ARA umfassend saniert und erweitert
10.01.2025 MuriEin zusätzliches Havariebecken. Die Schlammverarbeitung erfolgt neu vor Ort. Ein erweiterter Gasspeicher, eine Photovoltaikanlage. Vor allem aber ein GAK-Filter. Die Sanierung und Erweiterung der ARA sind quasi abgeschlossen. Muri übernimmt damit schweizweit eine ...
Ein zusätzliches Havariebecken. Die Schlammverarbeitung erfolgt neu vor Ort. Ein erweiterter Gasspeicher, eine Photovoltaikanlage. Vor allem aber ein GAK-Filter. Die Sanierung und Erweiterung der ARA sind quasi abgeschlossen. Muri übernimmt damit schweizweit eine Vorreiterrolle.
ake | Hier, wo einst das erste Klärbecken der ARA Muri stand. Zuletzt wurde hier ausgefaulter Schlamm gelagert. Der runde Bau ist noch immer zu erkennen. Weil damit auf den Bau einer neuen Baugrube verzichtet werden konnte. Die neue GAK-Filtrationsanlage passt perfekt hinein in das einstige Klärbecken. «So ersparten wir uns viel», weiss Milly Stöckli, zuständige Gemeinderätin. Die ARA liegt nahe am Grundwasser, Baugruben auszuheben ist schwierig, aufwändig und kostenintensiv. Stattdessen wurde Infrastruktur, die es nun nicht mehr braucht, weiterverwendet. «Das ist doch sinnvoll?», fragt Stöckli rhetorisch. Die GAK-Filtrationsanlage ist das Herzstück der nun bald abgeschlossenen Sanierung und Erweiterung der ARA Muri. Rund dreieinhalb Jahre wurde hier gebaut, erweitert, verändert. Auch damit nun mit granulierter Aktivkohle das Wasser noch mehr gereinigt werden kann.
Vier Filterzellen mit je 45 Kubikmetern granulierter Aktivkohle sind es. Sie filtern Spurenstoffe, Mikroverunreinigungen, aus dem Wasser. Häufig kommen sie aus Medikamenten, Reinigungsmitteln oder Kosmetika. Und sie schaden der Umwelt. Darum war die Gemeinde Muri 2016 mit dem neuen Gewässerschutzgesetz des Bundes vor keine einfache Entscheidung gestellt. Die Durchmischungsmenge in der Bünz stimmte nicht mehr. Änderungen mussten her. «Wir haben uns mit anderen ARA-Betreibern in der Region zusammengesetzt», sagt Stöckli. Varianten gab es drei: eine Fusion mit der ARA Wohlen, das gereinigte Wasser in die Reuss zu pumpen oder einen GAK-Filter einzubauen. «Die Wohler Lösung war zu teuer, jene mit der Reuss konnten wir aus ökologischem Gewissen nicht machen, hätten wir doch das Problem einfach verlagert.» Der Gemeinderat entschied sich für die GAK-Lösung – als eine der ersten Gemeinden mit einer kleinen ARA im ganzen Land.
Becken neu beschichtet, Gasspeicher erweitert
2019 folgte das Ja an der «Gmeind» zu knapp 12 Millionen Franken. 2021 folgte der Baustart. Dabei wurde die ARA nicht nur um eine GAK-Filtration erweitert, sondern auch saniert. Neu beschichtete Becken, ein zusätzliches Havariebecken, ein erweiterter Gasspeicher, Investitionen, damit die Schlammverarbeitung weitgehend vor Ort erfolgen kann, und das Wirbelbett. 83 Kubikmeter kleine Teilchen mit grosser Oberfläche wurden den Biologie-Becken zugefügt. «Damit haben wir die Oberfläche um 13 Fussballfelder vergrössert», erklärt Klärmeister Clemens Schaffhauser. Während sich die Biologie vorher nur an der Beckenoberfläche einnisten konnte, kann sie es nun zusätzlich an den vielen kleinen Teilchen. «Damit erhöhen wir die Kapazität entscheidend, auch was das Wachstum der Gemeinden in Zukunft betrifft.» In der ARA Muri wird das Abwasser aus drei Gemeinden gereinigt: Muri, Buttwil und Geltwil.
Dreieinhalb Jahre Bauzeit, und das bei stetig laufendem Betrieb. Clemens Schaffhauser blickt auf intensive Zeiten zurück. «Wir mussten improvisieren, ganze Betriebsstrassen temporär ausser Betrieb nehmen. Aber wir konnten die Werte immer in einem guten Bereich halten.» Genaue und akribische Planung sei diesbezüglich der Schlüssel zum Erfolg.
Für Betonpreis angemeldet
Seit rund einer Woche sind die vier GAK-Filter nun im Einsatz. Das neue Gebäude war baulich der Abschluss der umfassenden Sanierungs- und Erweiterungsarbeiten. Während Stöckli finanziell von einem Überschuss von wenigen Prozenten ausgeht, gab es zeitlich rund ein Jahr Verzögerung. Der Grund dafür liegt vor allem beim GAK-Gebäude. Dass dieses genau in das bestehende runde Becken passe, habe laut Teo Rigas von der Abteilung Bau und Planung einiges an zusätzlichem Planungsaufwand mit sich gebracht. Kommt hinzu, dass sich der Gemeinderat entschied, die Fassade den bestehenden Gebäuden anzupassen. Nicht grünes Wellblech, aber Wellblech-Optik. «Gegossener Beton, und das über eine Fläche von 11 mal 18 Metern, in einem Guss, einmalig», sagt Teo Rigas. Entsprechend sei das Projekt nun auch beim Betonpreis angemeldet.
Zu 99 Prozent ist das Projekt der Sanierung und Erweiterung der ARA nun abgeschlossen. Letzte Anpassungen fehlen noch, Programmierungsarbeiten, im Frühling folgen die letzten Oberflächenbeläge, Rinnen und die Umgebungsarbeiten. «Es läuft gut», zieht Clemens Schaffhauser ein erstes Fazit. Auch wenn noch vieles neu sei. «Neue Erkenntnisse kommen laufend dazu», sagt er. Gleiches gilt für neue Herausforderungen. «Wann etwa der erste Filter regeneriert werden muss?» Anhaltspunkte von anderen Anlagen fehlen. «Aber auch hier können wir uns auf die Technik verlassen.»
Chance für Fische in der Bünz
Die ARA Muri reinigt das Abwasser also noch mehr. 24 Proben im nächsten Jahr werden zeigen, ob alle Analysen stimmen. Somit kann das Wasser auch weiterhin der Bünz zugeführt werden. «Das war uns wichtig. Die Bünz führte in den letzten Jahren immer wieder wenig Wasser. Hätten wir das gereinigte Wasser der Reuss beigefügt, würde noch mehr fehlen», sagt Stöckli. Auch darum habe der Gemeinderat den Entscheid für einen GAK-Filter bisher noch keine Sekunde bereut. Der Umweltgedanke freut auch Schaffhauser. «So können wir Fischen eine Chance geben, in der Bünz zu bleiben.» Im noch besser gereinigten Wasser aus der ARA Muri, mit viel weniger Spurenstoffen.
Im Sommer wollen das ARA-Team und der Gemeinderat an einem Tag der offenen Tür Einblick ins hochmoderne Funktionieren der ARA geben.