Wie schädlich ist Mobilfunkstrahlung?

Sins
Franz und Denise Ulrich aus Hohenrain hielten in Sins einen Vortrag zum Thema 5G. Die Teilnehmer erfuhren, welche Auswirkungen WLAN- oder Mobilfunk-Strahlen haben.
pc. 5G ist zurzeit in aller Munde. Für die anstehende Digitalisierung von technischen Geräten ist dieser Mobilfunkstandard zwingend nötig. Doch wie wirkt sich die elektromagnetische Strahlung auf die Gesundheit der Menschen und auf die Natur aus? Franz und Denise Ulrich aus Hohenrain wollten es genauer wissen und machten eigene Tests in ihrem Labor und draussen in der Natur. Die Ergebnisse stellten sie kürzlich in Sins mit einem Vortrag vor. Rund 100 Interessierte kamen ins Hotel Arcade. Gleich zu Beginn stellten die Referenten klar, dass sie sich nicht gegen technische Errungenschaften wehren. Franz Ulrich ist Energieberater in 18 Gemeinden – unter anderem im Oberfreiamt. Denise Ulrich ist Geographin.
5G kurz erklärt
5G heisst die fünfte Generation des Mobilfunkstandards. 1G gab es bereits ab den 60er-Jahren. Es wurde für Autotelefone gebraucht – damals riesige Kästen. 1992 kam 2G. Damit konnten erstmals SMS verschickt werden. Nokia-Zeit. Die Übertragungsrate betrug weniger als 0,2 Mbit pro Sekunde. 3G kam 2004. Mit etwa 40 Mbit/s konnte im Internet gesurft werden. Qualitativ hochwertige Filme online auf dem Smartphone schauen konnte man erst mit 4G ab 2010 (1000 Mbit/s). 5G hat nun eine Übertragungsrate von 100‘000 Mbit/s – und ist damit 100 Mal schneller. Damit soll eine umfassende Digitalisierung vorbereitet werden. Künftig wird praktisch jedes technische Gerät vernetzt sein, vom selbstfahrenden Auto bis zur Waschmaschine oder Lampensteuerung im Wohnzimmer. Man geht derzeit von 100 Milliarden Endgeräten weltweit aus. Also etwa 13 Geräte pro Erdenbewohner.
Moratorien gefordert
Übertragen werden die Daten auf Mobilfunkfrequenzen. «Je höher die Frequenz, desto kürzer die Wellenlänge. Und desto mehr Mühe hat die elektromagnetische Strahlung, durch Gegenstände wie Wände, Regentropfen oder Bäume durchzudringen», so Franz Ulrich. Deshalb müsse entweder die Sendeleistung erhöht oder mehr Antennen aufgestellt werden. Oder beides. Die Mobilfunkanbieter sind derzeit fleissig am Aufbau des 5G-Netzes, das bis Ende Jahr – die Schweiz übernimmt dabei eine Vorreiterrolle – fertig erstellt sein soll. Es sind jedoch noch viele Fragen offen. Gemäss Ulrich gibt es genügend Studien und Untersuchungen, welche die gesundheitlichen, negativen Wirkungen aufzeigen. Dementsprechend gross ist der Widerstand im Land. Überall werden Moratorien gefordert, drei Kantone in der Westschweiz haben solche erlassen. Der Bund intervenierte. Durch die Einhaltung von Grenzwerten sei die Strahlung unbedenklich.
Die Treiber von 5G
Unterschiedliche Organisationen fördern 5G. Gewinner sind vor allem Swisscom, Salt und Sunrise. Aber auch der Staat profitiert, indem bei der Vergabe der Funklizenzen Geld in die Bundeskasse fliesst. 380 Millionen waren es bei der ersten 5G-Vergabe. Sicher profitieren auch Teile der Wirtschaft, die 5G-Geräte herstellen oder Zulieferfirmen. Nicht zuletzt profitieren Google, Facebook und Co. Alles schön und gut, wenn klar wäre, dass die Strahlung für Mensch und Natur ungefährlich ist. Doch das ist gemäss Ulrich nicht so.
Wie schädlich ist 5G?
Bei der 5G-Technik handelt es sich um elektromagnetische Strahlung, ähnlich wie die Strahlen einer Mikrowelle. «Wasser eignet sich hervorragend, die Einflüsse von Mobilfunkstrahlen aufzuzeigen», so Denise Ulrich. In ihrem Labor nutzt sie ein Dunkelfeldmikroskop. Damit kann sie Wassertropfen aus der Nähe betrachten. Am Vortrag zeigte sie unterschiedliche Wasserbilder vor und nach der Bestrahlung (siehe Fotos). Die Unterschiede waren deutlich zu erkennen. Aus bunten kaleidoskopartigen Tropfen wurden dunkle einfältige, man könnte fast sagen kränkliche Gebilde. «Der Mensch besteht zu rund 70 Massen-Prozent aus Wasser. Hingegen sind sogar 99 Prozent der menschlichen Moleküle Wassermoleküle», so die Geographin. Das macht nachdenklich. Ulrich zeigte weitere Untersuchungen, die sie in ihrem Labor mit Wasser, Blut- und Speichelproben machten. «Die Erkenntnisse sind brisant.» Franz Ulrich zeigte Ergebnisse von Studien, welche die Auswirkungen der Strahlung von WLAN- und Mobilfunk beschrieben.
Situation im Oberfreiamt
Franz Ulrich fragte 18 Gemeinden in der Umgebung an, wie es bezüglich 5G-Antennen aussieht. «In Aristau, Auw, Buttwil und Dietwil gibt es Baugesuche für neue Antennen», so der Elektroingenieur. Es sei den Gemeinden allerdings nicht klar, ob es sich um 5G-Antennen handelt. Von Kallern und Sins erhielt er keine Antwort. In den restlichen Gemeinden sei keine 5G-Antenne vorhanden und werde zurzeit keine geplant. Auf einer Online-Karte des Bundes, auf der Mobilfunksender eingezeichnet sind, war im Frühling in Sins eine 5G-Antenne markiert. Diese ist heute nicht mehr vorhanden. «Das war wohl eine Testphase», so Ulrich. Die Bewilligung für einen Dauerbetrieb ist von der Gemeinde Sins noch nicht erteilt.
Was, wenn man nicht will?
Schlussendlich müsse man selber überlegen, wie man mit der Thematik umgeht. Jede und jeder müsse bei sich selber anfangen. «Wenn der Bund nichts macht und die Kantone zurückpfeift, müssen die Gemeinden sich wehren und Baubewilligungen vorerst nicht erteilen», fordert Ulrich. Privatpersonen können Einsprachen machen. Gesetzlich habe man sonst nicht viele Möglichkeiten. Telefonieren mit dem Handy kann auch schädlich sein. Hier hat man aber die Möglichkeit, selber zu entscheiden, ob man es machen will oder nicht. «Eine 5G-Antenne strahlt 24 Stunden am Tag, die kann ich nicht abschalten», ergänzt Ulrich. Nach dem Vortrag konnten die Teilnehmer noch Fragen an die Referenten stellen und sich austauschen.