Wer gut zu Fuss ist kommt zum Zug!

Mühlau
Die Problematik am und um den Bahnhof gibt erneut zu reden. Nach gut zehn Jahren löste die SBB den Wartungsvertrag mit der Gemeinde per 30. September 2018 auf. Die Treppen am Bahnhof allerdings beschäftigt die Bevölkerung stärker.
ci. Das Bauamt Mühlau ist seit dem 1. Oktober 2018 nicht mehr beauftragt und nicht mehr berechtigt, den Winterdienst am Bahnhof zu gewährleisten. Auf Anfrage des Anzeigers Oberfreiamt informierte Martin Heller, Gemeindeammann von Mühlau, dass die SBB als Grundeigentümerin die Verantwortung trage. Es entziehe sich seinen Kenntnissen, wer jetzt für die Wartung am Bahnhof zuständig sei. Heller betonte: «Die heutige Situation ist für uns nicht zufriedenstellend. Die Räumungsarbeiten liessen zu wünschen übrig.» Dies sei aber nicht das einzige Problem am Bahnhof.
Altbekannte Bedürfnisse
Der Winterdienst ist nur ein Thema rund um den Bahnhof. Viel mehr stören sich die befragten Mühlauer am Zugang zum Gleis 2, Fahrt Richtung Lenzburg. Er kann nur über Treppen erreicht werden. Steht man nun auf dem Perron, ist noch ein Tritt in den Zug zu bewältigen. Dieser ist aufgrund der Zugsneigung, die durch die Kurve entsteht, je nach Position unterschiedlich hoch.
Für Rollstuhlfahrer, Mütter mit Kinderwagen und allgemein gehbehinderte Personen wird somit das Benutzen des einzigen örtlich vorhandenen, öffentlichen Verkehrsmittels erheblich erschwert wenn nicht gar verunmöglicht. Bauliche Massnahmen wären nötig und erwünscht. Ob sich das aber in den kommenden ein bis drei Jahren realisieren lasse, sei noch ungewiss. Viele, insbesondere ältere Menschen seien auf den Zug angewiesen. Eine Lösung für den leichteren Zugang auf der Bergseite stehe auch beim Gemeindeammann im Fokus.
Laut Heller werden leider Projekte von den zuständigen Stellen immer wieder nach hinten verschoben – die Sparmassnahmen seien überall spürbar, nicht nur beim Winterdienst. «Die Regionalplanungsverband Oberes Freiamt wird die nächste Anlaufstelle sein, an welche ich mich wenden werde», so Heller.
Stimmen aus der Bevölkerung
Caroline H. wohnt seit 27 Jahren in Mühlau. Seit jeher ist sie mit den ÖV unterwegs. «Diesen Winter hatten wir ja nicht viel Schnee und Eis. Ich fahre oft, aber nicht täglich mit dem Zug.» Die Schneeräumungsarbeiten habe sie nicht als mangelhaft empfunden. «Wir sind froh, gibt es den Bahnhof überhaupt noch. Der Zug ist das einzige öffentliche Verkehrsmittel in Mühlau» erzählte sie. Auch Passanten am Bahnhof waren grundsätzlich mit dem Winterdienst zufrieden. «Wir fahren regelmässig mit dem Zug. Solange wir noch gut zu Fuss unterwegs sind und Treppen steigen können, ist das unsere tägliche Fitness», erzählte ein Paar. Das ist eine lobenswerte Lebenseinstellung und Akzeptanz der Situation.
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