooperation vieles erreichen lasse. Als Beispiele nennt er die Hausarztpraxis Muri Freiamt und die Regionale Integrationsfachstelle (RIF) Oberes Freiamt. «Man sollte den Nachbargemeinden mehr Druck machen», hielt ein Votant fest. Dazu fehle der gesetzliche Handlungsspielraum, so Küng. «Wir können nur an den Goodwill und die Kooperationsbereitschaft appellieren.» Für Badi-Besuchende aus Gemeinden, die sich nicht beteiligen wollen, steht ein um zwei bis drei Franken höherer Eintritt im Raum. «Wir versuchen, eine gute Lösung zu finden», so Gemeindepräsident Hans-Peter Budmiger.


